Robert A. Heinlein
Die Katze, die durch Wände geht
Ich mag die Bücher
von Robert A. Heinlein. Ich mag Science Fiction. Und ich mag
ungewöhnliche Buchtitel. Als ich beim Stöbern im Buchladen über
dieses Buch gestolpert bin, war mir sofort klar, dass das mit muss.
Gekauft, ohne den Klappentext zu lesen. Mache ich selten genug.
„Die Katze, die
durch Wände geht“ ist das vierte Buch, welches ich von Heinlein
lese. Und um es vorab zu nehmen, auch das sperrigste. Normalerweise
lese ich Bücher recht zügig am Stück durch. Dieses habe ich immer
mal wieder zur Seite legen müssen, manchmal Tage lang. Knoten
im Gehirn. Zwischendrinn habe ich sogar noch parallel ein anderes
Buch angefangen, und das mache ich nun wirklich selten.
Es liegt nicht
daran, dass ich die Geschichte schlecht finde. Oder dass es mies
geschrieben ist. Nein, ich bin eigentlich ziemlich begeistert. Nur
irgendwie wollte sich bei mir einfach kein richtiger Lesefluss
einstellen.
Doch worum geht es
überhaupt? Der ehemalige Soldat Dr. Richard Ames sitzt gemütlich in
einem Restaurant beim Diner mit einer entzückenden Dame. Als diese
sich kurz entschuldigt, tritt ein fremder Mann an den Tisch. Er will,
das Ames jemanden für ihn ermordet. Stattdessen wird er selbst
direkt am Tisch erschossen. Das Abendessen ist ruiniert. Und ab
sofort ist Doctor Ames, zusammen mit seiner Abendbegleitung, auf der
Flucht. Es ist der Start für eine wahnwitzige Jagd durch die
Raumstation bis zum Mond und schließlich durch Zeit und Raum.
Ein origineller
Start, ein hohes Erzähltempo am Anfang und ein gut aufgelegter,
spannend berichtender Ich Erzähler: die erste Hälfte des Romans ist
witzig, kurzweilig und fesselnd. Mit fortschreitender Handlung häufen
sich allerdings die Ungereimtheiten, die Geschichte wird immer
verworrener, komplizierter und irgendwann richtig abstrus. Das
sympathische daran: der Leser ist mit seiner Verwirrung nicht
alleine. Der Ich Erzähler stolpert genauso blind durch die
Ereignisse, ist ähnlich skeptisch gegenüber den teils arg an den
Haaren herbei gezogenen Erklärungen und hält ebenfalls vieles für
haltlosen Schwachsinn. Schließlich will seine Frau nicht weniger von
ihm, als Ihr zu glauben, dass sie eine temporale Agentin ist, er im
Mittelpunkt eines weltverändernden Konfliktes steht und die Realität
selbst nicht dass ist, was wir alle vermuten. Schwer zu schlucken für
ihn.
Ist der erste Teil
noch gut zu lesen, so entwickelt sich der Zweite deutlich zäher.
Mehr Dialoglastig als am Anfang, gespickt mit Absurditäten. Die
wilde Verfolgungsjagd verkommt ein bisschen zum Deus ex machina Schau
laufen. Der zweite Teil ist auch der Grund, warum ich so lange für
das Buch gebraucht habe. Die Dialoge sind zwar meistens recht
unterhaltsam und mit Finesse geschrieben, nur ist es irgendwann
absolut unmöglich für mich gewesen, den Überblick zu behalten, wer
was wann gemacht haben soll. Zeit und Raum sind nicht nur im Buch,
sondern auch in meinem Gehirn komplett auseinander gefallen. Das es
Doktor Ames genauso geht, ist nur ein kleiner Trost.
Trotzdem: „Die
Katze, die durch Wände geht“ ist unterm Strich für mich ein
richtig gutes Stück Science Fiction. Spannend, unterhaltsam und
etwas konfus, gespickt mit einigen Spitzen gegen das Mensch sein, die
je nachdem zum Nachdenken, zum Schmunzeln, oder teilweise nur zum
Kopfschütteln anregen. Denn auch das ist Heinlein: provokant und
streitbar. Sorgte bei Starship Troopers seine faschistischer
Zukunftsentwurf für Diskussionen, ist es hier seine Beschreibung der
Einstellung der Zukunftsgesellschaft zur Sexualität, die dem Leser
sauer aufstoßen kann. Freie Liebe, Polygamie. Partnerwahl nur nach
Sympathie, nicht nach moralischen Vorstellungen. Wie zum Beispiel
Altersunterschiede. Ob das jetzt ein geklungener Spiegel für unsere
bigotte Sexualmoral ist oder einfach nur plumpe Provokation, muss am
Ende jeder für sich ausmachen.
Dennoch, oder gerade
deswegen, ein durchaus empfehlenswertes Buch.
Weiterlesen: Bücherkiste. Alan Dean Foster. Am Ende des Regenbogens
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