Donnerstag, 30. Januar 2020

Bücherkiste


Frank Schätzing

Tod und Teufel



Köln im Jahr 1260. Jacop ist ein Herumtreiber, schlägt sich mit Tricks und Gaunereien durch das Leben. Der Hunger treibt ihn in die bischöflichen Gärten. Direkt neben dran ist die größte und gewaltigste Baustelle der Stadt, vielleicht sogar der ganzen bekannten Welt. Ein Dom soll entstehen, größer und prächtiger als alles Andere. Doch Jakop interessiert sich nicht für dieses wahnsinnige Bauvorhaben, er hat ein Auge auf die Äpfel im Garten geworfen. Und so klettert er hinauf, um die saftigsten von ihnen zu pflücken. Dabei wird er Zeuge, wie der Dombaumeister vom Gerüst fällt. Für die Kölner sieht es am nächsten Tag aus wie ein Unfall. Doch Jacop weiß es besser. Er hat gesehen, dass beim Sturz nachgeholfen wurde. Schlimmer noch, der Mörder hat ihn auch gesehen. Eine Jagd durch Köln beginnt.

„Tod und Teufel“ bringt alles mit, was ein unterhaltsamer Thriller braucht. Mord, Intrige, Liebschaften. Der Plot ist spannend aufgebaut und unterhaltsam erzählt und würde genauso wohl auch in jedem anderen Setting funktionieren. Thriller Standard Kost halt, nicht gerade überraschend, aber macht beim Lesen durchaus Spaß.

Was das Buch für mich wirklich zu etwas Besonderem macht, ist die Atmosphäre. Wer Frank Schätzing kennt, weiß, dass seine Bücher immer gut recherchiert sind. Dieses Frühwerk macht da keine Ausnahme. Die fiktive Geschichte von Jakop ist eingebettet in einen realen Hintergrund. Der Streit zwischen dem Bischof und der Kölner Bürgerschaft ist historisch nachgewiesen, ebenso wie der mysteriöse Unfalltod von Dombaumeister Gerhard.
Dazu geizt Schätzing nicht mit Details über das Alltagsleben im Mittelalter, und so entsteht eine dichte, authentisch wirkende Atmosphäre. Man kann sich wirklich gut vorstellen, wie es damals im mittelalterlichen Köln vielleicht ausgesehen haben könnte.
So schafft er das Kunststück, seine Geschichte glaubhaft wirken zu lassen, ohne jedoch dass die Handlung allzu sehr von Details erdrückt und das Buch dadurch sperrig zu lesen wird. 

Ich mag Thriller, und ich hab ein „bisschen“ einen Faible für Geschichte. Somit ist die Kombination hier für mich perfekt, zumal ich historische Romane immer dann besonders gerne mag, wenn der geschichtliche Hintergrund gut recherchiert ist und stimmungsvoll vermittelt wird und nicht einfach nur als austauschbarer Hintergrund für die Handlung dient.
„Tod und Teufel“ ist ein wenig überraschender, aber richtig unterhaltsamer Thriller, der Spannung, Witz und eine mittelalterliche Atmosphäre zu einem kurzweiligen Lesespaß vereint. Perfekt für diesen Schmuddelwinter.

Donnerstag, 23. Januar 2020

Mein CD Regal


Deserted Fear

My Empire

 

 


Über die thüringische Death Metal Foramtion „Deserted Fear“ bin ich zufällig vor zwei Jahren gestolpert. Youtube war der Meinung, dass ich mir das Video zur Single „Open their Gates“ anschauen muss. Youtube hatte recht. Metaler, die versuchen, bei ein paar Strandschönheiten zu landen. Und wie flirtet man am besten? Richtig: mit Zombie aus der Überraschungstorte und einer Flasche Pfeffi. Super dämlich. Und genau mein Geschmack. Ein Teil von mir ist nie wirklich älter als 16 geworden.
Kurz darauf hab ich sie dann auf einem kleinen Festival vor der Haustür live gesehen. Am nächsten Tag wurde gleich das damals aktuelle Album „Dead Shores Rising“ geholt und im Sommer hab ich sie nochmal live erleben können. Die Band hat mich schlicht überzeugt. Zu dem etwas primitiven Oberstufen Schüler Humor kommt einfach guter Death Metal. Live bringen sie den ganz entspannt und mit hörbarem Spaß rüber. Was auf der Bühne klappt, klappt nicht immer auch auf CD. In diesem Fall schon. Man hört einfach, dass die Jungs jede Menge Freude haben bei dem, was sie tun. 

Es war klar, von denen brauch ich mehr. Es hat etwas gedauert, aber vor kurzem lag dann endlich das Debut Album „My Empire“ in der Neuauflage von 2018 in meinem Briefkasten. Das original Erscheinungsjahr ist mit 2012 angegeben. Die Band ist also noch relativ taufrisch. Hören kann man das aber eigentlich nur an der modernen Produktion. Ansonsten scheppert – vor allem das Debut – wie direkt aus den 90igern. „Entombed“ nenne ich hier mal stellvertretend als geistige Väter. Death Metal, relativ gerade aus. Mal Vollgas, mal schleppend. Im direkten Vergleich mit den aktuellen Sachen klingt es noch nicht ganz so aus einem Guss, aber die Songs zünden sofort. Unterschiede sind wirklich nur im Mü Bereich zu hören. Die Band wusste wohl damals schon ziemlich genau, wie ihre Musik klingen sollte. Somit unterscheidet sich der Erstling kaum von den neuen Sachen, er klingt hauptsächlich nur noch etwas roher und unpolierter. 

Apropos roher: Die Neuauflage kommt mit drei Demo Songs von 2010 daher. Und die machen für mich die CD zu etwas wirklich Großartigem: die Songs sind solide, aber es scheppert und kracht noch so richtig herrlich aus der Anlage. Die reine Freude. Für eine Demo klingt es schon richtig gut, und ist nahe dran an einem Live Sound. Hier hört man richtig raus, was ich vorher gemeint habe: die Jungs haben Spaß. Und das steckt an. Außerdem mag ich es eh, wenns scheppert.
Und nicht zuletzt: mir Gefällt der Stil vom Coverartwork. Schlicht in schwarz weiß gehalten und voller Details rundet es das Ganze passend ab.

Kurzum: Deserted Fear zeigen schon auf dem Debut Potential, und sie stehen meiner Meinung nach inzwischen nicht zu unrecht recht weit vorne im deutschen Death Metal.


Donnerstag, 16. Januar 2020


Visions of Atlantis

The Deep and the Dark

 

 

 

 


2004. Der Höhepunkt der Nightwish Welle. „Once“ geht steil durch die Decke, und folgerichtig sprießen ähnlich gelagerte Bands wie Pilze aus dem Boden. Es war auch die Zeit, in der ich Heavy Metal überhaupt erst so richtig für mich entdeckte. Dementsprechend war der Anzahl an „Power Metal meets Trulla“ Bands und CDs in meiner frühen Sammlung recht hoch. Ein paar davon höre ich heute noch, das Meiste jedoch fristet ein Schattendasein und ist so gut wie in Vergessenheit geraten.

„Visions of Atlantis“ sind so ein Fall. Damals lief das Video zur Single „Lost“ im Musikfernsehen rauf und runter. Man,„Ich hab die damals auf ViVa entdeckt.“ klingt inzwischen genauso nach altem Silberrücken wie damals der Satz „Die hab ich noch auf Kassette.“ Nun ja, der Song war Klasse, das Album so naja. Ein, zwei Songs richtig stark, der Rest eher gehobener Durchschnitt. Dazu aalglatt produziert. Keine Ecken. Keine Kanten. Um es mit den Worten eines damaligen Schulkameraden zu sagen: „Ih, das ist ja Pop.“
Mit der Zeit ist die Band immer weiter von meinem Schirm verschwunden, und würde meine Zufallswiedergabe nicht ab und zu einen Song ausbuddeln, ich hätte sie wohl ganz vergessen.

Deshalb war es für mich recht überraschend, beim Stöbern unter V eine aktuelle Scheibe der Österreicher zu finden. „The Deep and the Dark“ erschien 2018, und aus irgendeinem Grund – wohl Nostalgie – hab ich sie mir bestellt.
Und wurde positiv überrascht. An der Grundidee wurde nicht gerüttelt. Symphonisch angehauchter Powermetal mit jeder Menge Bombast. Dass das jetzt deutlich besser klingt als noch auf Castaway hat wohl verschiedene – auch subjektive - Gründe. Deutlichste Steigerung: Das Gesangsduo. Visions of Atlantis setzten schon immer auf zwei Gesangparts, männlich und weiblich. Und während mir bei solchen Bands meistens die Damen auf Dauer auf die Nerven gehen, war in diesem Fall der männliche Gesang die Achilles Verse. Zu gepresst, zu eintönig, zu dünn. Hier hat sich nun einiges deutlich verbessert. Das neue Gesangsduo harmoniert wunderbar und der Wechsel im Gesang lockert die ansonsten recht standardmäßigen Songs auf.
Musikalisch wird hier genau das serviert, was man von symphonischen Powermetal erwartet. Schnelle Gitarren, Keyboardsoli und Bombast. Nicht gerade originell, aber diese Zutaten sind geschickt zusammengestellt. Mir macht das in diesem Fall jede Menge Spaß. Zumal ich mich für diese Art von Musik immer noch begeistern kann, auch wenn ich inzwischen meistens in musikalisch anderen Ecken unterwegs bin.
Auf Albumlänge jedoch wird es mir zu viel. Das ist ein bisschen wie mit einer Keksdose – ein Keks schmeckt lecker. Aber nachdem man alle auf einmal gegessen hat, wird einem schlecht. Ähnlich süß wie Kekse ist auch die Musik: die Band lässt so gut wie kein Klischee aus und serviert, angefangen beim Albumcover über die Musik bis hin zu den Texten, reinsten Kitsch. Musik gewordener Zucker.

Das muss man natürlich mögen. So wie ich. Eine wunderbare Wiederentdeckung.

Donnerstag, 9. Januar 2020

In eigener Sache

Lebenszeichen


Kein neuer Artikel, aber ein kurzes "Hallo und ein frohes neues Jahr" an Euch da draußen.
Die Zeit läuft mal wieder viel schneller als ich, und ich bin einfach nicht dazu gekommen, aus meiner kruden Ideensammlung irgendwas Brauchbares raus zu fischen.
Nächste Woche wird es hier voraussichtlich weitergehen. Bis dahin - stöbert doch einfach ein bisschen.