Terra Atlantica
A City Once Divine
Ich bin kein allzu großer Freund von Konzept Alben. Die thematische Einschränkung legt sowohl der Musik als auch den Texten oftmals von vornherein enge Grenzen auf, sodass auf Albumlänge dann der Idee häufig die Luft ausgeht. Schlimm wird es für mich, wenn durch Spoken Word Passagen und akustische, hörspielartige Zwischenspiele versucht wird, Atmosphäre zu erzeugen. Beispiel: Musikalisch halte ich „Nightfall in Middle Earth“ für eine der besten Metal, wenn nicht sogar Musik Alben aller Zeiten. Ich höre sie dennoch nie am Stück. Die ständigen Zwischenspiele nehmen einfach jeden Schwung und Spaß raus. Ohne den Firlefanz wirkt dass ganze deutlich druckvoller. Und erzeugt dennoch Tolkien Atmosphäre.
Schlimmer als Konzeptalben finde ich jedoch Konzept Bands. Da wird die Idee dann nicht nur auf ein einziges Album angewandt, sondern komplett aufgebläht. Outfit, Bandname, Bühnengestaltung, einfach alles. Alestorm sind wohl ein ziemlich gutes Beispiel dafür. Fand ich auf der Captain Morgan das noch frisch und unterhaltsam, vor allem live, war der Piraten Drops recht schnell durchgelutscht. Das Zehn tausendste Album über Freibeuter, die Rum lieben, mein Bier trinken und bei Nancy einkehren, wirkt auf mich genauso frisch wie das letzte Wasserfass auf einem Segelschiff. Da helfen auch Ninjas und Wikinger nicht viel weiter. Solche Bands neigen dazu, sich im eigenen Saft tot zu kochen.
Bei meiner letzten Zufallsentdeckung „A City once Divine“ handelt es sich um ein Konzeptalbum. Und offensichtlich auch um eine Konzeptband. Inhaltlich dreht sich nicht nur das Debut, sondern auch der Nachfolger um die Geschichte von Atlantis. Ihr wisst schon: blühendes Paradies, aufkeimender Hochmut und göttliche Strafe. Auch die Optik der Band lehnt sich an Seefahrer aus der Zeit der großen Segelschiffe an. Entdeckt habe ich die Hamburger beim Youtube Stöbern. Algorithmus sei dank bin ich über das Video zu „Age of Steam“ gestolpert, und nun ja: ich bin nun mal ein großer Freund von Power Metal. Der Song hat sich recht schnell in meinen Gehörgang gebohrt. Wenn Ohrwürmer nerven, muss man sie bekämpfen. Also hab ich mir folgerichtig beide Alben bestellt. Ohne weiter rein zuhören.
Was soll ich groß sagen? „Terra Atlantica“ machen einfach Spaß. Geradliniger Powermetal mit symphonischen Farbtupfern, die dem Sound immer wieder ein bisschen Soundtrack Atmosphäre verleihen. Wer hohen Gesang und lange Gitarreneskapaden nicht mag, wird hier absolut nicht glücklich. Ein bisschen Kitsch resistent sollte man auch sein. Allen die das verkraften, erwarten neun richtig solide bis starke Songs. Die maritime Grundstimmung passt sich ganz gut ein und sorgt dafür, dass auch auf Albumlänge die Spannung gehalten wird. Trotz des thematischen Konzepts. Klar, die Grenze zum belanglosen Schalala Land sind nahe, aber sie schaffen immer wieder rechtzeitig die Kehrtwende und balancieren ganz sicher auf dem schmalen Grad von Kitsch und Gedudel. Ähnlich wie Orden Ogan. Jedoch nicht ganz so überladen. Orchesterelemente, Chöre und allerlei anderer Schnickschnack sind vorhanden, aber drängen sich bei weitem nicht so massiv in den Vordergrund. Bass, Gitarre und Schlagzeug sind immer schön dominant im Vordergrund. Was mir die Scheibe deutlich sympathischer macht. Druckvoll, nicht überladen, einfach guter Power Metal. Ja Konzeptbands sind in der Regel doof. Die hier – noch – nicht.
Achja, ein Freund von In und Outros bin ich auch nicht. Beim Outro hier mache ich jedoch eine Ausnahme. Knappe 20 Minuten Meeresrauschen und Sturmgeräusche. Besser als jede Meditations CD.
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