Donnerstag, 15. November 2018

Bücherkiste


Der Flix

Spirou in Berlin


Wie werden Dinge, die man mag, besser? Richtig, indem man sie mit anderen Dingen, welchen man ebenfalls zugetan ist, kombiniert.
In meinem Fall wäre das zum Beispiel Käse mit Spätzle. Frikadellen mit Bier. Heavy Metal mit Bier. Bier mit Bier.
Dementsprechend groß war meine Freude, als ich gehört habe, dass Der Flix an einem Spirou Band arbeitet. Einer meiner aktuellen Lieblings Comiczeichner und die – fast vergessenen – Helden meiner frühen Jugend kombiniert? Das kann nur gut werden. Plus und Plus gibt selten Minus.

Spirou und Fantasio gehören wohl zu den von mir am häufigsten gelesenen Comic Reihen. Die Abenteuer des etwas leichtgläubigen Journalisten und dem klugen Pagen haben mich einen großen Teil der frühen Jugend begleitet. Spannend, Temporeich, mit schrägem Humor und denkwürdigen Nebencharakteren wie der verschrobene Graf von Rummelsdorf, der größenwahnsinnige Zyklotrop
oder das Marsupilami. Letzteres dürfte inzwischen wohl bekannter als Spirou und Fantasio sein. Es erfreut sich bis heute großer Beliebtheit. Ich hingegen fand es schon immer eher störend und nervig.
Dennoch, die Comics haben mich einige Jahre begleitet. Den Bestand in der städtischen Bibliothek habe ich komplett verschlungen. Mehrmals. Im Gegensatz zu anderen Reihen wie Asterix und Obelix sind die beiden belgischen Abenteurer jedoch irgendwann von meinem Schirm verschwunden.

Den Flix habe ich vor einigen Jahren durch sein damaliges Online Comic Tagebuch kennen und später seine Arbeit durch die „Schöne Töchter“ Reihe lieben gelernt. Eine klare Linie in den Zeichnungen und ein oftmals stiller, teils bitter süßer Humor.
Somit ist der eigentliche Stil von „Der Flix“ deutlich anders als die von Franquin in den 1950er neu gestaltete Grundausrichtung der Spirou Reihe. Vor dem ersten Lesen war die größte Spannung also, wie das funktioniert. Gibt Plus und Plus wirklich immer Plus?

Sommer 1989. Auf der Suche nach einer Titelstory fahren Fantasio und Spirou zum Anwesen des Grafen von Rummelsdorf. Dieser erhält eine Einladung zu einem Pilzforscher Seminar in Ost Berlin. Fantasio wittert eine große Sensation, doch der Graf wirft die Einladung in den Müll. Ost Berlin? Nein, Danke.
Noch am gleichen Abend wird der Graf entführt. Eine Spur führt die beiden Freunde in die DDR. Dort werden sie bereits erwartet. Auftakt für ein furioses Abenteuer.

Zugegeben, meine Euphorie sorgt dafür, dass ich sofort mit Superlativen um mich werfen will: Gigantisch. Ein Meilenstein. Das Beste seit der Erfindung von Comics. Oder von Bier.
Mit etwas Abstand betrachtet legt sich meine Begeisterung. Allerdings nur ein bisschen. „Spirou in Berlin“ ist ein richtig guter Comic. Das Tempo und der irrwitzige Humor der Original Serie und Flix Zeichenstil und seine eher ruhige und unaufgeregte Art, Geschichten zu erzählen, harmonieren erstaunlich gut. Es ist keine unförmige Chimäre, sondern eine wunderbare Verschmelzung beider Stile. Der Band ist unverkennbar Spirou. Und unverkennbar Der Flix. Und unverkennbar etwas Eigenes.
Lesenswert wohl nicht nur für Flix oder Spirou Fans, sondern für alle, die einen guten Comic zu schätzen wissen. 

Wer Der Flix noch nicht kennt: hier gehts zu seiner Homepage mit seiner aktuellen Reihe "Glückskind"

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