Donnerstag, 18. Februar 2021

Mein CD Regal

Memoriam

For the Fallen

 



Vor ein paar Jahren war ich mit einem Kumpel in Heidelberg unterwegs. Da wir noch ein bisschen Zeit hatten, bevor der Zug fuhr, sind wir in den nächsten Laden für Unterhaltungselektronik gelatscht und haben die CD Abteilung durchwühlt. „Da, dass wird dir gefallen.“ war der einzige Kommentar, mit dem er mir das Debut von „Memoriam“ in die Hand drückte.

Völlig ohne Vorwissen und nur mit der vagen Vermutung, dass es sich um Death Metal handeln könnte, hab ich das Ding daheim in aller Ruhe mal angehört. „Joa. Ganz nett.“ war der erste Gedanke. Geradliniger Death Metal mit britischem Einschlag, irgendwo zwischen „Bolt Thrower“ und „Benediction.“ Für das erste Album von ein paar Jungspunden richtig stark. Knackige Songs die druckvoll aus den Boxen knallen und trotzdem herrlich räudig klingen. So wie es sein soll. Originell und Neu geht natürlich anders, aber für Liebhaber der vorher genannten Bands definitiv unterhaltsam. 

Beim Blättern im Booklet wurde ich dann stutzig. Jung sieht anders aus. Außerdem kamen mir die Gesichter bekannt vor. Also habe ich mal mich im Internet ein bisschen Schlau gemacht. Tja, so kann man falsch liegen. Also, nicht damit, dass es wie eine Mischung aus den beiden Death Urgesteinen klingt. Aber mit den Jungspunden. Debut: Ja. Anfänger: Nein. Niemand anderes als Sänger Karl Willets und Bassist Frank Healy haben sich für „Memoriam“ zusammengeschlossen und machen eben genau dass, was sie am besten können. Punktgenauen, aggressiven Death. Irgendwo zwischen „Bolt Thrower“ und „Benediction“ eben.

Über diese Empfehlung bin ich definitiv richtig froh. Normalerweise wäre dass nämlich an mir vorüber gegangen. Entweder weil ich es einfach nur für eine junge Death Metal Band unter vielen gehalten hätte. Oder ich hätte vielleicht später erfahren, wer dahinter steckt. Und es dann auch liegen lassen. „Allstar“ Projekte reizen mich nämlich eher selten. Meist habe ich da dass Gefühl, dass Musiker halbgare Song Ideen unters Volk bringen wollen und dafür lieber mit großen Namen als mit Qualität überzeugen. Um ein bisschen extra Kohle fürs Altenteil zu scheffeln. Zugegeben, manchmal ist da auch richtig solides Zeug dabei, welches ich dann aufgrund meiner Ignoranz lange nicht beachte oder ganz verpasse. Dass ist dann halt Pech.

„For the Fallen“ klingt nicht nach Reste Verwertung, auch wenn die musikalischen Pfade, auf denen es sich bewegt, natürlich schon recht aus gelatscht sind. Ob ich bei einer Blindverhörung die Songs sofort als „Memoriam“ erkennen würde, wage ich mal zu bezweifeln. Aber manchmal geht halt Qualität über Originalität, und die liefern die Briten definitiv. Für jeden, dem „Modern“, „Melodic“ oder „Groove“ zu viel Adjektiv vor seinem Death Metal ist, findet sich hier acht mal frisches Oldschool Futter. Klar, große Namen alleine machen noch lange keine guten Platten. Die beiden Silberrücken haben aber hörbar Bock auf ihre Songs, und das reißt mich einfach mit.

Live sicher geil. Hachja, live. Damit kommen wir jetzt zu dem Punkt, an dem ich traurig werde. Letztes Jahr im März wäre das „Heidelberg Death Fest“ gewesen. Ein kleines, feines Ein Tages Festival in einer Halle direkt am Bahnhof, dass ich 2017 bis 2019 immer besucht hatte, egal was auf dem Line Up stand. Mir gefällt dort einfach das Gesamtpaket. Kleine Bands treffen auf Szene Größen. Grind, Brutal, Gore und natürlich auch Death Metal stehen auf dem Speiseplan. Das Ganze hat den Charme eines JuZe Abends und die Organisation und Infrastruktur eines Festivals. Gut, die ersten Bands werden mit einer Spielzeit von 30 Minuten durchgepeitscht. Und insgesamt ist es echt lange – bis zum Headliner habe ich es glaub erst einmal geschafft. Aber der Tag hat sich für mich als erster Höhepunkt des Konzertjahres etabliert. Deshalb war der Ticketkauf für 2020 klare Sache. Zumal ich da endlich die Möglichkeit hatte, mich von den Live Qualitäten von „Memoriam“ zu überzeugen. Wie das Jahr gelaufen ist, wissen wir alle. Die Hoffnung auf 2021 war natürlich groß. Auch wenn sie in den letzten Monaten immer kleiner wurde. Und nun: wieder verschoben. 2022 wird dann erst die Sauße starten. Das Ticket hab ich behalten, und die Enttäuschung, dass es nicht stattfindet, ist der Vorfreude schon längst gewichen. Denn egal wie sehr ich mich nach Konzerten sehne - Vernunft und Sicherheit gehen nun einmal vor. Und britische Band – tja, Alles gerade etwas schwierig.


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