Donnerstag, 11. Februar 2021

Bücherkiste

 Mercedes Lakey, Josepha Sherman

The Bards Tale – Burg der Verräter


Lockdown Zeit. Aufräumzeit. Und die perfekte Zeit, um endlich mal wieder Ordnung ins Bücherregal zu bringen. Den „ungelesen“ Stapel wenigstens ein bisschen zu dezimieren. Und den „gelesen“ Stapel ein zu sortieren oder in die Tasche zum wegbringen zu legen. Manche Bücher allerdings springen zwischen dieser Tasche und dem Regal fröhlich hin und her. In einem Moment denk ich mir „Hach, dass ist ganz nett, dass kann bleiben.“ Im nächsten „Ach Her je, was für einen Kitschschinken hab ich mir da wieder angelacht?“. Diese Bücher bewegen sich in letzter Zeit deutlich mehr als ich mich selbst.

„Bards Tale“ gehört zu diesen sportlicheren Exemplaren. Vor einigen Jahren habe ich es aus einem öffentlichen Bücherregal mitgenommen. Seitdem liegt es immer auf dem „kann weg“ Stapel, nur um dann kurz vor dem Wegbringen auf den „Bleibt da“ Stapel zu wandern. Es macht es aber einem auch nicht wirklich leicht.

Das Leben als Lehrling des berühmtesten Barden überhaupt ist aufregend, spannend, voller Ruhm und Abenteuer. Das dachte zumindest Kevin. Aber Wäsche waschen, Tonleitern auswendig lernen und Besorgungen machen sind nicht gerade die großen Taten, die er sich erträumt hat. Ein Auftrag seines Meisters jedoch verspricht Abwechslung von seinem eintönigen Leben in einem einsamen Kuhdorf. Und entpuppt sich als genauso dröge wie alles Andere auch. Ein Buch abschreiben ist nun einmal eine eintönige Arbeit, egal ob er es in seiner Kammer macht oder in der Bibliothek des Grafen Vollmer. Als dessen Nichte entführt wird, unterbricht der Junge Lehrling seinen Auftrag und macht sich mit einer bunt gemischten Heldentruppe auf, um die Jungfrau in Nöten zu befreien. Ruhm, Ehre und Abenteuer liegen endlich zum greifen nahe!

„Burg der Verräter“ ist ein Stand Alone Roman, der in der Welt von „Bards Tale“ spielt. Ein Opa der Computer Rollenspiele, der vielen bis heute noch Freudentränen in die Augen treibt. Mir nicht, für die Frühneunzigerwerke bin ich etwas zu Jung. Ich gehöre zu einer Generation, die eine Maussteuerung als Minimum an Spielbarkeit erwartet. Das Remake aus den 2000er habe ich angespielt, aber nun ja: das ist aus meiner Sicht wirklich schlecht. Warum hab ich also überhaupt mir das Buch geschnappt, wenn mir doch jeglicher Bezug fehlt?

Reiner Wunderfitz – Neugierde auf Hochdeutsch. Außerdem gefällt mir das Cover ungemein: ich mag diese Hand gemalten Bilder mit einem leichten Muskelfetish, wie sie in den 90igern so ziemlich jeden Fantasy Roman schmückten, einfach unglaublich gerne. Ich mag Kitsch.

Durch mein fehlendes Hintergrundwissen jedoch kann ich sagen: das braucht es nicht. Ein paar Anspielungen und eventuell bekannte Schauplätze entgehen mir natürlich, aber die Geschichte verstehe ich ohne Probleme. Das liegt vor allem daran, dass sie recht einfach gestrickt ist und sich vom Niveau her sich ungefähr auf einem Abenteuer einer Pen und Paper Runde bewegt. Böse Bösewichte, strahlende Helden. Tückische Zauberrinnen. Totenbeschwörer. Ein Held der mit dem dunklen in sich selbst kämpft. Intrigen. Schlachten. Kurzum, alles was ein Abenteuer braucht. Den Originalitätspreiß gewinnt das Buch dadurch nicht, aber es liest sich sehr flott und richtig unterhaltsam. Das liegt auch an der leichten Priese Humor, die recht gezielt eingestreut wird. Etwas, was die Silberrücken immer ins schwärmen bringt, wenn sie vom PC Spiel reden. Und was dem Remake deutlich missglückt. Da ist Schluss mit Lustig, das springt gleich zu albern. Vielleicht schaue ich mich mal um, ob es eine technisch leicht aufgearbeitete Variante der Original Spiele gibt.

Der Humor ist es übrigens auch, der das Buch zum Wanderer zwischen Regal und Tüte macht. Man kann es immer wieder lesen, ein bisschen schmunzeln und das Gehirn in Urlaub schicken. Unterhaltung muss nicht immer anspruchsvoll sein.

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