Scar Symnetry
The Unseen Empire
Mit dem Album „PitchBlack Progress“ hatten Scar Symnetry mich damals kalt erwischt.
Düster, brutal und sperrig auf der einen Seite. Melodiös, eingängig
und mit einer Priese Radiotauglichkeit auf der anderen Seite. Ein
nahezu makelloser Bastard aus Death Metal und poppigen Melodien. Der
perfekte Türöffner in die etwas härtere Spielart des Metals.
Übrigens auch die erste Band, bei denen ich, mit etwas Übung und
Songtext Hilfe, die Growls auch verstanden habe. Verständliche,
ganze Sätze anstatt grummel Geräusche, die mehr nach sterbendem
Schwein als nach Sprache klingen.
Ich war jedenfalls
begeistert. Und dennoch habe ich die Band aus den Augen verloren.
Umso größer war meine Freude, als mir ein paar Jahre später beim
Stöbern „The Unseen Empire“ in die Hände fiel. Mit den besten
Erinnerungen an ihre frühere Großtat habe ich das Ding ungehört
mitgenommen und daheim gleich in den CD Spieler gelegt. Nach dem
ersten Durchlauf folgte die schnelle Ernüchterung. Enttäuscht
stopfte ich die CD in eine dunkle Ecke des Regals.
Gut, dachte ich mir.
Du warst zu euphorisch. Ein zweites Pitch Black war nicht zu
erwarten. Und an die neuen Sänger muss man sich halt gewöhnen. Lass
dem Zeit. So schlecht ist es sicher nicht.
Ich habe dem Album
Zeit gelassen. Ich habe mich an die Sänger gewöhnt. Die machen
übrigens einen ausgezeichneten Job. Trotzdem, es bleibt eine große
Enttäuschung. Das Album klingt immer noch für mich so schlecht wie am Anfang. Dabei hat die Band im Grunde nichts geändert. Die
Zutaten sind die Gleichen. Spielerisch auf dem selben hohen Niveau.
Einzig: es will bei mir einfach nicht zünden. Es bleibt kaum ein
Song hängen. So schnell sich die Lieder in den Gehörgang bohren, so
schnell sind sie auf der anderen Seite wieder draußen. Nach dem
durch hören habe ich alles schneller vergessen als den Inhalt einer
Folge GZSZ.
Vielleicht liegt es
daran, dass zwischen den beiden Alben einfach mal um die 5 Jahre
liegen und ich einfach inzwischen schon zu viel von dieser Art Musik gehört
habe, um von dem Wechselspiel aus Melodie und Härte noch richtig
begeistert zu werden. Dass der Aha Effekt einfach weg ist. Gut
möglich auch, dass ich es für ein Top Album halten würde, wenn es
meine erste Begegnung mit Scar Symnetry wäre.
Ist es aber nicht.
Und so bleibt für mich ein schales Album, dass sich wenigstens im CD
Regal einen guten Eindruck macht. Das Doppel Cover macht einiges her
und ist der erste künstlerisch sinnvolle Einsatz eines Schubers, den
ich bisher gesehen habe.
Warum also ein Album
vorstellen, welches mich so gar nicht vom Hocker reißt? Nun zum
ersten Mal, weil es vielleicht ja jemanden gibt, der soliden Melodic
Death zu schätzen weiß. Der macht hier ganz sicher nichts falsch.
Zum anderen, weil es ein gutes Beispiel dafür ist, wie subjektiv
Musik nun einmal sein kann und warum ich eben keine klassischen Track
by Track Reviews mache, sondern versuche, den persönlichen Eindruck
und den Einfluss des Albums auf mich in den Mittelpunkt zu stellen.
Eine Band kann Musik machen, die mir grundlegend super Gut gefällt.
Spielerisch und Technisch alles richtig machen. Und mich trotzdem
kalt lassen, wenn ich sie im falschen Moment kennen lerne. Genauso
gut kann eine mäßig talentierte Rumpelkombo mit dem
einfallslosesten Scheppersound bei mir Begeisterungstürme
hervorrufen – die Gründe, wann mir etwas gefällt und wann nicht
sind oft sehr subjektiv.
Diese Subjektivität
ist auch der Grund, warum ich Reviews nicht als
Kaufentscheidungshilfe sehe. Ein Album muss mir nicht automatisch
gefallen, nur weil eine andere Person vor Freude aus dem Sabbern
nicht mehr raus kommt. Genauso wenig muss ein Album zwingend schlecht
sein, nur weil der Autor gar keine Freude daran hatte und die Zeilen
nutzt, um sein Repertoire an Schimpfwörtern, Verunglimpfungen und
niederschmetternden Vergleichen der Öffentlichkeit vorzustellen.
Reviews sind einfach nur ein Mittel, um in der Flut an Musik ein
bisschen den Überblick zu behalten und die ein oder andere
Entdeckung dabei zu machen. Außerdem: nichts macht mir mehr Freude
beim Lesen als ein richtig guter Verriss.
Weiterlesen. Mein CD Regal: Midnattsol
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