Donnerstag, 25. Oktober 2018

Bücherkiste


Robert A. Heinlein

Die Sternenbestie


Ich lese wirklich gerne Science Fiction vergangener Jahrzehnte. Je weiter zurück man geht, umso absurder erscheinen einem heute die Zukunftsvorstellungen vergangener Tage.
Leistungsfähige Computer haben nicht die Größe eines Planeten. Auf dem Mars warten keine Monster darauf, uns zu vernichten. Oder zu unserem Anführer gebracht zu werden. Und 1999 ist unser Mond auch nicht aus der Bahn geraten.
Gerade bei technischen Entwicklungen finde ich es immer wieder unterhaltsam, wie die Vorstellung und Realität auseinander gehen. Computer, die in die Hosentasche passen? Heute Alltag, in den 60igern undenkbar.

„Die Sternenbestie“ habe ich am Bücherschrank in unserer Stadt gefunden. Eben jener Ort, an dem man seine ungeliebten Bücher hinbringen und sich mit Neuen eindecken kann. Auf die Art sorge ich dafür, dass mein Bücherregal nicht explodiert. Und habe schon einige Perlen für mich entdeckt.
Darauf Aufmerksam wurde ich durch den Namen des Autors: Robert A. Heinlein. Sowohl „Sternenkrieger“ - Vorlage für den zwar nicht ganz buchgetreuen, aber ziemlich unterhaltsamen Splatterfilm „Starship Troopers“ - als auch „Fremder in einer fremden Welt“ gehören zu meinen absoluten Favoriten, wenn es um Science Fiction geht.

Schon seit Generationen befindet sich das außerirdische Schoßtierchen „Lumox“ im Besitz der Familie des jungen John Thomas. Bei einer der ersten interstelaren Raumflüge ist es einem seiner Vorfahren gefolgt und dieser hat das vermeintlich süße Tierchen unbemerkt zur Erde geschmuggelt.
Inzwischen hat Lumox sowohl an Größe als auch an Appetit zugelegt. Besonders Eisen findet er sehr schmackhaft, aber auch sonst ist er nicht besonders wählerisch. An einem Tag hat sein Appetit es auf die Rosen im Nachbargarten abgesehen. Also bricht er aus seinem Käfig aus, um an den schmackhaften Happen zu kommen. Eine folgenschwere Entscheidung: am Ende des Tages hat Lumox unbeabsichtigt eine Schneise der Verwüstung hinter sich gelassen und einen wütenden Mob auf seiner Fährte. Ein Gericht ordnet die Vernichtung des Untiers an. John Thomas versucht, das zu verhindern und flieht mit Lumox in die Berge.
In der Zwischenzeit erreicht ein fremdes Raumschiff die Erde. Die Besatzung behauptet, das einer der Ihrigen auf dem Planeten sei und fordert dessen Rückgabe. Jedoch ist kein fremdes Wesen, dass den Außerirdischen ähnlich sieht, zu finden. Ob ein Zusammenhang mit Lumox besteht?

Auch dieser Roman von Heinlein ist für mich ein Kleinod. Wieder benutzt er die Science Fiction, um der Menschheit einen Spiegel vor zu halten. Und so entpuppt sich die „Sternenbestie“ als eine Art moderner Frankenstein, der die Furcht des Menschen vor dem Andersartigen zum Thema hat.
Ein bisschen muss man hier den 60iger Jahre Mief ignorieren. Besonders das Frauenbild ist noch Arg von der Zeit geprägt. John Thomas Mutter ist ein wahrer Stereotyp der fürsorglichen Mutter, die außer Haus, Herd und das Wohl ihres Kindes nichts kennt und nichts kennen will.
Wenn man darüber hinweg schauen kann, erwartet einen jedoch ein kurzweiliger Roman, der sowohl zum schmunzeln als auch zum nachdenken anregt. Ein typischer Heinlein.

Donnerstag, 18. Oktober 2018

Mein CD Regal


Baden Metal Volume 3

The Griffin has Landed

 

 


Das „Magazin zur Förderung der badischen Heimatmusik“ - wie sich Baden Metal selbst beschreibt – legt mit „The Griffin has Landed“ bereits den dritten Sampler vor. Am Prinzip hat sich nichts geändert. Auch auf dieser CD versammeln sich wieder sechzehn Bands aus der ganzen musikalischen Welt des Metals. Wieder kommen alle aus der Region Baden. Jener Gegend zwischen Mannheim und Lörrach, die im Rest Deutschland vor allem durch den Wein, Rothaus und den Satz:“Nein, wir sind keine Schwaben!“ bekannt sein dürfte.
Und wieder stammen alle Bands aus dem Underground. Schwitzige Konzerte in kleinen JuZes statt großer Bühnen. Dosenbier statt Schampus. In der Musik steckt – frei nach Churchill- jede Menge Bier, Schweiß und Tränen.

Aber eben auch jede Menge Spaß, Spielfreude und - vor allen Dingen – Talent.
Wie auf den anderen Samplern auch, muss sich hier kaum ein Song hinter den großen Namen der Metalszene verstecken. Die von mir heiß geliebten „Zombieslut“ zum Beispiel servieren Death Metal vom feinsten. Tonnen schwer. Nacken strapazierend. Klasse.
Ob ein Song ein Totalausfall ist oder nicht bestimmt hier hauptsächlich die Vorliebe des Hörers als die Qualität des Songs an sich. „Spieglein, Spieglein“ von „Dein Feuer“ ist nicht schlecht gemacht, wo andere aber nun einmal tiefe Lyrik und scharfsinnige Kritik erkennen, sehe ich halt nur Plattitüden und Klischees. Das liegt aber eher an mir selbst.
Verglichen mit den anderen beiden Baden Metal Cds ist die Bandauswahl dieses mal nicht ganz so bunt. Death Metal hat hier eine starke Schlagseite. Dafür findet sich mit „Distressed to Marrow“ und „Ajana“ zum ersten mal auch was für Freunde der doomigen Gangart.
Unterm strich bietet die CD wieder einmal einen hervorragenden Einblick in die badische Musik Szene und beweist mal wieder Eindrucksvoll, das Kreativität und Können auch in direkter Nachbarschaft zu finden sind.
Auch dieses mal sind in der CD Innenseite sämtliche relevanten Infos zu den Band vorhanden. Langes Suchen nach einer Internetpräsenz der Band ist somit erledigt. Jeder, der schon mal versucht hat, die kleine regionale Rumpelkapelle in den weiten des Internets zu finden, weis wie hilfreich diese Infos sind.
Wer schon immer mal wissen wollte, wie Bands abseits der großen Labels klingen, sollte hier zu greifen. Wer einfach guten Metal mag auch.

 Einen Blick auf den ersten Sampler gab es hier. Und der Bericht über den zweiten findet ihr hier.

Und hier findet Ihr den Link zur Facebook Seite von Baden Metal. Infos zu Konzerten, News von regionalen Bands, Locations und mehr finden sich dort.

Donnerstag, 11. Oktober 2018

Mein CD Regal


Stratovarius

Infinite

 

 

CD Wühltische. Für mich ähnlich verlockend wie die Straßenlaterne für eine Motte. Brauchen tut man ja nichts. Meistens ist eh nichts für meinen Geschmack dabei. Aber was schadet schon ein kleiner Blick? So habe ich schon einige Stunden Lebenszeit mit dem wühlen durch den Ramsch der Musikgeschichte verbracht. Immer darauf hoffend, unter dem ganzen Schmutz eine Perle zu finden.

Man fühlt sich dabei ein bisschen wie Indiana Jones. Furchtlos kämpft man sich Schicht für Schicht durch die Helenes, Fosters und Amigos der Musikindustrie. Trägt Schicht für Schicht Unrat aus leblosem Plastik Pop und liebloser Stangenware ab. Um dann vorsichtig ein verborgenes Schmuckstück zu bergen.
So findet sich, begraben unter Tonnen von Andreas Gabalier Alben und Ballermann Samplern durchaus mal eine alte Scheibe von Death. Oder eine Slayer Scheibe kuschelt einträchtig mit der Berg und der Fischer.
Mein letzter Wühltisch Fund: Stratovarius 2000er Album „Infinite“. Für mich alleine schon deshalb spannend, weil die erste „Elements“ CD der Finnen zu den allerersten Metal Scheiben, die ich mir vom eigenen Geld gekauft habe, gehört. Später kam noch Teil zwei dazu. Damit war mein Bedarf erst einmal gedeckt. Gute Band, guter Sound. Powermetal der schnellen Gangart. Viele Gitarrenläufe, viele Keyboard Parts und jede Menge Soli Duelle. Das Ganze mit gut gesetzten Orchester Arrangements abgestimmt. Dazu noch ein Sänger, dessen Tonlage zwar etwas gewöhnungsbedürftig ist, aber von der Gesangstechnik her so ziemlich Alles, was ich bisher gehört habe, in den Schatten stellt. Definitiv eine Band, die in meine Sammlung gehört. Aber komplett alles? Nein, eigentlich nicht. Dazu ist es mir auf Dauer doch etwas zu Kitschig. Die altbekannte Kariesgefahr beim hören von Powermetal. 

Als die Infinite dann vor mir auf dem Wühltisch lag, konnte ich trotzdem nicht widerstehen. Und bin auch ganz froh darüber. Ein wirklich gutes Album. Mit „Hunting High and Low“ und „Infinity“ befinden sich zwei richtig starke Songs darauf. Auch der Rest ist – im besten Sinne – Grundsolide. Als Fan der Band oder Freund von Powermetal macht man hier nichts falsch. Aber: Kitschresistent muss man schon sein.
Absoluter Höhepunkt für mich ist übrigens das Booklet. Geht das Plattencover noch als einigermaßen stilsicheres Stück Kunst durch, erweist sich der Rest als – für meinen Geschmack – kompletter Totalausfall. Ein goldener Delphin springt über das Bandlogo vor einem quietsche buntem Weltall Hintergrund. Vor quietsche buntem Hintergrund sind auch die Bandfotos abgedruckt. Und ganz am Schluss schwimmfliegen bekifft lächelnde Delfine durch eine Lilie. Ist die Musik schon kitschig, so braucht es für das Booklet ein neues Adjektiv. Immerhin ist es konsequent an die Musik angepasst.
Warum nenne ich es dieses graphische Fiasko dann einen Höhepunkt, wenn ich es offensichtlich als unsäglich empfinde? Nun, ich habe immer wieder mal meine diebische Freude an schlechten Dingen. 

Donnerstag, 4. Oktober 2018

Bücherkiste


Dorian Hunter


Jahrelang hab ich sie ignoriert. Heftromane. Eine Ansammlung von Banalitäten, je nach Geschmack in verschiedenen Gattungen serviert. Arzt Schnulze. Land Schnulze. Historische Schnulze. Historische Landschnulze mit einem Arzt. Und für die Männer? Gibt es echte Kerle. Edle Saubermänner im Weltraum. Tapfere Revolvermänner im Westen.
Mir erschien es wie Papierverschwendung. Natürlich hab ich dieses Urteil höchst professionell getroffen. Nämlich ohne jemals Eins gelesen zu haben.
Als dann Anfang des Jahres eine 12 Teilige, in sich geschlossene Miniserie von Perry Rhodan erschienen ist, hat meine Neugierde jedoch gesiegt. Ich bin über meinen Schatten gesprungen und habe „Olymp“ gelesen. Was soll ich sagen? Meine Vorurteile wurden komplett bestätigt. Stereotypen, Klischees. Jede Menge davon. Was ich nicht erwartet hatte: dass es sich verdammt unterhaltsam liest. Schnelle, gut gemachte Unterhaltung mit dem Mehrwert eines Action Blockbuster. Null.
Absoluter Pluspunkt: das Format. Die Heftchen nehmen kaum Platz weg und lassen sich so fast überall mit hin nehmen. Da ich ein Verweigerer von E Books bin ist dass für mich immer noch ein wichtiger Aspekt. Bücher sind nun einmal einfach sperrig.
Nach Perry Rhodan hab ich mich dann in einige Western Romane eingelesen. Auch hier wieder das Gleiche: der Anspruch an den Leser geht gegen Null, der Unterhaltungswert ist jedoch erstaunlich hoch.
Und nun, wieder eher zufällig, bin ich zu Dorian Hunter gekommen. Die Heftreihe gehört zur Gattung der Horror Romane und handelt von einem Dämonenjäger und seinem Feldzug gegen das Böse.
Warum ausgerechnet Dorian Hunter? Weil auf dem Heftchen eine „1“ Stand. Und nicht wie sonst bei solchen Reihen üblich zweitausendundnochirgendwas. Ich habe hier die Möglichkeit gesehen, eine Heftreihe mal von Anfang mit zu verfolgen und nicht irgendwo in der Mitte einzusteigen.

Der Roman beginnt mit einer bunt zusammengewürfelten Reisegruppe und einem nervösen Busfahrer. Dieser will die Fahrt so schnell wie möglich hinter sich gebracht wissen, und noch vor Einbruch der Dunkelheit wieder daheim sein. Die Fahrgäste haben sich noch nie zuvor gesehen, stammen alle aus unterschiedlichen Ländern. Alle haben am gleichen Tag Geburtstag, und alle folgen sie dem gleichen Drang: nach Asmode, einem Dorf an der jugoslawischen Grenze, zu fahren. Dort werden sie mit von den Dorfbewohnern mit Ablehnung empfangen. Die Menschen verschließen die Türen, auch der Dorfwirt erweist sich als nicht gastfreundlich. Der einzige, der helfen will, ist der Dorftrottel. Er führt sie zu einem halb verfallen Schloss etwas außerhalb des Dorfes. Die alte Gräfin sei zwar etwas seltsam, aber sehr gastfreundlich. Eine Alptraum Nacht liegt vor Dorian.
Der Anfang ist klassischer Grusel, der gegen Ende noch mit einer Prise Monstersplatter gewürzt wird. Auch hier halten sich die Überraschungen in Grenzen. Dennoch: der Roman ist gut geschrieben und macht Spaß. Bekannte Horror Themen werden hier zu einem unterhaltsamen Potpourri gemischt. Wirklich neu und originell ist hier nichts. Aber sehr unterhaltsam. Das Ende von Band Eins könnte man so stehen lassen, macht dennoch Lust auf mehr.
Die nächsten Bände werden definitiv von mir gelesen.

Bei Dorian Hunter handelt es sich übrigens nicht um eine neue Reihe, sondern um eine Neuauflage der bereits in den 1970 er gestarteten Serie.