Donnerstag, 28. November 2019

Aus dem Nähkästchen

Ideenlos 



So eine Woche kann verdammt schnell rum sein. Kaum habe ich einen Beitrag für das Nähkästchen fertig geschrieben, durchgelesen, mit dekorativen Bildchen aufgehübscht und veröffentlicht, ist Ruck Zuck schon wieder Mittwoch. Tempus Fugit, wie Annorax sagte. Beziehungsweise mein Lateinlehrer.
Normalerweise ist Mittwoch der Tag, an dem ich mich hinsetze und meine Notizen durchschaue, die ich immer wieder mal schön regelmäßig unregelmäßig mit neuen Ideen füttere. Oder ich greife blind in mein CD Regal und höre mir in Ruhe das so gefundene Stück Musik an. Manchmal übernimmt meine Zufallswiedergabe diese Aufgabe. Beim hören überlege ich mir, woher ich diese CD habe, wie ich die Band entdeckt habe, oder wie zum Geier ich irgendwann mal der Meinung sein konnte, dass ich dieses Machwerk brauche. Daraus entwickelt sich in meinem Kopf meistens eine Grundidee für einen Text. Ich setze mich vor den PC oder greife mir Blatt und Stift. Und dann geht es eigentlich ganz von alleine. Die Idee fließt aus dem Kopf auf das Papier – egal ob digital oder analog – und der erste grobe Entwurf steht. Das lese ich mir einmal durch, entferne die allerschlimmsten Tippfehler, Wiederholungen und andere grobe Schnitzer, und lasse es dann erst einmal liegen. In der Zwischenzeit suche ich aus meinem Fundus die passenden Bilder raus. Oder mache Neue. Dabei hat sich mein herrlich bunter, psychedelischer Teppich als perfekter Hintergrund erwiesen. Übrigens, alle Fotos auf dem Nähkästchen stammen von mir. Ich benutze kein Equipment, dass über die Kamera an meine Handy hinausgeht.
Wenn das dann erledigt ist, wird der Text noch einmal überarbeitet. Neue Ideen kommen dazu, unnötige Textteile verschwinden. Es ist ein bisschen wie das Schleifen, nachdem man mit seiner Laubsäge eine schöne Figur ausgesägt hat. Bin ich schließlich damit zufrieden, wird gespeichert und der PC heruntergefahren. Oder eben das Notizbuch geschlossen. Am Donnerstag bleibt dann meistens nur noch, ein paar mal Korrektur lesen. Oder eben das Abtippen des Handaufschriebs.
Text hochladen, Bildchen dazu, und zack: ein neuer Metalnähkästchen Beitrag hat den Sprung in die Weiten des Internets geschafft.
Normalerweise.
Gestern saß ich vor meinen Notizen. Nichts. Hab CD nach CD aus dem Regal geholt. Nichts. War spazieren. Nichts. Ein paar halbgare Gedankenblitze, ein paar Aufhänger. Aber nichts, was auch nur Ansatzweise wirklich als Idee durchgehen würde.
Deshalb stelle ich euch keine neue CD vor, habe keine neue Buchentdeckung dabei und erzähle euch auch nicht von meinen Ausflügen oder Erlebnissen.
Ganz ohne Musik lasse ich euch aber nicht sitzen. Seit gut zwei Wochen läuft „Wanderer“ von „Geäst“ wieder bei mir rauf und runter. Und bereitet mir große Freude. Liegt wahrscheinlich am Wetter.

Donnerstag, 21. November 2019

Mein CD Regal


Primal Fear

Seven Seals

 

 


Eigentlich wollte ich heute gar keine CD vorstellen. Aber meine Zufallswiedergabe hat anders entschieden. Während ich mein Bilderarchiv nach einem netten Ort für „Raus. Gehen.“ durchsucht habe, hat diese mir innerhalb einer dreiviertel Stunde satte drei mal Primal Fear um die Ohren geschleudert. Und das, obwohl in meiner ganzen Musiksammlung nur die „Seven Seals“ zu finden ist. Eine erstaunliche Trefferquote.
Also hab ich die Zufallswiedergabe ausgestellt, den Bilderordner geschlossen, mich in den Schaukelstuhl gesetzt und zum ersten mal seit einer gefühlten Ewigkeit die CD der schwäbischen Heavy Metal Institution in Ruhe am Stück angehört. Danach hatte ich den ganzen Tag gute Laune und ein dickes Grinsen im Gesicht.
Das liegt jedoch in erster Linie nicht an der Musik an sich. Geboten wird ganz klassischer Heavy Metal. Solide. Klassisch. Innovationsbefreit. Aber trotzdem höchst unterhaltsam.
Was die Scheibe für mich persönlich so besonders macht, ist etwas anderes: Es ist die erste CD, die ich mir von eigenem Gehalt – nicht Taschengeld – gekauft habe. Und es ist mein erster Blindkauf. Von Primal Fear hatte ich bis dahin noch nie was gehört. Aber das Cover fand ich hübsch. Und es stand in der Heavy Metal Abteilung. Was soll also schon schief gehen? Eben. Gesehen, gekauft, gehört. 

Schnörkelloser Heavy Metal auf einem spielerisch ganz hohen Niveau – einen besseren Glücksgriff hätte ich damals wohl kaum landen können. Damals war das genau mein Fall.  Das Ding lief gefühlt eine Ewigkeit – egal ob beim Autofahren, beim Haushalt oder zum Nerven von Freunden. Und es wurde einfach nie langweilig. Pfeilschnelle Songs, knackige Midtempo Stampfer. Und mit „Diabolus“ ein richtig guter Metal Song, der beides vereint. Ich konnte mich nicht satt hören.
Und heute? Nun ja, ohne die Euphorie und den Enthusiasmus, den man immer hat, wenn man neue Musik für sich entdeckt, hat die Platte schon einiges an ihrem Unterhaltungswert verloren."Higher, Fire, Desire" Bands hab ich inzwischen mehr als genug gehört.  Aber im Gegensatz zu anderen CDs, die ich mir zu meiner Anfangszeit gekauft habe und die jetzt Staubfänger im Regal spielen, kann ich das Ding immer noch hören. Und manchmal macht es sogar richtig Spaß. Das liegt wohl an den beiden Hauptverantwortlichen hinter der Band: Matt Sinner und Ralf Scheepers. Beide lange im Geschäft, der eine verantwortlich für „Sinner“, der andere Sänger bei „Gamma Ray“. Namen, die mir damals nichts gesagt haben. Bands, von denen ich noch nichts gehört hatte bis dahin. Heute weiß ich: die Jungs sind einfach ein Garant für gute Rock und Metal Songs. Die jahrelange Erfahrung der Musiker ist es dann auch, die den recht geradlinigen Songs dann das Gewisse etwas verleiht.
Ja, heute würde ich mir die CD so wohl nicht mehr kaufen.Und wohl auch keine zweite. Was ich bisher sonst noch so gehört habe, ist zwar auch sehr gut, fällt  für meine Begriffe jedoch unter "Kennst du eine, kennst du alle." 
Aber wenn ich – oder meine Zufallswiedergabe - mal wieder Bock auf geradlinigen Metal zum Kopf frei kriegen habe, dann ist diese CD immer noch ganz vorne dabei.

Donnerstag, 14. November 2019

Mein CD Regal


Dark Tranquillity

Atoma

 

 


Eine Band, gegründet 1990 rum in Schweden. Elf Alben. Headliner Touren um den ganzen Globus. Gast auf den kleinen, größeren und größten Festivals. Mitbegründer der sogenannten Göteburger Schule.
Und bis dato so gar nicht auf meinem Schirm. 

Ja, ich wusste dass es sie gibt. Ja, ich wusste, dass sie zu den Stil prägenden Bands gehören und eigentlich alleine deshalb Pflichtprogramm für den geneigten Langhaarigen sind. Ziemlich sicher kenne ich auch einzelne Songs von ihnen, ohne zu wissen, dass es sich dabei um Dark Tranquillity handelt. Bisher bin ich jedoch nie dazu gekommen, mich näher mit ihnen zu beschäftigen. Was weniger an mangelndem Interesse an der Band liegt. Leider hat meine Woche nur sieben Tage, und die nur je 24 Stunden. Bei der Flut an Alben und Bands, die hörenswert sind,komme ich einfach nicht immer hinterher. Meine Liste mit „Hör mal rein“ wächst fast genauso schnell, wie ich sie abhaken kann.
Aber, Wühltisch sei dank, die Bildungslücke Dark Tranquillity ist ein bisschen geschlossen worden.

Atoma hört man vor allem eines an: die Jungs sind wirklich lange dabei und wissen genau, was sie tun. Routiniert, ohne zu langweilen.
In wie weit der Sound von Atoma jetzt noch was mit Death Metal zu tun hat, dass überlasse ich den Jungs, denen solche Begriffe wichtig sind. Das Album kommt brutal daher, ohne wirklich brachial zu werden. Und geht sofort ins Ohr. Manche mögen da „Poppig! Ausverkauf!“ rufen, aber die Band schafft es, trotz dieser Eingängigkeit nicht Langweilig zu werden. Das Album hat jetzt mehrere Durchgänge bei mir überstanden, ohne dass sich irgendwie beim hören etwas abgenutzt hat. Das ist an sich schon ein Kunststück für sich.
Das nächste: viele CDs verleiten mich immer wieder dazu, auf die Skiptaste zu drücken. Einzelne Songs zünden, das ganze Album eher nicht. Bei Atoma ist es genau andersherum. Einzeln, für sich, rauschen die Songs in mein Ohr und ziemlich sofort wieder raus. Auf Albumlänge jedoch überzeugt mich die Musik komplett. Zusammen erzeugen die Songs eine ruhige, melancholische Atmosphäre, wobei jedes Stück wie ein Puzzleteil für das große Ganze wirkt. Perfekt, um bei nebligem Herbstwetter im Schaukelstuhl zu sitzen, einen guten Scotch zu trinken und das Kopfkino an zuschmeißen.
Kurz: Atoma hat mich überzeugt. Die Musik ist auf den Punkt, schnörkellos und kommt ohne viel Schnick Schnack daher. Und erzeugt trotzdem eine angenehme Atmosphäre. Das Artwork der CD passt da ganz gut dazu: der Gitarrist Niklas Sundin hat einige stimmungsvolle, aber recht schlichte Bilder beigesteuert, die wunderbar zur Grundstimmung passen.
Nun gilt es, zumindest ein paar der zehn weiteren Alben zu entdecken. Es ist sicher spannend zu hören, wie die Entwicklung zu diesem Sound über die Jahre gelaufen ist. Meine Liste ist wieder ein Stück länger geworden.



Donnerstag, 7. November 2019

Bücherkiste


Terry Pratchet

Maurice, der Kater


Ratten! Eine wahre Plage sucht die Stadt heim. Ein Rattenfänger muss her. Der ist auch schnell gefunden. Ein junger Mann zieht mit seiner Katze durch die Lande, um mithilfe seiner Flöte Städte von den vierbeinigen Plagegeistern zu befreien.
Was die Leute nicht wissen: sie sind Opfer einer Betrügerbande geworden. Der Junge – vielmehr sein Kater – arbeitet nämlich mit einer Gruppe Ratten zusammen.Die Ratten werden vorausgeschickt, pinkeln ins Mehl, zeigen sich in Vorräten, stiften ein bisschen Chaos.Sobald die Stadt einen Rattenfänger sucht, tritt der Junge auf den Plan. Eine fingierte Rattenplage, ein bisschen Flötespielen, Belohnung kassieren: einfach verdientes Geld. Nur diesmal ist es anders: es sind bereits Rattenfänger vor Ort, die eine lang andauernde Plage bekämpfen. Das obwohl die Rattengruppe keinerlei Spuren anderer Ratten findet. Nur ein paar alte Spuren, und der Geruch von Angst. Dazu beginnt die Gruppe allmählich, ein gewissen und moralische Werte zu entwickeln. Ist es richtig, Menschen zu betrügen und Lohn für eine nicht gemachte Arbeit zu kassieren? Das gemütliche Leben des Katers gerät mehr und mehr in Gefahr.


Terry Pratchtet nimmt das bekannte Thema „Der Rattenfänger von Hameln“ auf und dreht sie einmal durch den Scheibenwelt Wolf. Herauskommt eine wirklich unterhaltsame Geschichte zum schmunzeln. Der Kater und die Ratten haben nämlich ein Problem: Intelligenz. Die Ratten haben Abfälle der magischen Universität gefressen und dadurch die Fähigkeit, zu denken und zu sprechen, erhalten. Maurice wiederum ist durch den Genuss einer dieser Ratten damit angesteckt worden. Anstatt sich nun gegenseitig zu Fressen, fangen Katze und Ratten an, miteinander zu Arbeiten. Die Katze entwickelt den perfiden Plan, reiche Städte mithilfe der Ratten auszunehmen. Das läuft recht gut, bis die Ratten plötzlich anfangen, moralische Bedenken zu entwickeln und die Pläne der Katze zu durchkreuzen. Und auch Maurice lernt nach und nach die Schattenseiten der Intelligenz kennenzulernen: schlechtes Gewissen, Verhaltensregeln, der Unterschied zwischen Richtig und Falsch. Alles Dinge, die als normale Katze nie ein Problem waren.
Pratchet schafft es, philosophische Grundthemen einfach und unterhaltsam anzureißen: die Ratten dabei zu begleiten, wie sie von einem wilden Rudel zu einer organisierten Gesellschaft zusammenwachsen, macht Spaß.
Dazu kommt, dass es für Scheibenwelt Verhältnisse und für Pratchet insbesondere eine wirklich einfache Geschichte ist. Während die „dunkle Seite der Sonne“ auf jeder Seite mindestens einen Knoten im Gehirn verursacht, lässt sich „Maurice“ schön am Stück lesen. Gerade für Leute, die bisher einen Bogen um die Scheibenwelt gemacht haben, ist Maurice dadurch durchaus interessant.
Mir persönlich hat das Lesen jede Menge Spaß gemacht – die Rattenfänger Variante ist durchaus eine gute Urlaubsbgeleitung. Und durch die Probleme, welche Katze und Ratten mit dem Denken bewältigen müssen, lässt es sich auch wunderbar mehrmals lesen.