Dimmu Borgir
For All Tid
Manche Bands haben
es mit ihren Fans nicht einfach. Egal, was sie machen, Spot und Häme
warten meist um die Ecke. Das geht meistens einher mit steigendem
kommerziellem Erfolg. Gerade im Metal gilt oft die goldene Regel: je
erfolgreicher eine Band und je breiter ihr Zielpublikum wird, umso
angepisster ist der Die Hard Metal Fan. Kommerz und Ausverkauf
Vorwürfe hat er dann so schnell zur Hand wie damals bei Frankenstein
der wütende Mob Mistgabel und Fackel.
Acht Jahre nach dem
letzten Album veröffentlichten Dimmu Borgir dieses Jahr ihr
aktuelles Studio Album „Eonian“. Als Vorab Single wählte man das
experimentelle „Interdimensional Summit“. Düster, morbide, und
vom Black Metal soweit weg wie Eisbären von Pinguinen. Eine mutige
Wahl. Die natürlich sofort die oben beschriebene Reaktion im
Fanlager hervorrief. Ausverkauf, Verrat, Disney Metal. Früher waren
die besser. Das ist der Grund Tenor der Kommentar Funktion des Videos
bei Youtube.
Früher waren die
besser? Ja, ganz früher. Um genau zu sein 1994, auf ihrem Debut „For
All Tid“.
Auf neun Titeln wird
hier Black Metal der aller feinsten Sorte zelebriert. Die Gittarren
klirren kalt. Das Keyboard sorgt für eine düstere Atmosphäre. Und
Shagrath krächzt, keift und röchelt sich herrlich durch seine
Texte. Klargesang setzt ab und an melodische Tupfer. Das Ergebnis ist
atmosphärisch dichte Musik, die immer leicht disharmonisch klingt.
Black Metal eben. Für Puristen.
Und wenn man dieses
rohe, wütende Stück Musik mit dem aktuellen Werk direkt vergleicht,
dann liegt der Ausverkauf Vorwurf sofort auf der Hand: Songwriting,
Produktion, Artwork: alles ist auf „Eonian“ sehr professionell,
sehr modern und für ein größeres Publikum gemacht als eben bei
„For all Tid“.
Man darf nur nicht
vergessen, dass 24 Jahre Bandgeschichte und einige Alben dazwischen
liegen. Die Veränderung ist keineswegs eine radikale, plötzliche
Rosskur. Sondern das Ende einer langen, stetigen Band Entwicklung.
Mit jedem Album hat „Dimmu Borgir“ das Terrain des puren Black
Metals stückchenweise verlassen, beziehungsweise um neue Facetten
und Nuancen erweitert. Ohne jemals die Basis komplett aus den Augen
zu verlieren.
Ja, auch mir ist das
neue Album zu sehr dunkel düster Kirmes. Roher Black Metal geht
anders. Aber zum Glück haben „Dimmu Borgir“ das uns schon in
Perfektion gezeigt. Also lasse ich meine verbale Mistgabel dieses Mal
im Schrank, ignoriere das neue Album weg und lauf mit „For all
Tids“ auf den Ohren grimmig guckend durch den Wald.
Wer das Album kennt,
wird es wohl schon gemerkt haben: ich habe nur die Re Issue mit
farbigem Cover. Erschienen bei Nuclear Blast. Kommerz! Ausverkauf!
Weiterlesen: Debutastisch. Gloryhammer. Higher, Fire, Desire Metal der feinsten Art
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