Donnerstag, 25. Juni 2020

Aus dem Nähkästchen


Corona. Und täglich grüßt die Krise


Fenster geputzt. Küche gestrichen. Papiere sortiert. Nur drei Punkte meiner „Wenn ich mal Zeit habe“ Liste, die ich in den vergangenen knapp drei Monaten erledigen konnte. Die Krise macht es möglich. Gibt es keine Ablenkungen mehr, wird es verdammt schwer den „Das muss gemacht werden“ Dingen im Leben auszuweichen. Und so habe ich die Tage mit viel Sinnvollem verbracht.
Genauso mit Sinnlosem. Ich habe die erste Staffel der 70er Jahre Kinder SciFI Serie „Jason of Star Command“ angeschaut. Dabei sind vielleicht ein paar Gehirnzellen verloren gegangen. Spaßig war es - irgendwie. Meine Modell Raumschiffsflotte hat sich vergrößert, eine „Eagle 1“ und die „ISS“, beide aus Noppensteinen bekannter und unbekannter Herstellern, suchen gerade einen vernünftigen Landeplatz in den Regalen.

Kurzum, die Krise war für mich eine – wenn auch erzwungene und unwillkommene – Gelegenheit, uralte Listen abzuarbeiten. Projekte fertig zu machen. Oder anzufangen. Aber nun ist diese Liste leer, und so allmählich muss ich mich nach etwas Neuem umschauen. Immerhin, ein bisschen ist die Realität ja wieder zurückgekommen. Ein Besuch im Biergarten ist wieder möglich. Das erste frisch gezapfte Bier in diesem Sommer – das werde ich wohl nicht mehr so schnell vergessen. Man kann sich wieder mit Familien und Freunden treffen. Museen haben wieder auf. Wie gesagt, die Normalität traut sich Schritt für Schritt zurück. 

Bis auf eine Sache. Großveranstaltungen. Nun sind diese bis Oktober verboten. Die Open Air Saison scheint damit wohl endgültig begraben zu sein. Ich stand letztens am Bahnhof, hab auf den Zug gewartet. Ich lehnte am Zaun, der den Bahnsteig vom Fußgängerweg trennt. Dabei hatte ich Musik auf den Ohren, der Fuß wippte im Rhythmus mit. An einer Absperrung stehen und dabei Musik hören: Näher ran an Open Air Feeling werde ich dieses Jahr wohl nicht mehr kommen.
Bleibt die Hoffnung, dass es im Winter irgendeine Lösung für das Konzert Problem gibt.

Bis dahin muss ich mir eben neue Projekte suchen. Eines ist bereits gefunden: meine Konzertkarten brauchen ein neues Zuhause. Nach den ersten Konzert Besuchen in meinem Leben habe ich angefangen, die Eintrittskarten immer in einer kleinen Kiste zu lagern. Diese wurde schnell zu klein, und das bedruckte Papier verteilte sich entropisch überall in meinem Zimmer. Daraufhin habe ich Alles eingesammelt und schlicht an ein freies Stück Wand geklebt. Etwas später kam ein Pappkarton als Rücken dazu, um gegebenenfalls ein ab, auf und umhängen zu erleichtern. Dieser ist nun voller als voll. Die anfängliche Ordnung ist einem unübersichtlichen Chaos gewichen. Statt einem nettem Erinnerungsstück habe ich nun ein Chaos an der Wand hängen, an dem die großen Alten ihre reinste Freude hätten.
Also wird das Ding abgenommen, die Karten vorsichtig gelöst und auf ein neues, größeres Brett sauber aufgezogen. Dann kommt das alles hinter Glas und wieder an die Wand. Hübsch. Ordentlich. In der Theorie. Mal schauen, wie es am Ende wirklich aussieht. Und was ich mit neuen Karten, die gegebenenfalls dazu kommen, machen werde, weiß ich auch noch nicht. Aber das ist im Moment ja eh kein Thema.

Und ansonsten stöber ich weiter nach CDs und Merch kleinerer Bands. Ihr wisst ja: komme ich nicht zur Musik, kommt die Musik eben zu mir.


Donnerstag, 18. Juni 2020

Mein CD Regal


Battlelore

Doombound

 




Mittelerde und Heavy Metal. Irgendwie scheint das ganz gut zusammen zu passen. Viele Bands der härteren Gangart sind von Tolkiens Schaffen beeinflusst. Sei es nur der Bandname wie Amon Amarth oder Gorgoroth – beides natürlich Namen aus der dunklen Sprache Mordors – oder einzelne Songs und Alben, die ihre textliche Vorlagen direkt aus Mittelerde bekommen haben.
Damit geben sich Battlelore aber nicht zufrieden. Anstatt sich nur hin und wieder mal von flinken Hobbits, edlen Elben und Gold liebenden Zwergen inspirieren zu lassen, haben die Finnen schlicht und ergreifend ein Gesamtkonzept daraus gemacht. Songs, Album Artwork, sogar das Bühnenoutfitt: alles strickt im Tolkien Universum verankert. So konsequent kenne ich das sonst nicht.

Metal, Tolkien, Fantasy. Frau am Mikrofon. Als 2005 mit „Third Age of the Sun“ das dritte Studio Album erschien, waren das vielversprechende Grundzutaten, um von meinem früheren Ich gefeiert zu werden. Dennoch – warm wurden wir nicht, und die CD ist nach dem ersten Probe hören wieder zurück ins Ladenregal gewandert. Warum genau? Das weiß ich nicht mehr. Ich habe es danach noch ein paar mal versucht, ohne das es wirklich gezündet hätte. Und somit habe ich es dann gelassen.
Bis jetzt. Beim CD Kauf im Internet war der Algorithmus des Internethändlers – übrigens nicht das große A – der Meinung, dass mir „Doombound“ gefallen könnte. Und wer widerspricht schon dem allwissenden Internet? Außerdem war es für einen schmalen Euro zu haben. Also zack, noch dazu in den Warenkorb.

Begeisterung machte sich nach dem ersten Durchgang nicht gerade breit. Aber „Dommbound“ machte von Anfang an einen stärkeren, reiferen Eindruck als damals noch „Third Age of the Sun“.
Wuchtige Gitarren, atmosphärische Keyboards. Stampfendes Midtempo. Ein bisschen Folk. Musikalisch präsentiert sich die Band ausgesprochen stark. Dazu harscher Männergesang zusammen mit aggressiven Shouts. Und als Kontrast eine zarte – dünn wäre ein etwas negativeres, aber genauso passendes Adjektiv – Frauenstimme. Das tut nicht weh in den Ohren und passt gut zur Atmosphäre. Einzelne Songs sind mir nicht wirklich im Gedächtnis geblieben. Vielmehr verschwimmt die Musik zu einem großen Ganzen. Böse gesagt: es plätschert vor sich hin. Und hier gelingt jetzt das große Kunststück. Die Musik driftet trotzdem nicht in die Belanglosigkeit ab. Vielmehr wird daraus ein atmosphärisches Hintergrund Geräusch. Fahrstuhl Musik in Gut.
Beim bauen neuer Decks von Sammelkartenspielen, beim säubern von Dungeons am PC, oder beim lesen: „Doombound“ bietet die absolut perfekte Begleitmusik für den kleinen Fantasy Nerd in mir.
Gut, für alle, die mit Fantasy Kram nichts am Hut haben, dürfte das uninteressant sein. Wer in seiner Freizeit nicht gerade schwertschwingend durch den Wald – egal ob real, am PC oder auf dem Papier – rennt, wird von dieser Band eh kaum was mit bekommen. Die Finnen haben sich schon allein durch ihr enges Korsett ihre Zielgruppe recht speziell ausgesucht. Und für die ist „Doombound“ definitiv spannend.
Schade ist nur, dass die CD bereits 2011 erschien. Danach gab die Band eine Schaffenspause bekannt, die bis Heute anhält. Vielleicht hat sich die Truppe im Nebelgebirge verlaufen. Oder ist im „Tanzenden Pony“ versifft.
Ich persönlich hoffe ja, dass da nochmal was kommt. Noch sind wir von den 14 Jahren, die so manch andere Band braucht, ein bisschen entfernt.

Mittwoch, 10. Juni 2020

Pause

Feiertagsstimmung





Heute gibt es keinen neuen Beitrag auf dem Nähkästchen. Ich verbringe den Feiertag gemütlich in guter Begleitung- kulinarisch sowie musikalisch. Nächste Woche geht es dann wieder weiter.

Macht euch einen entspannten Tag.

Donnerstag, 4. Juni 2020

Bücherkiste


Michael Moorcock

Elric: Der Blutthron


Melnibone. Ein altes Königreich, dass seit Jahrtausenden die bekannte Welt beherrscht. Bewohnt von einer Rasse nahezu unsterblicher Wesen. Geführt von einer seit Generationen herrschenden Dynastie von Zauberern. Seine Macht zieht das Reich aus einem uralten Packt mit den Fürsten und Dämonen des Chaos.
Doch die Zeit des Ruhms neigt sich dem Ende zu. Melnibone verliert immer mehr an Einfluss, und auf dem Thron sitzt Elric, ein körperlich schwacher Herrscher, ein Albino, der kaum in der Lage zu sein scheint, den Anspruchs Melnibones wieder in die Welt zu tragen. Bei einer Seeschlacht nutzt sein Vetter die Gunst der Stunde, um ihn loszuwerden und den Thron zu besteigen. Elric überlebt jedoch, und schließt einen Packt mit dem Dämonenfürsten persönlich. Und so führt ihn jeder Schritt weiter in Richtung Untergang.


Mit „Der Blutthron“ hab ich endlich den ersten Band der Elric Reihe in meinen Händen. Lesen wollte ich dass schon, seitdem ich „Quest for Tanelorn“ von „Blind Guardian“ gehört habe. Ihr wisst ja, „Blind Guardian“ und Fantasy geht Hand in Hand. „Der Herr der Ringe“, „Der dunkle Turm“ und generell alles von Stephen King, „Ohterland“ und andere. Viele Bücher habe ich durch das Hören der Krefelder wieder gelesen oder erst entdeckt.
Einige jedoch hab ich bisher noch nicht zu lesen geschafft. Zu „Otherland“ konnte ich mich zum Beispiel einfach noch nicht durchringen. Obwohl ich inzwischen einiges von Tad Williams gelesen habe. Und richtig gut finde. Tja, irgendwann mal. Vielleicht.
Andere wiederum waren schlicht schwer zu kriegen. Wie eben "Elric". Als ich es dass erste Mal versucht habe, war es meist nur gebraucht zu bekommen, und Band eins hat sich komplett vor mir versteckt. Dann habe ich es einfach jahrelang aus den Augen verloren. Letztens, aus einer Laune raus und ohne Hoffnung auf Erfolg, habe ich das Internet noch einmal durchsucht. Und tatsächlich: Zumindest der erste Band ist momentan wieder erhältlich.

Die Ausgabe ist deutlich dicker als der Roman selber. Das liegt daran, dass sich noch einiges an Zusatzmaterial darin befindet: eine Einführung zum Buch, Interview mit dem Autor, das Skript zu einer Graphic Novel, Kurzgeschichten – und eben, irgendwo in der Mitte versteckt – der erste Teil der Elric Saga.
Ich hab das drumherum noch nicht gelesen. Das mache ich eher selten. Für Sammler, die den Roman schon kennen, mag es interessant sein. Ich will jedoch immer zuerst die Geschichte lesen. Danach den Rest. Vielleicht.

Nun, vielleicht hat sich über die Jahre einfach zu viel Vorfreude angestaut, aber ich war nach dem Lesen erst einmal etwas enttäuscht. Dabei ist das Buch an und für sich gesehen solide Fantasy Kost mit richtig Guten und gut ausgearbeiteten Ideen. Auch, dass der Held sich im Äußeren und von seiner Art her so komplett vom gängigen Klischeehelden , der noble Jungfrauen vor garstigen Drachen befreit und dabei nie schwitzt, pinkelt oder stinkt und Lavendel pupst, unterscheidet, hebt das Buch wohltuend von anderen Vertretern dieser Gattung ab. Die Melniboner: ein Volk, langlebig und mit einer hohen Kultur und Jahrtausenden altem Wissen ausgestattet. Wie die Elben bei Tolkien. Aber anstatt sanftmütig, weiße und mit einem tiefen verlangen, nach Westen zu segeln versehen, zu sein, herrschen Hochmut, Arroganz und blutige Traditionen. Dass Setting ist also durchaus originell.
Die Geschichte im ersten Band an sich ist auch unterhaltsam und gut geschrieben. Nett, aber wirklich gefesselt hat es mich nicht.

Immerhin, ich habe endlich einen weißen Fleck auf meiner „Mussichnochlesen“ Karte entfernen können. Und ganz ehrlich: es ist gut genug, dass ich auf Band zwei neugierig bin. Der ist aber im Moment ähnlich schwer zu finden wie vor einiger Zeit der Erste. Aber nun ja, in ein paar Jahren vielleicht. Unverhofft.