Finsterforst
Rastlos
Bands kommen und
gehen. In unzähligen JuZes in ganz Europa tummeln sie sich. Manche
schaffen es bis zu einem Plattenvertrag. Manche bleiben ihre ganze
Existenz im Underground, bespielen kleinste Hallen und
veröffentlichen auf Independent Labels ihre Sachen. Andere
verschwinden genauso schnell, wie sie gekommen sind. Und dann gibt es
manche, die schaffen es bis zum Plattenvertrag auf einem großen
Label, Auftritte auf bekannten Festivals und größere Konzerthallen
inklusive. Bands, die man mal in einem JuZe gesehen hat, gut fand und
dann irgendwie aus den Augen verloren hat. Bis man eines Tages beim
wühlen im Plattenladen eine ihrer CDs in der Hand hat. So geschehen
bei mir mit Finsterforst. Die Band stammt wie ich aus dem Freiburger
Raum, und war damals in der Region sehr aktiv. Durch meinen Umzug hab
ich sie komplett nicht mehr auf dem Schirm gehabt, bis ich
schließlich „Rastlos“ in den Händen hielt. Eine
Wiederentdeckung, die mich wirklich mehr als nur freut.
Von Anfang an
spielten Finsterforst Black Metal mit einer ordentlichen Priese Folk.
Anfangs meistens schnell, roh und mit einer „Uftata“ Stimmung.
Der Mix aus Welthass und Bierzelt halt, wie man es von Finntrol her
kennt. Live sehr spaßig, doch das Debut „Weltenkraft“ wirkte
dadurch für mich einfach zu beliebig. So gingen einige Jahre ins
Land, bis ich eben „Rastlos“ in einem großen
Elektronikfachgeschäft fand. Aus Nostalgie und heimatlichen Gefühlen
hab ich das dann ungehört mitgenommen. Und bin seitdem restlos
begeistert. Das Black Metal Gerüst ist geblieben, wilde Raserei gibt
es aber nur noch selten. Schleppend und schwer kommt die Musik daher,
düster, schwer und bedrohlich. Das Bierzelt wurde gegen eine
ordentliche Priese Melancholie eingetauscht. Das Akkordeon nimmt zwar
immer noch einen dominanten Teil in der Musik ein, verzichtet jedoch
vollkommen auf „Uftata“ Ausbrüche. Unterstützt vom Keyboard,
das hauptsächlich mit den schwarzwaldtypischen Hörnern aufwartet,
baut es eine düstere Atmosphäre auf, die sich durch das ganze Album
zieht. Textlich wurde der sonst Genre typische Kanon rund um Odin,
Thor und die restliche Götterbande komplett eingemottet. Das eigene
Sein, Selbstfindung und das Leben an sich bilden die Themen.
Die Songs bewegen
sich alle jenseits der zehn Minuten Marke, wirken aber selten
künstlich aufgebläht oder gar langatmig. Der „Finntrol“
Vergleich der Anfangstage hinkt hier gewaltig. „Moonsorrow“ ist
die bessere Orientierung. Das schöne Coverartwork und die schlichte,
aber stimmungsvolle Gestaltung des Booklets runden das Ganze passend
ab.
Sahnehäubchen: Bei
einem Festivalauftritt haben die Jungs gezeigt, dass man
vielschichtige Songs nicht nur auf Platte präsentieren kann. Einige
Abstriche gibt es zwar, aber die Songs funktionieren live genauso
gut.
Ich habe das
Adjektiv „erhaben“ nie ganz Verstanden. Bis ich „Rastlos“
kennen gelernt habe. „Erhaben“ beschreibt diese Musik recht gut.
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Weiterlesen: Mein CD Regal- Fiddlers Green