Willkommen bei meinem Blog. Ich bin der Chris und möchte euch auf diesem Weg von der Musik erzählen, die mein Leben komplett beeinflusst: Heavy Metal. Kurzgeschichten aus dem Alltag eines Metalers, CD Reviews und und und.Auser Musik findet Ihr Ausflugstipps und Buchvorstellungen. Jeden Donnerstag was neues entdecken!
Donnerstag, 17. Dezember 2020
In eigener Sache
Donnerstag, 10. Dezember 2020
In eigener Sache
Vor ein paar Tagen kam eine E Mail von einem Ticketverkäufer in mein Postfach geflattert. Ihr Inhalt war in diesem Jahr nicht wirklich überraschend: „Mit großem bedauern teilen wir Ihnen mit, das aufgrund der aktuellen Situation Ihre Veranstaltung abgesagt wurde.“
Damit ist es amtlich: das erste Jahr ohne ein einziges Heavy Metal Konzert für mich.
Tja. Wir haben uns alle 2020 sicher anders vorgestellt. Und ja, ich hatte mich auf das Asphyx Konzert, dass jetzt am fünften stattgefunden hätte, tierisch gefreut. Es war unter Corona Bedingungen geplant. Dass heißt unter anderem: weniger Leute und fest zugewiesene Sitzplätze. Zugegeben, Death und sitzen erscheint auf den ersten Blick etwas seltsam. Aber ich hätte es gerne probiert. Zu einem, um überhaupt mal wieder auf ein Konzert zu gehen. Das Ganze online und streaming Zeug ist ja ganz nett und hilft sicher den Künstlern ein bisschen über die Runden, aber mir fehlt da einfach zu viel – zu einem Konzert Erlebnis gehört für mich nicht nur alleine die Musik. Die Atmosphäre von kleinen Clubs, das Treffen von flüchtigen Bekannten, die man sonst nie sieht. Der Schweiß, der von der Decke tropft. Der Synergie Effekt, der entstehen kann, wenn Publikum und Band miteinander harmonieren. Das Alles gehört für mich einfach dazu und lässt sich nun einmal recht schlecht mit einer Viedeo Kamera festhalten. Ich bin deshalb auch kein Freund von Live DVDs.
Zum anderen, um die Menschen zu unterstützen, die in viel Arbeit ein Hygiene Konzept entworfen haben, um uns überhaupt irgendwie vertretbar mit Live Musik zu versorgen. Dass das nun auch nicht stattfinden kann, ist angesichts der Situation zwar vielleicht richtig. Scheiße ist es trotzdem.
Es ist eher selten, aber was 2020 betrifft, bin ich ausnahmsweise mit Scooter einer Meinung.
Da wird mir einfach nur schlecht.
Kritik am Umgang mit der Situation ist in Ordnung. Gerade Leute, welche im medizinischen Bereich arbeiten oder existentiell davon betroffen sind, haben bestimmt auch gerechtfertigte Punkte. Aber rumzugrölen, dass wir in einer Diktatur leben, nur weil ich mich Feierabends nicht sinnlos auf dem Weihnachtsmarkt betrinken kann, ist einfach keine Kritik.Ich habe diesen Text letzte Woche schon veröffentlichen wollen, aber da war er noch deutlich länger. Hauptsächlich mit Beleidigungen gefüllt. Aber das ist nun einmal ein Feld, dass ich gerne den Querdenkern überlasse.
Donnerstag, 3. Dezember 2020
In eigener Sache
Donnerstag, 26. November 2020
Mein CD Regal
Dimmu Borgir
Eonian
„Dimmu Borgir“ hatte ich nie ganz auf dem Schirm. Das geniale Debut steht bei mir in der Re Release Variante im Regal. Das war es dann. Dass sich über die Jahre hinweg die Norweger von dem rohen, kaltem Blackmetal des Erstlings entfernt haben, habe ich so halb mitbekommen. Aber so weit? Das war mir nicht bewusst.
Ich hab mir die „Eonian“ vor ein paar Wochen aus reiner Neugier gekauft. Die Verrisse der Blackmetal Puristen waren mir noch gut im Gedächtnis. Und ihr wisst ja: wenns der Die Hard Fan scheiße findet, dann ist es oftmals richtig gut.
So verhält es sich auch mit dieser Scheibe. Nach einem überflüssigen Intro geht es gleich mit „Interdimensional Summit“ los. Ohne dass einen das krude Video oder die Schmähkommentare ablenken, entpuppt sich das als richtig starker Song. Black Metal? Geht anders. Das klingt eher nach der düster Variante von Nightwish. Und es wird mit den nächsten Songs – aus Puristen Perspektive betrachtet – nicht besser. Wärme, Euphorie: zwei Adjektive, die auf kein Black Metal Album passen sollten. Aber genau das versprühen die Songs immer wieder. Nur um dann richtig fies loßzurumpeln. Eine dunkelbunte Achterbahnfahrt. Roh und kalt – das war mal. Einzig die Vocals erinnern noch an die Wurzeln. Und die sind richtig stark. In den Spoken Word Passagen klingt Shagrath wie ein leicht wahnsinniger Märchenonkel.
Ich habe nach dem ersten Durchlauf „For all Tid“ angehört. Wie gesagt, die Evolutionsstufen dazwischen fehlen mir. Aber so im direkten Vergleich sind dass zwei komplett unterschiedliche Bands. Weiter voneinander weg könnten die zwei Alben kaum sein. Wäre ich ein Corpsepaint tragender, aus Eishölzchen Kirchen bauender und dann dieselben anzündender, im Wald Bandfotos machender Black Metaler, ich würde bei „Eonian“ das kalte Kotzen kriegen. Und statt der Kirche die CD anzünden.
Ich jedoch habe meine helle Freude daran. Nicht immer gelingen Experimente und oftmals denke ich mir, dass die Band sich doch lieber auf ihre alten Stärken verlassen hätte. Hier nicht. Das ist das Werk von absoluten Profis, die ganz genau wissen, was sie machen. Ja, das ist kein Black Metal mehr. Nein, allein dadurch wird es kein schlechtes Album. Im Gegenteil. Wer nicht ein bisschen links und rechts von seinem Tellerrand schauen will, der hat daran natürlich keinen Spaß. Der hört lieber wieder „For all tid“ und schimpft noch ein bisschen, dass die früher besser waren. Und verpasst eines der für mich stärksten Metal Alben der letzten Jahre.
Im Moment höre ich die meiste Musik über Kopfhörer im herbstlichen Wald bei Dämmerung. Da entfaltet „Eonian“ seine absolute Wirkung. Das Ding wurde für fahles Dämmerlicht und dicke Nebelschwaden geschrieben.
Untrue? Aber sowas von!
Donnerstag, 19. November 2020
Mein CD Regal
Rhapsody
Symphony of the Enchanted Lands II
Ein Waldspaziergang in der herbstlichen Dämmerung und die Zufallswiedergabe meines MP3 Player. Manchmal ein starkes Duo. Ich stand auf einer Anhöhe und blickte über das Neckartal, als mir die wohltönende Stimme von Saruman – beziehungsweise Dracula, einem Alien aus Mondbasis Alpha Eins oder dem Zahnarzt – von einer alten Prophezeiung erzählte. Eigentlich bin ich überhaupt kein Freund von Spoken Word Intros. Für mich klingt das immer mehr nach Kirmes als nach Dramatik. Aber offensichtlich kommt es nur auf den richtigen Zeit und Ort an: Mister Lee erzeugte eine unglaublich schöne Stimmung.
Jedenfalls habe ich mir daheim dann die Zeit genommen und das Ding von vorne bis hinten durch gehört. Zum ersten mal seit keine Ahnung wie langer Zeit.Über Rhapsody bin ich mal wieder zufällig gestolpert, als ich Heavy Metal gerade für mich entdeckt habe. Beim stöbern im Plattenladen. Den Bandnamen hatte ich bis dahin noch nie gehört. Was auch nicht verwunderlich war. Arg viel weiter als bis zu Nightwish und Blind Guardian bin ich damals noch nicht auf meiner Reise ins Metal Wunderland gekommen. Aber hey – auf dem Cover ist ein Drache, der über eine majestätische Fantasy Landschaft fliegt. Was soll schon schief gehen?
Ein Schuss ins Blaue. Treffer ins Schwarze. Pfeilschneller Powermetal. Dramatisches Orchester. Eine glasklare Gesangsstimme. Und Christopher Lee. Das Erste durch hören war ein einziger Wow Moment. Gut, damals hatte ich noch keine Vergleichsmöglichkeiten, alles war neu und spannend und somit war ich auch definitiv einfacher zu beeindrucken. Dazu kommt, dass ich damals auf dem absoluten Fantasy Trip war. Der Herr der Ringe lag immer auf dem Nachttisch. Meine erste Heldengruppe für das PC Spiel Icewind Dale hatte ich gerade in mühsamer Kleinarbeit fertig gestellt. Kurz: Rhapsody passten damals einfach nahtlos rein. Ob beim basteln von Charakteren, als Hintergrund Beschallung bei meinen ersten – und letzten – Zeichenversuchen oder einfach so: der Fantasy Breitband Roman zum hören hatte bei mir leichtes Spiel und war immer dabei.
Bis es dann mal irgendwann – wie es so oft passiert – durch genudelt war und im CD Regal verschwand.Bis vor kurzem. Wie gesagt: Zufallswiedergabe sei Dank. Das erstaunliche: es ist heute immer noch ok. Gut, das absolute Wow Gefühl vom Anfang ist dahin. Die Chöre, der Bombast, die Spoken Word Passagen – also so ziemlich alles, was ich damals so genial fand – erscheinen mir inzwischen als komplett aufgeblähtes Beiwerk. Wie Modeschmuck. Nett anzuschauen, aber nicht zwingend nötig. Und hast du zu viel davon an, wirkt es billig.
Das ist einigermaßen Schade, hinter dem ganzen Tand verbirgt sich nämlich ein ziemlich starkes Stück Powermetal, das sowohl kompositorisch als auch spielerisch nichts falsch und vieles gut macht. Hier wäre weniger mehr gewesen. Den Beweis dafür liefert die Band für mich einige Jahre, einen Namenswechsel und einem ordentlichen Bandkrach mit einhergehendem Verlust des Haupt Gitarristen und – Komponisten später selbst: Dark Wings of Steel ist deutlich stärker. Der einzige Unterschied: auf das Tamtam wurde weitgehend verzichtet. Die Band steht deutlich im Mittelpunkt, somit wirken die Songs schlanker, kraftvoller und zielstrebiger.
Besser: ja. Aber den bleibenderen Eindruck auf mich persönlich macht dennoch die Symphony of the Enchanted Lands Part II. Einfach aus nostalgischen Gründen. Musik hören ist nun einmal selten rational.
Freitag, 13. November 2020
In eigener Sache
Donnerstag, 5. November 2020
Mein CD Regal
Kreator
Phantom Antichrist
Einige nette Perlen habe ich jedoch über die Jahre entdeckt. Ich habe einfach ein paar Die Hard Thrash Fans gefragt, was für sie denn die absolut besten Thrash Bands bzw Alben sind. Killersachen, die man auf jeden Fall haben muss. Dann bekommt man einen Haufen Namen an den Kopf geworfen. Ich konzentriere mich als auf diejenigen, die immer wieder genannt werden. So hat man dann recht schnell einen Pool zusammen, aus dem man dann seine Lieblinge raus fischen kann. So kam ich z. B. Zu Overkill.
Danach fragt man die gleichen Die Hard Fans, welche Bands und Alben auf gar keinen Fall gehen. Da kriegt man genauso schnell eine Menge Namen zusammen, die unter anderem so unsägliche Dinge wie Szene Verrat, Ausverkauf oder weich gespülte Radioscheiße machen. Da sammelt man genauso wieder die Namen zusammen, die regelmäßig fallen. Und hört rein. Was der Die Hard Fan nämlich als Verrat oder für untrue hält, kann auf den unbedarften Hörer durchaus als originell und frisch wirken. Es muss ja nicht immer nur stumpfes, aggressives Geknüppel sein.
So bin ich dann bei Kreator gelandet. Den „Früher waren die besser“ Stempel haben die schon seit den 90igern, wo sie – wohl, ich hab da wie gesagt wenig Ahnung von – ihre experimentelle Phase hatten. Wikipedia erzählt etwas von Hardcore, Industrial und Modernmetal Ausflügen. Klingt für mich spannend. Als Thrashfan der ersten Stunde wiederum klingen diese Subgenres nach purem Horror und erzeugen schon beim lesen Brechreiz. Der klassisch Kutten tragende und Bierdosen an der Stirn zusammendrückende Thrasher hat da sicher Probleme damit. Was ich nachvollziehen kann. Bei meinem Steckenpferd „Powermetal“ bin ich, was Experimente betrifft, ähnlich tolerant. Da habe ich den Sichtradius von einem Pferd mit Scheuklappen.
Aber nur da. Ansonsten bin ich für neue Ideen immer offen. Und dementsprechend habe ich bei den neueren Kreator Sachen kein Problem. Im Gegenteil. „Phantom Antichrist“ ist für mich nahe dran am perfekten Metal Album. Ob das Präfix Thrash noch gerechtfertigt ist: nun, das weiß ich nicht. Das Teil knüppelt sich auf jeden Fall richtig aggressiv durch die Boxen, ist druckvoll und sehr präzise. Gleichzeitig gibt es immer wieder nette Melodien und Soli, die verhindern, dass es zu einem Einheitsbrei verkommt. Dazu keift sich Mille durch die – meiner Meinung stellenweise richtig starken – Texte wie ein tollwütiges Eichhörnchen auf Koffein.
Skiptaste? Braucht man nicht.
Donnerstag, 29. Oktober 2020
Mein CD Regal
Saltatio Mortis
Erwachen
„Die gibt es noch?“. Das war mein erster Gedanke, als ich letztens den Namen „Saltatio Mortis“ bei den aktuellen Neuerscheinungen gesehen habe. Der Zweite war: „Mensch, das ist eigentlich eine gute Idee. Da muss ich mal wieder reinhören.“ Immerhin war Mittelalter Rock lange Jahre über ein ständiger Begleiter von mir. Als ich bewusst angefangen habe, Musik zu hören, hatten In Extremo gerade mit „Vollmond“ ihren ersten kleinen Hit, der es bis in die Heavy Rotation bei Viva und Co. - Musikfernsehen, ihr erinnert euch – geschafft hat.
Damals hatte ich gerade Heavy Metal für mich entdeckt, und war dementsprechend regelmäßig bei der „Heavy Night“ in der örtlichen Diskothek. Es war eine dieser kleinen, gemütlichen – oder versifften, je nach Sichtweise und Lichtverhältnissen – Dorfdiskotheken, wie sie wohl fast jeder von uns kennt. „Heavy Night“ hieß, das abwechselnd Manowar, Maiden und Motörhead lief. Dazu kam, das man zu den Metalern auch noch die Punks und die Gothics gesteckt hat. Jede Gruppe für sich hätte den Laden wohl nicht gefüllt. Auserdem: sind ja eh alle Dunkel und sehen gleich aus. Das wird dann schon passen.
Nach jedem Metalset lief Gothic, dann Punk, dann Metal. Alles sehr präzise getimt. Nach einer Weile konnte man an den Songs erkennen, wann der Wechsel bevorsteht. Und sich schon einmal langsam auf den Weg zum Bier holen oder frische Luft schnappen machen. Mittelalter Rock lief grundsätzlich immer zwischen Metal und Gothic. Neben In Ex hauptsächlich Tanzwut, Subway und dann, etwas später, eben -Saltatio Mortis.
Mir hat das immer ganz gut gefallen, und eine Zeitlang hab fast nichts anderes gehört. Dementsprechend lassen sich viele dieser Bands in meiner Sammlung finden. Eben auch vier Alben von „Saltatio Mortis“. Wirklich durch gehört habe ich die schon ewig nicht mehr. Einzelne Songs laufen immer wieder mal in der Zufallswiedergabe, aber das wars dann auch.
Also hab ich mir neulich ein bisschen Zeit genommen und Alle in Ruhe mal durch gehört. Beziehungsweise es versucht. Immerhin weiß ich jetzt, warum ich die so lange nicht mehr angehört habe. Einzelne Lieder sind ok und machen durchaus Spaß, aber so nach zweien, dreien am Stück wird es schwierig. Ein ganzes Album ohne Skiptaste und Ohrenbluten? Kaum möglich. Standard Rock Riffs, ein paar eingängige Dudelsackmelodien und Texte wie aus dem Poesie Album für Grufties. Vor 15 Jahren: super. Jetzt? Naja, arg viel mehr als Nostalgie wird da nicht mehr ausgelöst. Immerhin, sobald Saltatio ihre politischen Sachen auspacken, wird das ganze richtig griffig, giftig und gut. Aber sonst, nun ja. Die Begeisterung ist abgekühlt.
Umso erstaunlicher ist es, dass ein Album den Test der Zeit überstanden hat. „Erwachen“. Ausgerechnet. Ich beschwere mich hier über Kitsch, platte Texte und austauschbare Melodien? Auf Saltatio Mortis zweitem Rock Album findet sich das Alles. Nahezu in Perfektion. Paradoxerweise macht mir das gerade richtig Laune. Ob trotzdem oder genau deswegen, das weiß ich nicht. Während „Des Königs Henker“ und „Aus der Asche“ - beide musikalisch und textlich deutlich reifer - wieder in der Versenkung verschwunden sind, dudelt „Erwachen“ seit Tagen regelmäßig durch meine Boxen. Neben E Gitarren und Mittelalter Instrumenten werden hier noch haufenweise elektronische Spielereien verwendet. Das klingt teilweise richtig übel, als ob jemand wahllos auf ein Kinderkeyboard eingeprügelt hat. Es fiepst und düdelt stellenweise richtig fieß. Das kriegt ein Atari nicht besser hin. Also schlimmer.
Aber irgendwie macht es die Songs nicht kaputt. Im Gegenteil. Saltatio wurden mit den späteren Alben zwar deutlich härter und eingängiger, aber eben auch austauschbarer. „Erwachen“ dagegen hat seinen ganz eigenen Charme. Absoluter Kitsch. Keine Frage. Textlich durchaus eher Schlager als Rock. Das Album bettelt gerade zu darum, verrissen zu werden. Aber: ich kann es nicht. Stattdessen spring ich singend und tanzend mit guter Laune durch den Raum.
Paradox.
Donnerstag, 22. Oktober 2020
In eigener Sache
Heute gibt es aus Zeit und Ideenmangel keinen neuen Beitrag auf dem Nähkästchen. Werde mich zunächst einmal dransetzen, alte Beiträge auf den dazu passenden Seiten zu verlinken. Das erleichtert euch das stöbern um einiges. Und ich habe wieder einen Überblick was ich alles schon in den Äther gehauen habe.
Nächste Woche geht es hier wieder weiter
Donnerstag, 15. Oktober 2020
Raus. Gehen
Hochgehträumt, Lichtenstein
Nachdem wir in unserem Urlaub auf drei Touren die schwäbische Alb und das Umland zu Fuß unsicher gemacht hatten, hatten wir eigentlich genug vom Wandern. Stattdessen: Klettern im Hochseilgarten bei Burg Lichtenstein. Den haben wir letztes Jahr beim Besuch des Märchenschlosses entdeckt. Seitdem stand er auf unserer „ Wollen wir machen“ Liste.
Beim Anblick der Treppen und Leitern haben mir jedoch sofort die Knie wieder weh gemacht. Die Wanderung vom Vortag steckte mir mehr in den Knochen, als ich war haben wollte. Aber nicht so schlimm. Ebenfalls beim letzten Besuch habe ich eine Info Tafel für einen Rundwanderweg gefunden. „Hochgehträumt“ nannte er sich, und bis auf das schlechte Wortspiel machte er auf den ersten Blick einen guten Eindruck. Außerdem führt er an der Nebelhöhle vorbei, die ich eh schon lange besuchen wollte. Damit war ich recht alleine. Bei Menschen, die auf der Alb aufgewachsen sind, löst das Wort „Höhle“ maximal ein desinteressiertes Schulterzucken aus. Während der Rest sich dann auf Hochseil – und Biergarten verteilte, bin ich einfach los gelaufen und habe die etwas mehr als zehn Kilometer in Angriff genommen.
Ich war auch kurz davor, das Ganze abzubrechen. Die Laufrichtung, die ich ausgewählt habe, führt nach einem kurzem Stück durch den Wald über weite Strecken durch freies Feld. Das ganze bei dreißig Grad und Sonnenschein war etwas heftig. Aber irgendwann hatte ich dann den Punkt erreicht, wo umkehren einfach keine Option mehr war und hab mich durchgebissen. Zum Glück. Die Strecke ist wirklich schön, und durch den fehlenden Anspruch klasse um mal einfach die Gedanken schweifen zu lassen und die Umgebung in sich auf zu saugen. Definitiv ein Vorteil vom alleine Laufen.
Der Höhepunkt ist die Nebelhöhle. Egal wie rum man die Strecke läuft, sie liegt ungefähr auf der Hälfte und ist damit ein perfekter Ort für eine Rast. Normalerweise wird man in Gruppen durch die Höhle in einem Rundgang geführt. Da in diesem Sommer jedoch alles anders ist, werden Besucher alleine vorne rein und hinten wieder raus geschickt. Man darf drinnen so lange bleiben wie man will. Beziehungsweise kann. Mit ca. 10 Grad ist es recht frisch. Über die Luftfeuchtigkeit muss ich gar nicht erst reden. Ich war heilfroh über meine Jacke. Der Besuch der Höhle war einfach Klasse. Vor mir war eine Gruppe, die laut schwatzend im Eilgalopp durch die Höhle ist. Ich hab mir im ersten Raum deswegen extra Zeit gelassen, und kurz darauf hatte ich die Höhle dann ganz für mich. Unter der Erde, ganz allein, mit den bizarren Tropfsteinen: das war definitiv ein Erlebnis der Marke „Einzigartig“. Die 5 Euro eintritt war es auf jeden Fall wert.
Nach etwas mehr als zweieinhalb Stunden war ich dann wieder am Ausgangspunkt am Parkplatz der Burg Lichtenstein. Und hatte noch genug Zeit, um in aller Ruhe ein Entspannungsbier zu trinken bevor der Rest der Truppe kam.
Eine absolut gelungene „Eigentlich will ich nicht mehr Wandern“ Tour. Recht einfach, gut ausgeschildert und mit jeder Menge Abwechslung ist diese Wanderung eigentlich für alle zu empfehlen, die auch ohne großes Schwitzen und Anstrengung Spaß am Laufen haben.
Donnerstag, 8. Oktober 2020
Bücherkiste
Joe Abercrombie
Kriegsklingen
Barbaren aus dem Norden sammeln sich unter der Fahne eines Anführers und marschieren langsam auf die Union – ein mächtiges Königreich – zu. Im Süden besteigt ein junger Tyrann den Thron und unterwirft in Windeseile sämtliche Länder dort mit harter Hand und schwarzer Magie. Nun wirft auch er sein Auge auf die reiche Union.
Dort wird die Gefahr eines drohenden zwei Fronten Krieges nur am Rande wahrgenommen. Schließlich steht das große Fechtturnier an. Der junge, adlige Hauptmann Luthar will daran Teilnehmen und das Turnier gewinnen. Schließlich stehen dem Sieger viele Türen offen und es winkt eine strahlende Zukunft voller Ruhm, Einfluss und Macht. Dennoch interessiert ihn mehr das Zechen und Spielen. Bis er eine junge bürgerliche kennenlernt, die unter anderem seinen Ehrgeiz weckt.
Inquisitor Glotka hat indes ganz andere Sorgen. Neben der Bedrohung von außen scheint es im inneren der Union ebenfalls Eine zu geben. Eine mächtige Händlergilde hat sich gegen die Krone verschworen. Eine seltsam ausgeweitete Leiche wurde gefunden. Ein alter Mann in Begleitung einer seltsamen Reisegruppe erhebt den Anspruch, der Erste der Magi zu sein und somit das Recht auf einen Platz im Regierungsrat der Union zu haben. Jede Menge Arbeit für den königlichen Ermittler. Der schließlich selbst mitten im Sumpf der Intrigen steckt.
Auf den zweiten Blick auch. Dennoch, der Roman ist wirklich unterhaltsam zu lesen. Die Handlung mag zwar nur guter Durchschnitt sein. Die Charaktere jedoch gefallen mir gut. Tapfere, weiße und edelmütige Helden sucht man hier vergebens. Ein verbitterter, skrupelloser Krüppel. Ein arroganter, verwöhnter Jüngling. Jeder der Helden in dem Roman hat mindestens eine Macke. Das zu verteidigende Königreich – strahlend, mächtig, mit einem gerechten König und zufriedenen Bürgern? Mitnichten. Die Union ist von Korruption und Intrigen zerfressen. Der König ist ein seniler Mann. Die Regierungsgewalt liegt beim geschlossenen Rat der Fürsten. Der diese zum Wohle seines eigenen Einflusses nutzt. Alte Adelsfamilien klammern sich an ihre Macht. Aufstrebende Handelsgilden raffen skrupellos gewaltige Reichtümer zusammen und sägen an der Vorherrschaft des Adels.
Zusammen mit einem wirklich guten Schreibstil schafft es Abercrombie so, aus einem recht belanglosen Fantasy Roman eine zynische und unterhaltsame Geschichte zu machen.
Aber nun bin sogar ich im 21 Jahrhundert angekommen. Bisher habe ich mich immer gegen E Book Reader gewehrt. Inzwischen habe ich einen. Und alle Argumente dagegen sind zusammengefallen wie ein Kartenhaus. Platzsparend, transportabel. Und das Lesegefühl ist das Gleiche.
Platz ist für mich tatsächlich der entscheidende Faktor. Irgendwie sind alle Autoren der Meinung, das ein Fantasy Roman aller mindestens drei Teile, ein Prequel und fünf Sequels braucht. Um nicht extra eine Wohnung als Bibliothek mieten zu müssen – was zwar reizvoll, aber unrealistisch ist - ist der E Book Reader eine gute Lösung. Und so habe ich endlich die Abenteuer von Glotka, Neunfinger und den anderen weiter lesen können. Ich bleibe bei meiner Meinung: nicht gerade Originell, aber herrlich kurzweilig und erfrischend zynisch. Auch wenn gerade unter aktuellen Autoren die Helden mit Furcht und Tadel so beliebt sind, dass ein psychopathischer oder unsympathischer Hauptcharakter an sich nicht mehr wirklich ungewöhnlich ist, hat Kriegsklingen mich bisher gut unterhalten. Den Rest werde ich definitiv noch lesen.
Donnerstag, 1. Oktober 2020
Mein CD Regal
Dawn of Disease
Worship the Grave
Metal Abend im JuZe ums Eck. Ein Flyer mit unlesbaren Bandlogos. Oder die man nicht kennt. Günstiger Eintritt. Bier. Die Grundlage für einen gelungenen Konzertabend. Wer meinen Blog ab und zu ließt, weiß genau, dass ich solche kleinen Konzerte den großen Hallen vorziehe und mich an solchen Abenden immer gut amüsiere. Und schon einiges an guter Musik entdeckt habe. So auch „Dawn of Disease“. Die Osnabrücker haben – letztes oder vorletztes Jahr – zusammen mit „Apophis“ solch einen Abend als Headliner bestritten. Ich muss zugeben, so wirklich an einzelne Bands erinnere ich mich nicht mehr genau. Dazu war es einfach zu viel und zu lange. Normalerweise sind immer ein zwei Bands dabei, bei denen man gemütlich ein Bier trinken oder draußen frische Luft schnappen kann. Dieses mal einfach nicht. Alles gut, ohne das etwas wirklich hängen geblieben wäre. Bis auf die beiden Headliner. „Apophis“ und „Dawn of Disease“ sind mir im Gedächtnis geblieben. Ich wusste, ich werde mir beide noch einmal Live anschauen, um herauszufinden, ob die wirklich musikalisch gut waren oder ich an dem Abend einfach so gut gelaunt war, dass ich sogar Helene Fischer ab gefeiert hätte.
Bei „Apophis“ hat es geklappt. Ein paar Wochen später konnte ich die Jungs noch einmal Live erleben. Ein geiler Abend und zwei CDs sind der Beweis: der Oldschool Death macht wirklich Spaß.
„Dawn of Diesease“ konnte ich nicht mehr live sehen. Die Gründe sind bekannt.
Also habe ich mir kurzerhand das 2016 erschienene Album „Worship the Grave“ geholt. Das gelungene Cover hat mir schon vor dem rein hören das erste Lächeln ins Gesicht gezaubert. Schon nach dem ersten Durchgang wusste ich, warum mir die Band Live soviel Spaß gemacht hat.Death Metal. Geradeaus und schön räudig. Es rumpelt und scheppert. „Entombed“ lassen grüßen. Eine Death Metal Band unter vielen also? Nicht ganz. „Dawn of Disease“ haben einfach ein gutes Händchen für Songwriting. Es wirkt nie beliebig oder austauschbar, und jeder Song schafft es, sich im Gehörgang fest zu setzen. Das ist nicht zuletzt auch den geschickt eingesetzten Melodien zu verdanken, die immer wieder für Aha Momente sorgen.
Somit geht das von Magazinen und der Plattenfirma verwendete Label „Melodic Death Metal“ durchaus in Ordnung. Wer bei dieser Bezeichnung Schnappatmung bekommt und sofort „Kommerz! Ausverkauf!“ schreien möchte, kann beruhigt werden. Von massivem Keyboard Geklimper, cleanen Vocals oder Refrains aus der Radio Airplay Hölle sind die Osnabrücker glücklicherweise meilenweit entfernt.
„Worship the Grave“ ist für mich ein ganz starkes Album, das wunderbar am Stück durchlaufen kann. Die Skiptaste bleibt beim hören jungfräulich.
Bei Gelegenheit werd ich auch noch definitiv in die anderen Alben reinhören. Live werde ich sie jedoch nicht mehr sehen können. Vor ein paar Tagen gab die Band ihre Auflösung bekannt.
Sehr Schade. Aber immerhin hinterlassen sie diesen absoluten Kracher und vier weitere Scheiben, die hoffentlich ähnlich Spaßig sind.
Donnerstag, 24. September 2020
Raus. Gehen
Traufgang Felsenmeersteig, Albstadt
Nachdem wir unseren Urlaub mit zwei schönen und komplett unterschiedlichen Wanderungen angefangen hatten, stand nun erst einmal ein Tag entspanntes bummeln in Reutlingen auf dem Plan. Schmale Gässchen, eine recht belebte Innenstadt mit einigen schönen Geschäften: Die Stadt am Fuße der Alb gehört zu den Großtstädten in Deutschland, die zwar nicht zwingend ganz oben auf der „Muss ich besuchen“ Liste stehen. Aber einen Abstecher ist es auf jeden Fall Wert, gerade dann wenn man eh in der Gegend ist. Optimal für einen etwas ruhigeren Tag.
Am nächsten Morgen wurden dann wieder die Wanderschuhe geschnürt. Dieses mal war Albstadt das Ziel. Vor zwei oder drei Jahren haben wir die „Traufgänge“ entdeckt. Eine Anzahl von Rundwegen der Stadt Albstadt, die durch die Verschiedenen Ortsteile und auf und über die Albträufe führen. Von der Länge und der Schwierigkeit her ist alles Vorhanden: von einem eher gemütlichen Spaziergang von einigen Kilometern bis hin zu einer knackigen Halbtagestour mit fast 18 Kilometern und jeder Menge Höhenmetern ist alles dabei.
Gut Ausgeschildert, abwechslungsreiche Streckenführung und ein Internetauftritt, der eine gute Planung ermöglicht: nachdem wir damals die „Hossinger Leiter“ gemacht hatten, wussten wir, dass es nicht die letzte Wanderung in Albstadt war.
Den „Felsenmeersteig“ haben wir schon bei der Urlaubsplanung ins Auge gefasst. Er war auch die einzige Tour, die wir auf jeden Fall machen wollten.
Start und Zielpunkt ist der Parkplatz im Ortsteil Burgfelden. Nach einem Blick auf das Höhenprofil haben wir uns jedoch für den Parkplatz in Margretshausen entschieden. Nach etwas mehr als einem Kilometer flacher Strecke zum Einlaufen geht es von dort aus gleich einen richtig steilen Anstieg hinauf auf den Albtrauf. Den wollten wir frisch ausgeruht und nicht erst am Ende bewältigen. Aber egal von wo man startet: Anstrengend wird es auf jeden Fall. Steile Anstiege benötigen eine gute Kondition. Schmale Wege eine gewisse Trittsicherheit. Außerdem führt ein großer Teil der Pfade direkt am Steilhang entlang. Das bietet zwar Atemberaubende Ausblicke am Fließband. Eine gewisse Schwindelfreiheit jedoch ist definitiv hilfreich.
Die Stadt Albstadt bewertet den „Felsenmeersteig“ als schwer und nennt ihn die Königsetappe der Traufgänge. Diese Einschätzung teile ich. Natürlich, geübte Wanderer mit Alpin Erfahrung fühlen sich sicher unterfordert. Aber jeder, der normal Fit ist und ab und zu gerne mal die Wanderschuhe schnürt, wird hier gut gefordert. Aber nicht überfordert. Die Streckenführung ist abwechslungsreich gestaltet. Nach jedem anstrengenden Stück folgt eine etwas entspanntere Strecke, sodass die Ansteuerung sich über die 18 Kilometer gut verteilt. Die Aussichtspunkte und Sehenswürdigkeiten entlang der Strecke entschädigen einen jedenfalls für jeden Schweißtropfen. Außerdem gibt es in Burgfelden direkt an der Strecke Einkehrmöglichkeiten, um bei Gut Bürgerlicher Küche den Akku wieder auf zu laden.
Die Beschilderung
und die von der Stadt erstellte Wegbeschreibung im Internet sind,
genau wie bei der Hossinger Leiter anfangs erwähnt, sehr gut und
stellen einen vor keine großen Schwierigkeiten. Den Weg verpassen
oder sich zu verlaufen ist recht schwierig und fast schon wieder eine
Leistung.
Für mich definitiv ein schöner Rundwanderweg und ein absoluter Höhepunkt in diesem Urlaub.
Hier geht es zur offiziellen Tourbeschreibung von der Stadt Albstadt
Donnerstag, 17. September 2020
Mein CD Regal
Revel in Flesh
Manifested Darkness
Death Metal. Oldschool. Mal scheppernd. Mal walzend. Irgendwo zwischen „Entombed“ und „Bolt Thrower.“ Im Grunde ist damit schon Alles zu „Manifested Darkness“ gesagt. Freunde des klassischen 90er Death bekommen hier genau das, was sie sich Nachts erträumen. Kompromissloses Geknüppel, das bei mir ein dickes Grinsen und regelmäßig Nacken Schmerzen verursacht.
Die Unterschiede zum ganz aktuellen Album „The Hour of the Avenger“ sind überschaubar. Wer das Eine mag wird das Andere genauso feiern. Und umgekehrt.
Im Grunde könnte ich die Review auch einfach kopieren und nur die Namen austauschen. Aber: gute Death Metal Bands kann man gar nicht oft genug erwähnen.
Entdeckt hab ich die schwäbischen Death Metaler vor ein paar Jahren eher zufällig. Im JuZe ums Eck stand wieder mal ein Konzert Abend an mit einer Handvoll Bands aus der näheren und weiteren Umgebung. Einer der Abende, bei denen man auf dem Flyer die eine Hälfte der Logos nicht entziffern kann. Und die Andere einem nichts sagt. Ein Abend, bei dem man nicht all zu viel mehr als ein paar kühle Bier und ein bisschen gepflegten Krach erwartet. „Revel in Flesh“ boten mehr als nur das. Ein absoluter Totalabriss, der mich direkt an den Merchandise Stand geführt hat. Und später dann auch zu meinem Trip nach Aalen.
An diesem Abend hab ich mir gleich die „Manifested Darkness“ geholt in der Hoffnung, dass die Platte ähnlich viel Spaß macht wie die Jungs Live. Macht sie. Aber dennoch: so einen Konzert Abend ersetzt sie einfach nicht. Death Metal ist für mich eine Stilrichtung, die vor Allem von der Live Energie lebt. „Revel in Flesh“ schaffen das Kunststück, diese Energie weitestgehend auf Platte zu pressen. Bier und Schweiß tropfen förmlich aus den Boxen.Bands in dieser Größenordnung zu entdecken, ist recht schwer. Die Meisten davon – „Apophis“, „Revel in Flesh“, „Weak Aside“ und all die anderen – habe ich auf solchen Abenden kennengelernt. Kleine Clubs und JuZes, wo Leute etwas auf die Beine stellen und Bands eine Plattform bieten. Eine Möglichkeit, die gerade jetzt komplett weg fällt.
Grund für mich, "Revel in Flesh" noch einmal zu Erwähnen. Wer es nicht allzu Innovativ braucht und sich über richtig gut gemachten Death freuen kann, sollte hier definitiv ein Ohr riskieren. Und falls es irgendwann mal wieder soweit ist und Live Abrisse nicht mehr nur im Stream stattfinden: hingehen! Ich war inzwischen dreimal dabei und war jedes mal komplett verschwitzt und zufrieden danach. Nur die Nacken schmerzen am Tag danach….
Donnerstag, 10. September 2020
Mein CD Regal
Orden Ogan
Gunmen
Ich mag Powermetal. Ich mag es gerne mal bombastisch. Folgerichtig hat mich 2012 rum „Things we believe in“ um geblasen. Genauso dass dazu gehörige Album „To the End“. Eingängige Songs, Refrains mit Ohrwurmcharakter und immer wieder spannende Gitarren Soli. Ich war glücklich. Umso enttäuschter war ich, als ein paar Jahre später die Vorab Single „F.E.V.E.R.“ erschien. Auf den ersten Blick genau das Gleiche wie auf dem Vorgänger Album. Nur noch überladener und noch über produzierter. Das war schon auf „To the End“ hart an der Grenze. Aber hier war es ein ganzes Stück weiter getrieben worden. Noch einmal ein paar Jahre später erschien mit „Gunman“ die Single vom nächsten Album. Wieder gleiches Spiel: grundsätzlich alles gut. Nur noch überladener. Noch über produzierter. Dazu noch ein Enrico Morricone Gedächtnis Orchester. Mehr Breitband geht nicht in knapp 4 Minuten Song. Grund genug für mich, beide Alben links liegen zu lassen. Der Hang zu immer mehr, immer bombastischer und immer überladener geht mir schon bei Sabaton und Powerwolf auf die Nerven. Irgendwie scheint es nur noch darum zu gehen, die Musik künstlich aufzublasen. Die Songs selber treten vor lauter Soundeffekten, Chören, Orchester Elementen und was weiß ich noch alles in den Hintergrund. Hauptsache jede Soundspur im Studio ausgenutzt. Orden Ogan schienen einfach die nächsten zu sein, die auf diesen Zug aufspringen.
Tja, wie war das? Man soll ein Buch nicht nach dem Cover beurteilen? Genauso wenig wohl eine CD anhand der Vorab Single. Ich habe auch schon Alben nur Aufgrund der Single gekauft. Ohne davor noch einmal rein zu hören. Und ihr wisst ja: sind die Erwartungen hoch, kann man tief fallen. So hat mich dann schon das ein oder andere Stück Musik hart enttäuscht. Andersherum kann es aber vielleicht ja auch klappen. Erwartet man wenig, kann man am Ende kaum enttäuscht sein. Vielleicht ist man ja sogar angenehm überrascht? Also habe ich mir kürzlich Beide auf dem Wühltisch geholt. Meine Neugier war größer als der Preis.
Sehr zu meiner Freude. Gerade „Gunmen“ ist eine faustdicke Überraschung. Ja, der Eröfnungstrack ist einfach drüber. Mit zu viel von Allem klingt er wie der Soundtrack zu einem Western Streifen auf Drogen. Danach wird es aber deutlich besser. Ja, die Songs sind immer noch überladen und allesamt im Breitbandformat. Mehrstimmige Refrains sind eh Standard beim Orden. Kein Song kommt ohne musikalisches Klimbin wie Orchester oder Banjo aus. Die Western Sounds klingen für mich dabei ziemlich nach Anstehmusik im Vergnügungspark. Aber dennoch: die Songs sind richtig gut, und der Bombast und Kitsch ist zwar äußerst hart an der Grenze, aber reizt das erträgliche nie ganz aus.
Die Lieder sind allesamt solide und eingängig. Schaffen es aber trotzdem, genug Spannung aufzubauen und vermeiden es immer, ganz ins Lala Land des Hintergrundgedudels ab zu driften.
Somit bleibt ein absolutes Hochglanz Power Metal Album wie es Heute wohl Standard ist. Allerdings ist die Effekthascherei nicht ganz so schlimm wie bei den Vorher genannten anderen Beiden. Somit bleiben die Songs erheblich länger im Ohr. Und erschaffen trotz - oder gerade wegen – all dem Kitsch eine ziemlich starke Western Stimmung. Diese wird durch das stimmige Artwork ergänzt. Gerade das Backcover hat es mir richtig angetan und versprüht ein bisschen „Der dunkle Turm“ Atmosphäre.
Hut ab. Ich werde in Zukunft mich nicht mehr ganz so stark von vorab Singles beeinflussen lassen. Na, zumindest versuche ich es.
Donnerstag, 3. September 2020
Raus. Gehen.
Klosterfelsenweg Laiz
Nachdem wir mit der schönen, eher gemütlichen Laucherttalrunde zum Einlaufen unseren Wanderurlaub auf und um die schwäbische Alb begonnen hatten, haben wir für den zweiten Tag ein bisschen was anspruchsvolleres geplant. Paddeln im Donautal bei Sigmaringen. Aber der Pegelstand hatte da etwas dagegen. Nun, wenn es auf der Donau nicht geht, dann eben an der Donau entlang.
Die Stadt Sigmaringen hat unter dem Namen „Donau Felsen Läufe“ fünf verschiedene Rundtouren zusammengestellt. Wir haben uns für den für den Klosterfelsenweg entschieden. Knappe 15 km, mit 555 Höhenmeter. Das klang deutlich anspruchsvoller als die Laucherttalrunde, aber immer noch gut machbar.
Nach der Pause kamen wir dann auch besser voran. Nicht, dass die Route weniger spektakulär wurde. Im Gegenteil: schmale Wege und steile Anstiege forderten ein bisschen was von uns ab. Und mit unter anderem der Ruine „Gebrochen Gutenstein“ oder dem „Gespaltenen Felsen“ gibt es immer noch jede Menge markanter Aussichtspunkte und Sehenswürdigkeiten. Nur liegen sie etwas weiter auseinander, sodass man zwischendurch zum Laufen kommt und die fantastische Landschaft bewundern kann. Mein persönlicher Höhepunkt war ein Pfad durch ein kleines Nebental, direkt an einem quirligen Bach entlang. Ruhig, abgeschieden, und – im Gegensatz zu den Hotspots – ruhig.
Eins muss man nämlich beachten: gerade der Abschnitt zwischen Laiz und Inzigkofen ist zwar wunderschön, aber auch recht stark frequentiert. Der „fürstliche Park Inzigkofen“ mit dem Amalienfelsen und der Teufelsbrücke ist ein absoluter Publikumsmagnet. Etwas überlaufen, aber sehr sehenswert ist die Anlage aber auf jeden Fall. Gerade die Teufelsbrücke sieht beeindruckend aus und ist ein wunderbares Beispiel für den Garten und Parkbau des Neunzehnten Jahrhunderts. Es ist, ähnlich wie die Schlösser Lichtenstein und Hohenzollern, sehr romantisch angelegt und macht den Eindruck eines Disneylands für Adlige.
Auf der anderen Donauseite ist es ein bisschen ruhiger. Zumindest verläuft sich alles etwas besser.
Insgesamt ist die Tour recht anspruchsvoll. Starke Steigungen von der Donau auf die umliegenden Felsen gehen in die Füße. Aber es ist nichts dabei, was man mit einer normal guten Kondition, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit nicht bewältigen könnte. Letztere braucht man immer wieder, wenn der Weg hoch über der Donau am Felsenkamm entlang führt.
Abwechslungsreich, viele Höhepunkte und eine einzigartige Landschaft: Der Klosterfelsenweg hat mir persönlich sehr gut gefallen. Das Donautal werde ich nicht zum letzten mal besucht haben.
Infos zu den Touren finden sich auf der offiziellen Seite der Stadt Sigmaringen.
Donnerstag, 20. August 2020
Mein CD Regal
Crimson Glory
Transcendence
Transzedenz: laut dem vom guten Konrad ins Leben gerufene Wörterbuch die Überschreitung der Grenze des Bewusstseins. Ein Übergang auf eine höhere Ebene also.
Ambitionierter Titel für ein Album. Aber auch irgendwie passend. Immerhin liefern „Crimson Glory“ mit ihrem bereits1988 erschienen Zweitling eine Art Blaupause für das, was wir Heute als Powermetal kennen. Zu einer Zeit, als alles noch einfach "Heavy Metal" hies und es die ganzen Unterbegriffe noch gar nicht wirklich gab. Beziehungsweise sich erst bildeten. „Transcendence“ gehört somit für mich zu einem absoluten Klassiker. Gut, der große Erfolg blieb damals aus. Die Band selber ist weitestgehend in Vergessenheit geraten. Ja, das Album taucht immer wieder mal in den Listen der einflussreichsten und bedeutendsten Metal Alben aller Zeiten auf. Tatsächlich bin ich so überhaupt erst auf die Band aufmerksam geworden. Ansonsten sorgt der Name „Crimson Glory“ aber eher für Achselzucken als für ein begeistertes Funkeln in den Augen.
Warum also ist dieses Album einer mittlerweile fast vergessenen Band für mich persönlich so ein großes Ding? Nun, wie gesagt, zu einem natürlich, weil hier schon alle Elemente, die mir persönlich am Powermetal gefallen, vorhanden sind. Eine gewisse Dramatik durch geschickte In und Outros, Laut Leise Wechsel und mehrstimmiger Gesang. Das zu einer Zeit, als ich gerade so durch die Gegend wackeln konnte, ohne mich oder andere zu gefährden. Naja, zumindest wackeln.
Zum anderen: das Ding klingt immer noch „frisch“. Während andere, von Fans und Medien so hoch gelobte Klassiker heute durchaus vor allem alt und altbacken klingen, hat sich „Transcendence“ für mich absolut gut gehalten. Das ist ähnlich wie mit Wein. Manche reifen mit dem Alter und werden besser. Andere werden einfach Essig.Essig zum Beispiel ist für mich die „Keepers“. Ja, ich weis, Frevel und Blasphemie. Und ich hab ja keine Ahnung. Trotzdem, die erste Keepers ist für mich im besten Falle nett. Damals mag das neu und aufregend gewesen sein. Heute wirkt das für mich recht belanglos. Eine Band, die so etwas heutzutage spielen würde, wäre absolut unter meinem Radar. Vielleicht bin ich aber auch einfach etwas genervt davon, weil so gut wie jeder Silberrücken der Meinung ist, dass man diese Scheibe haben, lieben und auswendig können muss. Und mit absoluten Unverständnis reagiert, wenn man das nicht macht. Wie kann man denn nur behaupten, Metal zu lieben, wenn man dieses von den Göttern geküsste Meisterwerk nicht mag? Oder gar kennt? Du bist unwürdig! Tja, hab ich halt Pech. Schlimm nur, dass es eine Phase gab, in der ich Leuten auf genau die Art auf den Sack gegangen bin.
„Transcende“ dagegen gefällt mir einfach richtig gut. Ja, die Qualität der Aufnahme ist etwas rustikal. Es scheppert ziemlich aus den Boxen. Aber die Songs sind einfach klasse und reißen mich immer wieder mit. „Lonely“ zum Beispiel kann ich einfach nicht tot hören. Ich habe es wirklich versucht. Den Test der Zeit hat das Ding definitiv überstanden. Zeitlos, irgendwie. Und genau deswegen für mich ein Klassiker, auch wenn es sicher erfolgreichere Bands und Alben zu dieser Zeit gab.
Manche Scheiben wiederum sind eben einfach nur Klassiker, weil sie einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort waren. Weniger wegen der Musik an sich. War man damals nicht dabei, ist es schwer, die Begeisterung der Massen daran zu verstehen. Klingt ja ganz Nett, aber wozu der große Bahnhof? Deshalb finden sich in meiner Sammlung auch nur wenig von dem, was die meisten unter Heavy Metal Klassiker verstehen würden. Kein Priest, nur einmal Maiden, nur einmal Sabbath. Die 13.
Donnerstag, 13. August 2020
Raus. Gehen.
Themenwanderweg Lauchert – Mühlen – Burgen
Das dieses Jahr einiges anders gelaufen ist als geplant: nun, darüber muss und werde ich nicht mehr schreiben. Fast kein Lebensbereich, indem sich die Situation nicht irgendwie bemerkbar gemacht hätte. Pläne für 2020 gemacht? Tja. Pech.
Aber wie immer ist nicht alles schlimm. Pläne sind ja auch dazu da, geändert zu werden. Und so wurde aus dem Festival kurzerhand ein Wanderurlaub. Mal wieder ein paar längere Touren machen. Abschalten. Einfach laufen. Und die Gegend neu entdecken.
Das Ziel: die schwäbische Alb. Das Problem: wir sind dieses Jahr nicht die einzigen mit dieser Idee. So war gleich bei der Planung klar: die Hotspots – wie zum Beispiel Burg Hohenzollern oder Burg Lichtenstein – sollten möglichst ausgelassen werden. Zumal wir die eh schon zu genüge kennen.
Der Blick fiel also auf die etwas abgelegeneren Ecken auf der Landkarte. Gesucht wurde eine möglichst abwechslungsreiche Halb - bis Tagestour irgendwo, wo wir noch nicht waren. Fündig wurden wir im Laucherttal, zwischen Hörschwag und Melchingen, mit der Lauchert – Mühlen – Burgen Tour. Noch nie gehört? Beides gehört zur Stadt Burladingen. Immer noch Probleme? Wir befinden uns zwischen Hechingen und Sigmaringen. Mitten auf der Alb. Und abseits von den Haupttouristenattraktionen.
Die Tour selber wird übrigens von der Schwierigkeit her als „Mittel“ angegeben. Erschließt sich mir nicht ganz, da die Wege und die Orientierung wirklich null Anspruch mit sich bringen. Dafür ist sie mit 18 Kilometern recht lang und erfordert somit eine gewisse Grundausdauer. Vielleicht liegt es daran.
Auf jeden Fall ist die Route eine wunderschöne, abwechslungsreiche Wanderung, die einen durch eine Ecke der schwäbischen Alb führt, durch die man sonst wohl nie gekommen wäre. Wir haben sie als Erstes im Urlaub gelaufen. Zum einlaufen absolut Klasse.
Eine detailierte Übersicht über den Rundwanderweg findet ihr hier:
www.schwaebischealb.de/touren/themenwanderweg-lauchert-muehlen-burgen
Freitag, 7. August 2020
Aus dem Nähkästchen
Ausblicke und Einblicke
Der Urlaub ist vorbei. Der Kopf wieder frei. Und die Akkus voll. Genau wie der Notizblock mit Ideen für kommende Beiträge.
Bevor ich diese jedoch weiter ausarbeite und hier gleich nach der Pause inhaltlich in die vollen gehe, nehme ich mir lieber erst einmal einen Kaffee. Lehne mich zurück. Nutze die Zeit für ein paar grundlegende Gedanken zu diesem Blog Projekt.
Jeder, der in irgendeiner Art und Weiße einem Hobby nachgeht, kennt das. Irgendwann fragt man sich, warum man das eigentlich macht. Wozu man eigentlich soviel Zeit investiert. Und warum zum Henker man nie zufrieden mit dem Ergebnis ist. Egal ob man malt, bastelt, Modelle baut, näht oder eben schreibt: Selbstzweifel tauchen immer wieder mal auf.
Bei mir war es im Urlaub wieder einmal soweit. Es war ein angenehmer, nicht zu heißer Sommertag. Meine Familie wollte klettern. Und ich nutzte die Zeit für eine kleine Runde rund um die Burg Lichtenstein auf der Alb. Ungestört. Tiefen entspannt. Ohne Ablenkung von außen. Perfekt, um die Gedanken schweifen zu lassen. Neue Ideen zu entwickeln. Und alte zu prüfen oder neu zu denken. Macht so ein Blog überhaupt Sinn? Ist schreiben nicht reine Zeitverschwendung? Liest es überhaupt jemand? Die üblichen schweren Gedanken, die man immer wieder mal hat.
Das Gute am alleine laufen ist, dass man sich komplett darauf konzentrieren kann. Ohne Ablenkung von außen in einer idyllischen Umgebung hatte ich endlich mal wieder die Zeit, mit mir selber zu diskutieren. Warum ich das mache ist klar: einfach um zu schreiben. Über Dinge, welche mir am Herzen liegen. In erster Linie reine Fingerübung für mich. Um einen Stil zu entwickeln. Ihn zu schärfen. Neue Textarten auszuprobieren. Kurzgeschichte, Review, Kritik, Gedankenspiele: all das kann ich hier, auf diesem Blog machen. Natürlich freue ich mich darüber wenn es jemand liest und Feedback gibt. Aber das ist nicht das Hauptziel. Ginge es mir nur um reine Klicks und Likes, tja ich würde wohl über etwas populäreres als menschenverachtende Untergrundmusik oder wandern schreiben. Egal ob ich davon Ahnung oder daran Interesse habe. Oder ich würde das schreiben ganz lassen und mein Gesicht in die Kamera halten. Bringt sicher mehr Aufmerksamkeit. Ist aber nicht mein Stil. Deshalb bleibe ich beim schreiben. Auch wenn ich immer wieder mit dem Gedanken, das Nähkästchen in den Ruhestand zu schicken, gespielt habe, ist mir bei dieser Wanderung klar geworden: das wird erst einmal nicht passieren. Dazu macht es mir viel zu viel Spaß. Egal ob mit einem, hundert oder tausend Lesern. Auch das Grundkonzept bleibt gleich: Musik, Lesen, wandern. Ein paar neue Ideen habe ich dennoch. Zum Beispiel wird es voraussichtlich mehr solche Gedankentexte geben. Meine Meinung und Gedanken zu aktuellen Ereignissen. In der Krise habe ich damit angefangen. Und es macht mir im Moment richtig Freude. Ob dass thematisch dann noch hier her passt oder das Kästchen demnächst ein kleines Geschwisterchen bekommt, dass weis ich noch nicht. Mal schauen, was die Zukunft bringt.