Donnerstag, 4. Februar 2021

 Edguy

Rocket Ride

 

 

Ich kaufe gelegentlich Platten einfach mal nur aufgrund des Covers. Ein hübsch mit Filzstift gemaltes Bild voller Totenköpfe und Gedärme wie bei „Deserted Fear“ zum Beispiel. Eine geschickte optische Täuschung wie bei Savatages „Edge of Thorns“. Schlichte Eleganz wie bei „Disilisuion“. Manchmal ist der optische Reiz eines Albums einfach ein absoluter Kaufgrund. Und wenn die Musik nur so lala ist – immerhin hat man dann was Hübsches zum anschauen.
„Rocket Ride“ ist ein Album, das dieses Kriterium definitiv nicht erfüllt. Selbst ein einfallsloses Bandfoto wäre als Frontbild deutlich interessanter als das – was auch immer dass sein soll. Comicart? Quitschebunt finde ich ersteinmal gar nicht mal so verkehrt. Aber das ist irgendwie...seltsam. Und auf seine eigene Art und weiße verstörender als ein klassisches Heavy Metal Album Cover. Wie schockt man Leute, die an Leichenteilen, Drachen und Muskelmännern schon Alles gesehen haben?

Gut, immerhin passt es zum Album Titel. „Rocket Ride“ heißt das Teil, ein solcher ist auch zu sehen. Und der wirre Zick Zack Kurs, den das Gefährt des irren Jockers verfolgt, ist ein wunderbares Sinnbild für die Musik auf dem Album. „Rocket Ride“ steht nicht nur drauf, der ist auch drinn. Positiv könnte man „abwechslungsreich“ dazu sagen. Weniger enthusiastisch ist „planlos“ passender. Und ich tendiere zu letzterem. Klassische Edguy Vollgas Nummern stehen neben unnötig langen, aufgeblähten Bombaststücken und belanglosen Hardrock Nummern, die im besten Fall einfach nur an einem vorbei plätschern. Im schlimmsten Fall wundert man sich, wie zum Geier die Bon Jovi Platte in den CD Spieler gekommen ist. Nicht ganz ernst gemeinte Nummern gehören zu Edguy auch schon immer dazu, aber während ich diese auf den Vorgänger Alben als nette Auflockerung empfunden hatte und manchmal wirklich noch – bis heute sogar – schmunzeln musste, funktionieren sie auf dieser Scheibe einfach gar nicht und nerven einfach nur. Vielleicht war ich zum Erscheinungszeitpunkt auch einfach schon aus dem „Hihi, er hat Pimmel gesagt“ Humor draußen.

Als das Album damals erschien, war es eine ernsthafte Enttäuschung. Der Vorgänger „Hellfire Club“ gehörte mit zu meinen ersten selbst gekauften Metal Alben. „Tears of a Mandrake“ wurde schnell nachgekauft, und beide zusammen waren lange Zeit die am meisten rotierenden CDs. Dementsprechend groß war die Vorfreude auf „Rocket Ride“. Und dementsprechend groß die Enttäuschung. Einzelne Songs wie „Return to the Tribe“, bei dem mich im Solo Part eine Gitarre auslacht, sind richtig gut. Aber das war es dann auch. Das gruselige Cover ist tatsächlich noch mit das Beste an der Scheibe – inzwischen habe ich mich an die quitschebunte Optik gewöhnt und diese Hässlichkeit hat als Kuriosum einen kleinen Platz in meinem Herzen gefunden. Optisch halt, nicht musikalisch.

Für mich war das Kapitel Edguy damit auch beendet. Die ganz frühen Alben haben mich nicht mehr so richtig überzeugen können. Und beim Nachfolger der „Rocket Ride“ war der Name – „Tinitus Sanctus“ das Beste an der ganzen CD. Danach hab ich nie mehr versucht, mich in irgendetwas von „Edguy“ rein zuhören. Der Aha Effekt ist für mich einfach vorbei. Die Begeisterung, die „Hellfire Club“ damals bei mir ausgelöst hat, ist längst abgekühlt. Live allerdings haben „Edguy“ durchaus hohen Unterhaltungswert. Ein Konzert mit viel Musik und ein paar wenigen Ansagen sollte man halt nicht erwarten. Es ist eher eine Tobi Ein Mann Unterhaltungsshow. Aber als feiern sämtlicher Rockstar Klischees mit ein paar musikalischen Zwischenspielen macht das definitiv Laune. Mir zumindest, und dass damals schon zu einem Zeitpunkt, als ich auf Platte nichts mehr mit ihnen anfangen konnte.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen