At the Gates
At War With Reality
„Wie jetzt?
Deathmetal soll dein Ding sein, aber du hast ernsthaft noch nie etwas
von At hte Gates gehört? Dann bist du voll der Mainstream Poßer!“
Solche und ähnliche Kommentare musste ich mir über Jahre anhören,
wenn ein Gespräch über Musik auf die Melodic Death Metal Pioniere
kam. Ja, Asche auf mein Haupt. „At the Gates“ sind jahrelang
unter meinem Radar durch gerutscht. Aber wie das eben so ist, je
öfter es zu mir heißt: „Das musst du hören“, umso bockiger
kann ich werden. Auch deshalb hat es einige Jahre gedauert, bis ich
mich an die Band ran getraut habe und die Wissenslücke schließen
konnte. „At War With Reality“ viel mir beim ziellosen Stöbern im
Plattenladen in die Hände. Da ich im Moment sonst nichts anderes
gefunden hatte und das Cover ansprechend dezent gestaltet fand, nahm
ich das Ding ungehört mit. Zeit, herauszufinden ob ich wirklich
etwas verpasst habe.
Bereits nach dem
ersten Durchlauf wusste ich Eines ganz sicher. Ja. Hab ich. „At the
Gates“ spielen einen Melodic Death Metal auf verdammt hohen Niveau.
Die Songs sind atmosphärisch dicht und kompakt geschrieben.
Brachialität und Melodie gehen Hand in Hand als wäre es das
Natürlichste auf der Welt. Die Band verzichtet weitestgehend auf
Schnick Schnack. Die Songs sind knackig und kurz, die vier Minuten
Marke wird selten gesprengt. Gerade dadurch wirkt das Ganze kompakt
und wie aus einem Guss. Kurzum, das Ding ist ganz Nah dran an dem,
was ich selber spielen würde. Vorausgesetzt natürlich ich hätte
auch nur einen Funken musikalisches Talent.
Wenn ich was zu
beanstanden habe, dann ist es der Gesang von Lindberg.
Er verlässt sich
durchgehend auf Screams, die er zwar sehr souverän vortragt. Auf
Dauer jedoch wirkt das zu Eintönig und Flach. Ein paar gezielt
gesetzte Growls würden dem Album gut stehen. Aber das ist Motzen auf
hohem Nivau und ändert nichts an meiner Begeisterung für das Album.
Eigentlich wirklich
Schade, dass ich die erst so spät entdeckt habe. Gut, „At war with
reality“ erschien 20014 und war das Erste Album nach vierzehn
Jahren. Die Pause der Jungs viel also genau in die Zeit, als ich mich
noch hauptsächlich mit „Fire, Higher, Desire“ Metal beschäftigt
habe. Alles, was irgendwie gegrunzt, geschrien oder geröchelt wurde,
war für mich noch bloßer Krach.
Eine schwache
Entschuldigung, ich weiß.
Aber die
Wissenslücke wurde behoben, „At war with Reality“ hat den Weg in
mein CD Regal gefunden. Nun kann ich beim Gespräch über Musik also
auch kritisch über meinen Brillenrand schauen und dabei pseudo
wichtigtuerische Sätze wie „Was? Du bist Death Metl Fan und
kennst At the Gates nicht? Wie kafkaesk!“ von mir geben.
Weiterlesen: Mein CD Regal. Visions of Atlantis
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