Der Flix
Spirou in Berlin
Wie werden Dinge,
die man mag, besser? Richtig, indem man sie mit anderen Dingen,
welchen man ebenfalls zugetan ist, kombiniert.
In meinem Fall wäre
das zum Beispiel Käse mit Spätzle. Frikadellen mit Bier. Heavy
Metal mit Bier. Bier mit Bier.
Dementsprechend groß
war meine Freude, als ich gehört habe, dass Der Flix an einem Spirou
Band arbeitet. Einer meiner aktuellen Lieblings Comiczeichner und die
– fast vergessenen – Helden meiner frühen Jugend kombiniert? Das
kann nur gut werden. Plus und Plus gibt selten Minus.
Spirou und Fantasio
gehören wohl zu den von mir am häufigsten gelesenen Comic Reihen.
Die Abenteuer des etwas leichtgläubigen Journalisten und dem klugen
Pagen haben mich einen großen Teil der frühen Jugend begleitet.
Spannend, Temporeich, mit schrägem Humor und denkwürdigen
Nebencharakteren wie der verschrobene Graf von Rummelsdorf, der
größenwahnsinnige Zyklotrop
oder das
Marsupilami. Letzteres dürfte inzwischen wohl bekannter als Spirou
und Fantasio sein. Es erfreut sich bis heute großer Beliebtheit. Ich
hingegen fand es schon immer eher störend und nervig.
Dennoch, die Comics
haben mich einige Jahre begleitet. Den Bestand in der städtischen
Bibliothek habe ich komplett verschlungen. Mehrmals. Im Gegensatz zu
anderen Reihen wie Asterix und Obelix sind die beiden belgischen
Abenteurer jedoch irgendwann von meinem Schirm verschwunden.
Den Flix habe ich
vor einigen Jahren durch sein damaliges Online Comic Tagebuch kennen
und später seine Arbeit durch die „Schöne Töchter“ Reihe
lieben gelernt. Eine klare Linie in den Zeichnungen und ein oftmals
stiller, teils bitter süßer Humor.
Somit ist der
eigentliche Stil von „Der Flix“ deutlich anders als die von
Franquin in den 1950er neu gestaltete Grundausrichtung der Spirou
Reihe. Vor dem ersten Lesen war die größte Spannung also, wie das
funktioniert. Gibt Plus und Plus wirklich immer Plus?
Sommer 1989. Auf der
Suche nach einer Titelstory fahren Fantasio und Spirou zum Anwesen
des Grafen von Rummelsdorf. Dieser erhält eine Einladung zu einem
Pilzforscher Seminar in Ost Berlin. Fantasio wittert eine große
Sensation, doch der Graf wirft die Einladung in den Müll. Ost
Berlin? Nein, Danke.
Noch am gleichen
Abend wird der Graf entführt. Eine Spur führt die beiden Freunde in
die DDR. Dort werden sie bereits erwartet. Auftakt für ein furioses
Abenteuer.
Zugegeben, meine
Euphorie sorgt dafür, dass ich sofort mit Superlativen um mich
werfen will: Gigantisch. Ein Meilenstein. Das Beste seit der
Erfindung von Comics. Oder von Bier.
Mit etwas Abstand
betrachtet legt sich meine Begeisterung. Allerdings nur ein bisschen.
„Spirou in Berlin“ ist ein richtig guter Comic. Das Tempo und der
irrwitzige Humor der Original Serie und Flix Zeichenstil und seine
eher ruhige und unaufgeregte Art, Geschichten zu erzählen,
harmonieren erstaunlich gut. Es ist keine unförmige Chimäre,
sondern eine wunderbare Verschmelzung beider Stile. Der Band ist
unverkennbar Spirou. Und unverkennbar Der Flix. Und unverkennbar
etwas Eigenes.
Lesenswert wohl
nicht nur für Flix oder Spirou Fans, sondern für alle, die einen
guten Comic zu schätzen wissen.
Wer Der Flix noch nicht kennt: hier gehts zu seiner Homepage mit seiner aktuellen Reihe "Glückskind"
Weiterlesen: Bücherkiste. Robert Heinlein. Die Sternenbestie
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