Donnerstag, 30. Juni 2022

In eigener Sache

Und so geht sie dahin, die Zeit. Ursprünglich wollte ich das Tempo auf dem Nähkästchen etwas drosseln, um den Fokus auf neue Ideen und das überarbeiten älterer Artikel zu legen. Stattdessen gab es einen kompletten Stillstand.
Ich habe deshalb beschlossen, dass Projekt bloggen erstmal auf Eis zu legen, bis August mindestens. Bis dahin stehen noch einige heiße Tage ins Haus, die dem kreativen Arbeiten einfach nicht gut tun. Ein Urlaub ist auch noch geplant, Festival wie früher.
Vielleicht reicht es ja, um ein Konzept zu entwickeln ob und wie es hier weiter geht 

Donnerstag, 19. Mai 2022

Bücherkiste

 

Tonke Dragt

Turmhoch und Meilenweit


Ich habe schon immer viel gelesen. Mein Bücherregal war schon im Kinderzimmer immer voll gestopft. Von Zeit zu Zeit flog zwar mal was raus, aber im großen und ganzen kam mehr dazu. Es war ein Experiment, ob Räume nicht doch von innen größer sind, als sie von außen scheinen.

Beim ersten Umzug waren dann auch folgerichtig viele Bücherkisten dabei. Zwei Dinge habe ich damals gelernt: nicht jedes Buch ist es wert, immer wieder mitgeschleppt zu werden. Reine Bücherkisten packen nur Idioten.

Bei jedem Umzug wurde die Zahl an Jugendbüchern immer geringer. Und auch jedem Ausmisten viel der ein oder andere Kindheitsbegleiter zum Opfer. Jedes mal stand die Frage im Raum: ist das ein wirklich gutes Buch oder habe ich es aus reiner Nostalgie aufgehoben? Das Zweite war häufiger der Fall. Inzwischen befinden sich nur noch drei Bücher aus dem Raum und Zeit faltenden Regal meines Kinderzimmers in meinem Besitz: Märchenmond, Hobbit und Herr der Ringe – ja, das gilt als eins – und eben Turmhoch und Meilenweit.

Dabei erinnere ich mich, dass es mir als Jugendlicher nur so halb gefiel. Und ich es schon mehrmals weggeben wollte, aber immer in letzter Sekunde es doch noch behalten habe. Zum Glück, inzwischen gehört es nämlich zu meinen absoluten Lieblingsbüchern.

Als Kind hatte Edu einen Roboter auf einem Flohmarkt gekauft. Wirklich funktioniert hat er nicht mehr, aber er konnte ein Gedicht über Wälder aufsagen. Wälder, die es auf der Erde schon lange nicht mehr gibt. Jahre später wird Edu Planetenforscher und lässt sich auf die Venus versetzen. Zum zweiten mal. Freiwillig. Dadurch gilt er bei seinen Kollegen schon als Sonderling, ihrer Meinung nach lassen sich nur besonders beförderungswillige Menschen zweimal auf diesen Höllenplaneten versetzen. Oder Wahnsinnige. Die Sicherheit der Kuppel verlassen sie so gut wie nie. Die Erforschung des Planeten erfolgt über Raumgleiter aus sicherer Höhe. Das ist Edu nicht genug. Auf einem Erkundungsflug entschließt er sich, zu Fuß die Fremde Landschaft zu erkunden. Der Planet fasziniert ihn. Und dort gibt es Wälder...

Die Geschichte von Edu lässt sich wunderbar als klassischer Planetenroman lesen. Ein Abenteuer auf einer fremden Welt. Ruhig geschrieben, ohne große Aufregung und gemächlich im Tempo. Aber dennoch fesselnd und spannend. Zum anderen steckt auch eine Geschichte über das Anderssein und die Angst der Gesellschaft vor Veränderung in dem Buch. Klassischer Jugendliteratur Stoff eben.Wer Science Fiction mag, die etwas tiefgründiger als Captain Future ist und dennoch primär unterhalten will, sollte mal einen Blick riskieren.

Donnerstag, 5. Mai 2022

Mein CD Regal

 

God Dethroned

Passiondale

 


 


Ihr wisst ja, ich schreibe nicht immer über die CDs, die ich hier vorstelle. Oftmals ist ja auch schon von vielen verschiedenen Seiten alles Relevante zu der Band oder dem Album gesagt worden, sodass eine weitere Track by Track Review den Mehrwert eines Spar- Menüs bei der Burgerkette eures Vertrauens hat. Deshalb halte ich diesen Teil heute mal kurz: God Dethroned. Death Metal. Geil. Nicht die Neuerfindung des Rads, aber super präzise und extremst wirkungsvoll. An dieser Stelle komme ich dann meist zu den subjektiven Seiten der CD. Wie ich auf sie aufmerksam wurde. Ob ich ein besonderes Live Erlebnis damit verbinde. Oder warum mir ein Album, das einfach mies ist von allen objektiven Standpunkten aus betrachtet, soviel Freude macht.

Lasse ich heute auch mal weg, sondern nutze die Zeilen, um ein paar meiner Gedanken zum zentralen Thema der Platte auf das virtuelle Papier zu bringen: Krieg.

Der erste Weltkrieg, die Urkatastrophe des zwanzigsten Jahrhunderts. Nicht der erste und bei weitem nicht der letzte Konflikt der Menschheit. Aber einer der prägendsten: Grabenkämpfe, Giftgasangriffe, die ersten Panzer. Die Technik, die den Menschen in eine Ära der Vernunft leiten sollte, erweist sich als Büchse der Pandora.

Zugegeben, God Dethroned sind bei weitem nicht die erste Metal Band, die das Thema aufgreift. Aber sie machen es verdammt gut. Es gibt kein Sieg, kein Ruhm, nur den Tod. Mit diesen Textzeilen macht der Opener schon ganz am Anfang die Sinnlosigkeit des Krieges deutlich. Und so geht es weiter – Schlamm, Matsch, Angst. Urin, Seuchen, Giftgas. Textlich und musikalisch einfach dargestellt und genau dadurch sehr beklemmend. Heldengeschichten aus alten Kriegstagen? Hier Fehlanzeige.

Was mir besonders gut an diesem Kriegsgemälde gefällt: der Pathos fehlt.

Und da kommen wir zu einer anderen Band, die deutlich mehr Erfolg hat und thematisch ein ähnliches Feld schon einige Jahre lang emsig beackert: Sabaton. Ja, auch ich habe ein Album im Regal stehen. Ja, das gefällt mir recht gut. Ja, sie bringen sowohl einige geschichtliche Randthemen als auch Metal Musik an eine breitere Masse. Dennoch stoßen mir die Schweden sauer auf. Und das liegt hauptsächlich an ihrem Pathos. Natürlich, der gehört zum Powermetal dazu. Ein Song ohne Glory, Hero und Valor wäre kein Powermetal Song. Solange es dabei um Drachen töten und Jungfrauen retten geht, ist das auch passend. Immerhin ist jeder von uns noch ganz tief unten ein jugendlicher, der sich nach Aufregung und Abenteuer sehnt. Im Fantasy Kontext ist das absolut legitimer Escapismus. Im Kriegskontext? Uh, da finde ich es echt schwierig. Katastrophen und Leid werden da zu epischen Heldentaten stilisiert. „Hurra, es ist Krieg.“ Gerade zum jetzigen Zeitpunkt für mich echt schwierig. „Aber das ist doch wichtig, bei Sabaton lernt man Geschichte!“ - achja? Lest lieber vernünftige Geschichtsbücher.

Donnerstag, 31. März 2022

In eigener Sache

Der ein oder andere hat es gemerkt : hier war es etwas ruhiger in den letzten Wochen. Grund dafür war zu einem, dass irgendwie viel los war in letzter Zeit und ich nur wenig Ruhe zum schreiben gefunden habe. Da hab ich mich auf andere Projekte konzentriert.
Fakt ist : der wöchentliche Rhythmus ist passe. Ich werde neben neuen Artikeln auch alte neu posten und ggf überarbeiten. Auf Instagram bin ich weiterhin rege aktiv.
Und ich schaue mich nach anderen Plattformen um. Wer weiß, vielleicht steht ein Umzug ins Haus 

Donnerstag, 17. März 2022

In eigener Sache

 Alles wiederholt sich

 



Ja, ich weiß, über dieses Buch habe ich vor ein paar Jahren schon geschrieben. Das es mich immer noch beziehungsweise wieder beschäftigt, zeigt mir persönlich zwei Dinge. Erstens: manche Dinge ändern sich einfach nie oder nur langsam. Und immer, wenn man denkt, man ist sie los, schleichen sie sich durch eine Hintertür zurück. Zweitens: man kann gar nicht laut genug dagegen ankämpfen. Deshalb verliert "Jugend ohne Gott" nichts an seiner Aktualität. 

Man kann über Schullektüre streiten soviel man will. Ob man wirklich sämtliche Romantiker von Eichendorf bis Goethe braucht. Ob Kafka ohne Drogenkonsum überhaupt irgendwie sinnführend ist. Und ob von König Ödipus nicht einfach eine Zusammenfassung reicht. Auf den ein oder anderen "unverzichtbaren" Klassiker hätte ich verzichten können. Nicht so auf "Jugend ohne Gott". Auch wenn es im Schreibstil recht stil und ruhig daher kommt. Oder vielleicht deswegen: der schleichende Prozess, wie das rechte Gedankengut in die Gesellschaft sickert, wird eindringlich beschrieben und lässt einen - im besten Sinne - mit einem flauen Gefühl in der Magengegend zurück.

Definitiv lesenswert.

Donnerstag, 10. März 2022

Mein CD Regal

 

Asphyx

Deathhmmer

 



Ich, Anfang 20. Ein Tresen, ein Bier. Neben dran: ein langhaariger, älterer Kerl, irgendwas zwischen 25 und 50. Für mich war damals jeder ein alter Mann, der so zwei Jahre Vorsprung zu mir hatte. Aus den Boxen wummert gemütliche, menschenverachtende Untergrundmusik. Man quatscht über belangloses Zeug, Gott, Satan und die Welt. Und, Überraschung, Musik. Wie das so ist, wenn man gerade dabei ist, neue Musik zu entdecken, hab ich damals fast ausschließlich neue Alben neuer Bands auf großen Labels gehört. Für den Silberrücken neben mir war ich damit schon untendurch. Zu wenig Underground. Zu viel Kommerz. Und überhaupt, Junge, wieso hörst du eigentlich keine Klassiker? Hat die Jugend von heute den keine Ahnung mehr? Ja, der Sound ist scheiße und klingt wie durch einen Blecheimer aufgenommen. Aber das muss so! Früher oder später geht dann das übliche kennst du die, kennst du jene Spiel los, wo Anfangs die großen Alten abgefragt werden und später die Underground Helden, die irgendwann tief in den 80igern das perfekte Metal Album mit einem 4 Spur Bandgerät und Gitarren Saiten aus dem Haar einer Albino Leiche eingeknüppelt haben. Nur auf Tape erhältlich, nur 666 Original Kopien. Ja, die Tracklist ist mit Jungfrauen Blut geschrieben! Möglich dass ich bei den letzten Sätzen etwas übertrieben habe, aber die meisten von euch dürften so etwas schon mal erlebt haben. Es scheint wie eine Art Quiz zu sein, das Schnuppern am Popo quasi, um herauszufinden ob der gegenüber true genug und seines Bieres würdig ist.

Was das mit Asphyx zu tun hat? Ganz konkret: nicht viel. Aber sie gehören definitiv zu den Bands, die immer genannt werden, wenn es um das leidige „Musst du kennen“ Thema geht. Und wie es bei diesen Bands oft der Fall ist, war ich davon lange Zeit so dermaßen genervt, dass ich sie gekonnt weg ignoriert habe. Zu Unrecht, mea Culpa. Irgendwann auf einem Festival hab ich sie mir mal angeschaut, um mal zu hören, was die Silberrücken da immer so schwärmen. Ist die Nostalgie und die Erinnerung an die geile Zeit, die man mit der Musik verbracht hat, ein Realitätsfilter oder sind die wirklich so gut wie alle sagen? Nach dem Auftritt wusste ich für mich persönlich: Zweiteres. Old Schooliger Death mit einer gehörig walzenden Schlagseite ist eh mein Ding, und Asphyx bedienen das nahezu perfekt. Druckvoll, räudig, wütend. Egal welches Album man hört, alle unverkennbar Asphyx, alle Geil. Hast du eins, hast du alle. Aber im absolut positiven Sinn. Trotz der geringen Weiterentwicklung wird es mir bisher einfach nie langweilig. Ein „bestes“ Album auszuwählen ist schwer, da vom handwerklichen alle ganz nah beisammen sind. Deshalb entscheide ich mich für „Deathhammer“. Ganz einfach, weil es das Erste Album von Asphyx ist, dass ich mir gekauft habe. Da ist der Wow Effekt einfach noch größer als beim Rest. Aber im Grunde ist es wirklich egal welches Album man im Regal stehen hat. Mindestens eins ist ein muss für jede Sammlung. Sonst ist man nah dran an „untrue“. Das sagt euch einer, der inzwischen auch zu den Silberrücken gehört.


Donnerstag, 3. März 2022

Mein CD Regal

 

Sorcerer

In the Shadow of the Inverted Cross

 



Uff, ganz schön altbacken. Das war mein Gedanke nach dem ersten Durchlauf von „In the Shadow of the Inverted Cross.“ Schleppend. Trocken. Ein bisschen verspielt. Klassischer Heavy Metal mit einer stark doomigen Schlagseite. Irgendwo zwischen Black Sabbath, Manowar und Candlemass. Ein schlichtes Cover, dass sich herrlich von den übertrieben bunten Computer Graphik Monstern anderer aktuellen Kapellen abgrenzt. Voll am Puls der Zeit also. Zumindest wäre es das gewesen, wenn die Scheibe irgendwann in den 80igern erschienen wäre. Die aktuelle Produktion und das Veröffentlichungsdatum 2015 sind der einzige Hinweis, dass es sich um aktuelle Musik handelt. Dabei gelingt der Band das Kunststück, zwar etwas altmodisch und angestaubt, aber gleichzeitig auch frisch und neu zu klingen. Dabei klingen sie nicht übertrieben kitschig und übertrieben 80iger wie einige der Bands, die gerade diesen Stil komplett ausleben. Dabei aber knapp knapp in der von ihnen so verehrten Ära gezeugt wurden. Falls überhaupt. Und sie klingen auch lange nicht so – positiv formuliert – routiniert wie viele der Uhrgesteine, die nach 40, 50 Jahren Bandgeschichte einfach vergessen haben, wie man aufhört. Nein, die Scheibe klingt wie von einer Band, die frisch und unverbraucht aus den 80igern kommt und per Zeitmaschine ihr Release in die Gegenwart geschickt haben.

Schaut man sich die Bandgeschichte an, ist es gewissermaßen auch so. Gegründet 1988, brachten die Schweden bereits 1989ihr erstes Demo unter die Leute. 1992 dann die zweite, aber anstatt Groß durch zustarten, entschloss man sich, das Projekt unter anderem aus Zeitgründen zu beenden. 2010 wurde das Gründungsmitglied Johnny Hagel für das Hammer of Doom Festival gebucht. Dieser sagt zu und stellte kurzerhand ein Line Up zusammen. Die Harmonie stimmte wohl, und so fing man an, ein Album einzuklöppeln. 2015 war es dann soweit: die junge, hoffnungsvolle Metal\Doom Formation Sorcerer veröffentlichten ihr Debut Album.

Das erklärt für mich, warum es so herrlich anachronistisch klingt. Und ganz ehrlich: ich mag das Teil. Gut möglich, dass sich die lange Wartezeit gelohnt hat. In den späten 80igern , frühe 90ger wäre „In the Shadow of the Inverted Cross“ wohl gar nicht aufgefallen. Ein Metal Album von vielen. Aber jetzt, gute 30 Jahre später, lässt es aufhorchen. Klar, originell geht anders. Die vorher genannten Vergleichsbands liefern schon Jahrzehnte Lang ähnliche Kost. Modern war die Spielart wohl auch damals schon nicht mehr. Ja, die Texte sind arg austauschbar. Das ist aber alles relativ egal, weil das Album einfach Laune macht. Für mich eines der besten Debuts der letzten Jahre in diesem Bereich .

Donnerstag, 24. Februar 2022

In eigener Sache

Tja, so eine Woche hat immer sieben Tage a 24 Stunden. Und dennoch : manche vergehen langsamer, andere schneller. Diese hat wohl den Fluxgenerator benutzt : gestern war noch Wochenende und schwupps, Donnerstag. Da kam ich einfach nicht hinterher. Nächste Woche geht es hier mit einem neuen Beitrag weiter. 

Donnerstag, 17. Februar 2022

Raus. Gehen.

 

Ochsenkopf zwischen Neckargemünd und Neckarsteinach

 

Blick vom Ochsenkopf


Vor ein paar Wochen habe ich mich noch über das Wetter ausgelassen. Dass der Nebel im Kopf und der Nebel draußen sich verdammt ähneln. Dass es nicht mehr hell wird und mich Alles nervt. Wetter technisch sind wir jetzt, während ich hier sitze und diesen Beitrag in den PC hämmere, wieder angelangt. Grau in Grau. Stimmungsmäßig ist es jedoch deutlich besser. Woran liegt es? Nun, wir hatten drei Tage am Stück einigermaßen gutes Wetter – sprich keinen Regen, und hier und da etwas Sonne. D Vitamine direkt von der Sonne sind halt einfach nochmal besser als aus dem Blister. Noch besser: es war am Wochenende. Ergo habe ich am Samstag das erste Mal in diesem Jahr die Wanderschuhe geschnürt, den Rucksack gepackt und mich für etwas länger als „nur um den Block“ nach draußen begeben. Ganz gemütlich direkt bei mir vor der Haustüre los, ohne lang irgendwohin zu fahren. Da kann man die Runde nämlich ganz nach der persönlichen Leistung jeder Zeit einfacher oder schwerer machen. Oder ganz abbrechen. Je nachdem, inwiefern die Weihnachtsmästerei noch nach wirkt. 

 


 

Covid sei dank kenne ich die Gegend vor meiner Haustüre inzwischen auch recht gut. Und so hab ich mich auf die andere Neckarseite begeben und mich an den Aufstieg zum Ochsenkopf gemacht. Dieser ist – laut Stein auf dem Gipfel – immerhin 415 Meter hoch. Damit hat man also von Kleingemünd aus einige Höhenmeter vor sich, die durchaus ein guter Test für die Pumpe sind. Belohnt wird man mit einem schönen Ausblick über den Dilsberg und den Kraichgau. Auch der Weg dahin ist schön Abwechslungsreich. Breite gemütliche Wanderwege mit moderater Steigung wechseln sich mit schmalen, gewundenen Wegen mit teils echt fiesen Stichen ab. Besonders schön ist der Pfad durch das Felsenmeer. Ein nicht wirklich nötiger Schlenker, um auf den Ochsenkopf zu kommen. Aber ein sehr sehenswerter. Vom Ochsenkopf runter bin ich über Neckarsteinach. Geplant war, kurz an der Schadeck eine Bierpause zu machen – Wegbier ist zu Zeiten der Geschlossenen Außengastronomie lebenswichtig – den schmalen Weg Richtung Kleingemünd zurück zu laufen. Die Sonne war aber schneller im untergehen als ich im trinken. Und so wurde es dann doch der Trip mit der Bahn nach Hause. Dennoch, eine wirklich entspannte erste Runde. Nicht wirklich schwer, aber mit den vorher genannten Anstiegen bringt sie einen doch durchaus ins schwitzen. Gute Schuhe und Trittsicherheit sind hier selbstverständlich. Vor allem dann, wenn Wildsauen, Bagger und das Wetter sich entschlossen haben, die Wege in Matschlöcher zu verwandeln.


Donnerstag, 10. Februar 2022

Bücherkiste

 

J R R Martin

A Game Of Thrones


Ja ich weiß, eine weitere Buchvorstellung dieser aus Funk und Fernsehen bekannten Buchreihe ist so sinnvoll wie Eulen nach Athen tragen. Wer diese Phantasy Variante des 100 Jährigen Kriegs mit Drachen und Zombies bisher noch nicht gelesen hat, hat wohl an Phantasy Büchern kein Interesse. Und das wird durch ein weiteres : „Boah das ist voll toll. Total atmosphärisch dicht. Keine edelmütigen Helden. Man hat beim umblättern Angst, dass der aktuelle Protagonist stirbt.“ Loblied nicht geändert werden. Also lasse ich es gleich.

Ich habe das – so der deutsche Titel – „Lied von Eis und Feuer“ ein oder zwei Jahre vor der ersten Staffel der Serie gelesen. Das Cover der Ausgabe war noch mit Muskel bepackten Schwertmännern verziert, die Ästhetik mehr so in Richtung eines Dungeons und Dragons Heldenepos. Ein bisschen eine Mogelpackung, wenn man sich den Inhalt anschaut. Phantasy: ja. Strahlende Helden die sich gegen übermächtige Feinde mit Hilfe mystischer Zauber und Artefakte durchsetzten? Nein. Trotzdem , oder deswegen, war ich bestens unterhalten. Ich hatte die Bücher nur geliehen und wollte sie mir deshalb selber zulegen. Was dann etwas schwierig war, zu diesem Zeitpunkt habe ich weder auf Deutsch noch auf Englisch eine aktuelle Ausgabe gefunden. Und bei Second Hand Plattformen hat immer ein Band gefehlt.

Dann erschien die Serie. Dass die eingeschlagen hat, weiß jeder von euch. Aus einem Nischen Geheimtipp wurde quasi über Nacht ein gefragtes Buch. Und Nachfrage ohne Angebot ist doof, das weiß jeder Verlag. Somit standen die Bücher recht schnell in so ziemlich jeder Buchhandlung. Dass ich mir erst jetzt vor kurzem die Box auf Englisch geholt habe, liegt vor allem daran, dass der Hype mich ziemlich genervt hat. Bei der ersten Staffel habe ich mir noch überlegt, dass es vielleicht sehenswert sein könnte. Aber die Omnipräsens des Franchises ging mir dann ziemlich schnell auf den Zeiger. Ich habe bis heute keine einzige Folge gesehen. Werde es wohl auch nie, wirklich reizen tut mich das nämlich nicht. Kommen wir damit zum Kern, warum ich doch über „A Game of Thrones“ schreibe: Bücher und ihre Verfilmungen. Ein leidiges Thema. Leute, die erst den Film, dann das Buch kennen, sind oft enttäuscht und rufen: „Der Film ist besser!“ Diejenigen, die das Buch vorher kannten, halten zum Großteil die anderen für dumme Ignoranten, die keine Ahnung haben. „Das Buch ist besser“ wird zum Schlachtruf eines Kreises, der sich gerne als elitär und gebildet betrachtet.

Ich persönlich versuche immer, den Film möglichst losgelöst vom Buch zu betrachten. Zunächst einmal ist der Film durch seine Spielzeit von vornherein Beschränkt. Hier muss zwangsläufig gekürzt und vereinfacht werden, es sei denn, man verfilmt ein knapp 600 Seiten starkes Kinderbuch. Ach, halt nein, das bläht man ja zu drei unnötig bescheuerten Filmen auf. Mein Fehler.

Die Serie hat da natürlich dem Kinofilm einiges voraus, aber auch hier muss auf Episoden und Staffellänge geachtet werden. Eine eins zu eins Umsetzung ist oft schon aus Zeitgründen schwierig. Braucht es die überhaupt? Ich glaube nein. Wenn der Film nur die Geschichte nacherzählt, kann ich gleich das Buch lesen. Da fehlt mir der Mehrwert. Immerhin ist es ein anderes Medium mit anderen Möglichkeiten. Die will ich dann auch sehen. Wenn am Ende ein gut gemachter Film oder eine Serie raus kommt, die es schafft, mich zu fesseln und die Story im großen und ganzen korrekt zu vermitteln, dann bin ich zufrieden. Da ist mir auch egal, ob Tom Bombadil fehlt oder Arven eine größere Rolle als in der Vorlage zugeschrieben bekommt. Ein Buch aus den 50igern mag ohne weibliche Hauptrolle auskommen. Ein moderner Film einfach nicht. Punkt. Trotzdem bleibt der „Herr der Ringe“ für mich eine Top Buch Verfilmung. Und ja, das Buch ist anders und für mich ein bisschen besser.

 

Was, und hier schaffe ich den Bogen tatsächlich wieder zurück zu „A Game of Thrones“, aber wirklich der Vorteil von erfolgreichen Buchverfilmungen ist: Merch. Nicht nur, dass man eventuell vergriffene Bücher neu aufgelegt bekommt. Nein, es gibt Plötzlich alles Mögliche im Design des Franchises. Ja, von der Filmvorlage aber eine Stimmig gemachte Umsetzung hat oft auch ein Design, dass sich mit der Vorstellung in meinem Kopf gut verträgt. Neben dem Inhalt ist das Design und die Darstellung der Charaktere wichtig. Schafft sie es, dass, was das Buch im Kopf projiziert, einzufangen? Oder macht der Film was komplett eigenes daraus, wie zb einen Revolvermann ohne blaue Augen?

Da ich Schnickschnack mag, freue ich mich natürlich über den Erfolg von Game of Thrones. Wie gesagt, die Serie ist mir egal. Aber ein Krug mit dem Wappen der Starks? Klasse. Ein kleiner Thron Bausatz aus Klemmbausteinen einer nicht dänischen Firma? Super im Buchregal. Oder gleich eine klapbare Burg die an Winterfell angelehnt ist?

Und ja, ich habe durch den Hype jetzt auch endlich die Bücher im Regal stehen. Und lese sie gerade wieder. Ein großer Spaß, auch ohne die Serie je gesehen zu haben.

Donnerstag, 3. Februar 2022

Mein CD Regal

Scar Symnetry

Dark Matter Dimensions

 


 

Ich vergleiche Metal Musik ja immer gerne mit dem Kaninchenbau aus Alice im Wunderland. Man kommt rein, geht durch ein paar Räume und ehe man sich versieht, ist man ganz tief drin. Und anstelle von einem Ausgang gibt es nur immer neue Türen mit immer neuen Räumen. Manche davon gefallen einem sofort. Vielleicht etwas anders eingerichtet, aber gemütlich und heimelig. Bei anderen schlägt man die Tür einfach wieder zu. Zu krass unterscheidet sich die Inneneinrichtung vom gemütlichen Raum zuvor. Oder, um vom Bild weg zu gehen: Death Growls schrecken einen möglicherweise erst einmal ab, wenn man mit Maiden und Co angefangen hat. Aber irgendwann hat man sich satt gehört am „normalen“ Metal. Hat sämtliche Nischen des Raums erkundet. Und man schielt wieder in Richtung der unheimlichen Tür. Ist es wirklich so schlimm dort? Oder versteckt sich etwas wundervolles, neues hinter der rauen Fassade? Zum Glück gibt es Bands, die einem den Übergang in den neuen Raum vereinfachen, quasi die Tür einen Spalt öffnen, sodass man erst einmal einen Blick riskieren kann und sich langsam an das Ungewohnte herantastet. Klassisches Beispiel für die meisten von uns dürften wohl Amon Amarth sein. Bei mir: auch, aber eher Scar Symnetry.

Durch einen Heft Sampler auf die Band aufmerksam geworden, habe ich mir recht schnell das damals aktuelle Album „Pitch Black Progress“ gestolpert. Ich war sofort verliebt. Eingängig und melodiös auf der einen Seite, aber mit tiefen damals für mich bösen Growls auf der anderen Seite. Das beste aus Powermetal mit der Aggression vom Death Metal vermischt. Somit perfekt für mich, um vom Death Metal angefixt zu werden. Das Teil lief ewig rauf und runter. Und hat sich bis heute nicht ganz tot gehört. Fragt man mich nach meinen All Time Lieblingen, dass Ding ist dabei. Ein Sänger wechsel und ein paar Jahre später hab ich mir dann „The Unseen Empire“ geholt. In Sachen Eingängigkeit und Melodie wurde hier eine ganze Schippe, fast schon eine LKW Ladung voll, draufgelegt. Nicht schlecht, aber die CD hat so ein bisschen den Effekt eines Zimt Kaugummis. Schmeckt sofort richtig lecker und richtig kräftig, nur um dann nach ein paar Sekunden den Geschmack und die Textur eines Stück Pappe zu haben. Hat kurze Zeit richtig Spaß gemacht, nur um vom einen auf den anderen Moment tierisch zu langweilen. Zum einen Ohr rein, zum anderen raus. Wirklich Mehrwert hat das Teil nicht, und so staubt es gerade relativ friedlich vor sich hin.

Dann gibt es noch „Dark Matter Dimensions“. Zeitlich liegt es zwischen den beiden Alben, schon mit neuem Gesangsduo. Die Vorab Singles sind eingängige, kompakte Songs. Mehr oder weniger das Gleiche wie auf der „Pitch Black“. Sollte also ebenso schnell zünden und ähnlich Spaß machen, richtig? Falsch. Die Singles erweisen sich als bloßes Täuschungsmanöver. Abseits davon verbergen sich teilweise richtig sperrige Songmonster, die es schaffen, eine eingängige Melodie durch scheinbar willkürliche Breaks zu einer echten Belastungsprobe für das Ohr werden zu lassen. Auch wenn die Songaufteilung gut gemacht ist und die eingängigen Songs locker zwischen die Brocken gestreut sind, kann es auf Albumlänge passieren, dass mir in der Mitte der Geduldsfaden reißt und – inzwischen zwar nicht mehr physikalisch sondern per Skiptaste am MP3 Player – die CD aus dem Player quer durch das Zimmer fliegt. Zwar noch weit weg von Technical oder gar Math, aber deutlich komplexer als gewöhnlicher Melodic Death Metal. Es braucht durchaus Zeit und die richtige Stimmung, dann aber kann es richtig Spaß machen. Über die Jahre ist das Ding jedenfalls nicht langweilig geworden. Aber auch nicht wirklich zu gängig. So bleibt es meistens bei Einzelnen Songs, wie zum Beispiel das richtig Starke „Non Human Era“. Dennoch, oder gerade deswegen, halte ich es für das Beste der drei Alben, auch wenn „Pitch Black“ öfter läuft und mir besser gefällt. Liegt wohl am Nostalgiefaktor. Immerhin hat mir diese Scheibe die Tür zum Death Metal Zimmer ein kleines Stück weit geöffnet und mir einen winzigen Blick auf meinen kommenden Musikgeschmack gewährt.

Alle drei Alben zusammen in einen Ordner gestopft, Zufallswiedergabe an und auf Play gedrückt ergibt eine erstaunlich abwechslungsreiche Melodic Death Metal Mischung. Da stört dann weder das seichte noch das Sperrige.


Donnerstag, 27. Januar 2022

Aus dem Nähkästchen

 

Mehr grau in grau


Wenn ich von meinem Schreibtisch aus durch das Fenster schaue, fällt mein Blick auf einen sanft geschwungenen Bergrücken. Viel grün, wenig Beton. Nach einigen Jahren Großstadt mit wahlweise malerischer Straße, malerischem Hinterhof oder malerischer Hauptstraße als Panorama definitiv ein angenehmer Ruhepool. Vorausgesetzt: man sieht den Berg. Der Januar gibt sich richtig mühe, und statt Naturidyll sehe ich recht häufig eine graue Wand. Hat den Charme der Ausenlevels von Half Life. Und schlägt wahnsinnig aufs Gemüt. Um es kurz zu machen: ich könnte gerade den Beitrag von letzter Woche nehmen und eins zu eins kopieren.

Der Kreativ Motor ist noch nicht warm gelaufen. Ideen für den Blog, für neue Touren und Projekte gibt es zwar. Aber sie tropfen zäher aus dem Gehirn auf das Papier als Honig von einem Löffel.

Mein Hauptproblem, zumindest was den Inhalt dieses Blogs betrifft, hängt aber nicht nur mit dem Schmuddelwetter zusammen. Die meisten von euch wissen: einen Großteil meiner Musik entdecke und kaufe ich auf Konzerten. Und ein Schwerpunkt dieses Blogs ist nun einmal, die von mir entdeckte Musik vorzustellen. Dementsprechend gering ist der Zuwachs in meiner kleinen Silberscheiben Familie in den letzten zwei Jahren. Natürlich, in meinem Fundus sind noch genug Perlen und Totalaussetzer zu finden, aber irgendwie reizt mich das gerade nicht so. Aber nun ja, mit etwas Glück wird es dieses Jahr ein bisschen Live Musik auf die Ohren geben. Ende März steht das Heidelberg Death Fest an, meine jährliche Dosis Geknüppel. Ein ganzer Tag voll gepackt mit Krach aus der todesmetallischen Ecke, aufgelockert durch ein bisschen Grind und Brutal. Bisher jedes mal ein großer Spaß. Ich bleibe optimistisch.

Anfang April dann das erste mal JuZe Konzert nach Covid: der Metal Club Odinwald lädt zum Konzertabend im Alten Ewerk Neckargemünd. Ein Abend der Kategorie: „Kann ich nicht lesen, muss gut sein.“ Ich war jetzt schon ein paar mal dort und war eigentlich noch nie enttäuscht. Gute Bands, gute Stimmung und ein Orga Team, dass mit vollem Herzblut dabei ist. Top.

Des weiteren fange ich so langsam an, dieses Internet zum entdecken neuer Musik zu benutzen. Außer mir gibt es ja noch unendlich viele Menschen weltweit, die auf Social Media Kanälen aller Art ihre Musiksammlung vorstellen. „Hooded Menace“ wird definitiv angehört. Allein das Cover der aktuellen Platte ist wohl ein Kauf wert. Und ein Grund für einen Plattenspieler. Größer ist geiler stimmt halt hin und wieder mal.

Donnerstag, 20. Januar 2022

Raus. Gehen

 

Januar Blues

 




Eigentlich ist es jedes Jahr um diese Zeit das Gleiche. Der Himmel ist grau. Die Stimmung trübe wie das Wetter. Die Anspannung des Dezembers ist abgefallen. Und das neue Jahr ist noch nicht so richtig in Fahrt. Januar und Februar sind für mich zwei Monate, die das absolute Nerv Potential haben. Alles läuft zwar so ein bisschen, aber irgendwie nicht richtig. Und so hat man Zeit zum grübeln. Was man im letzten Jahr erreicht hat. Und vor allem: was nicht. Selbst wenn das oft deutlich weniger ist und die haben Seite dick gefüllt, sorgen die grauen Wolken und die Dauerdämmerung dafür, dass das Unerledigte viel größer und schlimmer erscheint. Pfui.

 

Ich habe letztes Jahr keine Wanderung außerhalb meines Wohngebietes geschafft, die den Namen wirklich verdient hätte. Ein paar längere Spaziergänge, das schon. Aber mal so einen halben oder ganzen Tag unterwegs, was Neues entdecken oder Altes neu...nein, das hat so gar nicht geklappt. Ja ich weiß, wandern in der Pandemie ist in und eigentlich ist das doch das einzige was man machen konnte und stell dich doch nicht so an du hättest jederzeit einfach los gehen können. Eben nicht. Ich habe es im letzten Raus. Gehen schon erwähnt, dass ich gerade in der Hochphase, als alles zu war, nicht raus bin. Zu einem: im Wald war manchmal mehr los als an einem Adventssamstag in der Fußgängerzone. Bekanntere Sehenswürdigkeiten zu erkunden: fast unmöglich ohne Achterbahnschlangenfeeling. Und die ruhigen Ecken wurden von Woche zu Woche weniger. Zum andern: sämtliche Einkehrmöglichkeit waren ja zu. Dabei geht es mir gar nicht mal um das verpasste Wegbier. Vielmehr um die sanitären Einrichtungen. Wenn man 5 Stunden und mehr unterwegs ist, will man einfach etwas privateres als nur den nächsten Baum. Außerdem ist es irgendwie nicht so lecker, sich vorzustellen dass die ganze Horde ja auch mal austreten muss. Die Motivation war letztes Jahr extrem tief. Aber: neues Jahr, neues Glück. Ich hab mir ein paar Routen direkt vor der Tür ausgesucht, damit ich beim kleinsten Sonnenstrahl direkt los kann. Zwar nichts wirklich neues, aber ein paar verschieden Anspruchsvolle einstündige Runden um wieder rein zu kommen. Und dann passiert es: die Wolkendecke reist auf, die Sonne scheint, und das kurz nach Feierabend. Die Dämmerung ist noch gut eine Stunde weg. Und was mache ich? Anstatt die Schuhe zu schnüren, bringe ich noch schnell den Müll raus. Räume ein paar Sachen zur Seite, die im Weg liegen. Gleich danach kann man ja los. Ach ne, ich wollt ja noch was nachlesen. Katze muss noch gefüttert werden. So, jetzt aber. Oh, schon dunkel. Naja, dann nicht. Und so geht man sich dann ganz schnell selber auf den Sack. Dennoch bleibt die Hoffnung: sobald es wieder etwas länger hell ist, so ab März, geht es wieder los. Erst hier in der Gegend. Dann etwas weiter weg. Vielleicht ja auch zwei, drei Tage am Stück. So wie vor zwei Jahren. Oder sogar ins europäische Ausland. Irland vielleicht? Aber ach, bloß nicht zu viel planen. Wer weis denn schon, was geht und was nicht. Und falls alles wieder gut sein sollte, ist eh jeder Wanderweg überlaufen. Und sowieso stinkt alles. Scheiß Januar.

Das einzig Gute ist, dass ich mir keine Sorgen um mich machen muss: Januar und oder Februar hatten schon immer diese Wirkung auf mich. Da hilft eigentlich nur Kopfhörer auf und eine Runde ordentlichen Doom. Hebt die Laune. Auch wenn es komisch klingt.

Donnerstag, 13. Januar 2022

Mein CD Regal

 

Brainstorm

Midnight Ghost

 

 

Irgendeine WG Party. Irgendwo in Baden. Irgendwann in den frühen 2010ern. Es sind nur noch wenige Gäste da. Neben mir sitzt ein Kerl mit Bandshirt. Er hat mich schon recht früh am Abend erspäht, und da ich der einzige mit langen Haaren auf der Party bin, hat er beschlossen, dass ich für den Abend sein neuer bester Freund bin. Der Vorteil: zum Bier holen muss ich nicht aufstehen. Der Nachteil: ich habe sonst kaum Gelegenheiten, mit irgendjemand sonst ein bisschen Smalltalk zu machen. Nun ja, Faulheit siegt. So sitze ich recht besoffen da, versuche ein konzentriertes Gesicht zu machen, so als ob es mich wirklich interessiert, mit welchen Bands er schon gesoffen hat oder welche Szene Größen ein Selfie mit ihm gemacht haben. Teures Bier.

Irgendwann kam dann die Sprache darauf, welches Subgenre man den so am liebsten hört. „Powermetal“, war meine ehrliche Antwort. Vor kurzem hatte ich Edguy und Freedom Call entdeckt und so meinen Spaß an dem, was die trven Leute als „Eierloses gekniedel bezeichnen“. Ich ahnte nicht, dass ich damit die Büchse der Pandora geöffnet habe. Die Augen meines Gegenüber begannen zu leuchten. Dann gings los. Eine endlose Tirade , die aus dem Satzteil „Kennst du“, Bandname, und „ist richtig geil“ bestand. Je länger die Liste wurde, umso mehr musste ich verneinen. Hatte ich damals doch gerade erst an der Spitze des Eisberges gekratzt. Er hingegen hat wohl den Eispickel genommen und ein tiefes Loch hinein gebuddelt. Je häufiger meine Antwort „Nein“ war, umso skeptischer wurde sein Blick. Irgendwann seufzte er, schaute mich an und sagte: „Weist du, so langsam glaube ich, du bist gar kein richtiger Metaler.“ Sprachs, stand auf, und ging. Ich konnte mein Glück kaum fassen. Endlich konnte ich mich an der Party beteiligen. Ich schaute mich um. In einer Ecke lag jemand schnarchend rum, in einem Zimmer wurde gekichert, aus der Küche klang das klappern und scheppern, dass vom Aufräumen verursacht wurde. Party vorbei.

Nun ja, immerhin, ein Name aus der Liste hammergeiler Bands ist mir hängen geblieben: „Brainstorm“. Der wurde mir immer wieder von verschiedensten Leuten an den Kopf geworfen, wenn es um Powermetal ging. War wohl offensichtlich ein Unding, dass ich die nicht kannte. Zum Glück gab es kurz drauf ein kleines Festival, dessen Opener die Schwaben waren. Gelegenheit, mal zu schauen, was ich da verpasst hatte. Einiges, den der Gig war kurz, aber richtig gut. Wäre ich an dem Tag gleich zum Merchandise Stand gegangen, ich hätte mich wohl mit allem eingedeckt, was es gab. Hab ich aber aus irgendwelchen Gründen nicht, und so geriet die Band bei mir wieder in Vergessenheit. Bis ich beim Stöbern über das Debut gestolpert bin. Mit dem guten Konzert im Hinterkopf hab ich dass gekauft und gleich daheim eingelegt. Geiler, speediger Powermetal, mit ein paar richtig geilen Soli und schön ordentlich roh. Geil gefunden, raus genommen, vergessen. Das größte Problem an der Scheibe ist, dass einfach nichts Hängenbleiben will. Läuft es, finde ich es geil. Taucht ein Song in meiner Zufallswiedergabe auf, geht es sofort in den Nacken. Überlege ich aber, welche Powermetal Songs ich in eine kleine Playlist machen kann, fallen mir die Jungs nicht ein. Überlege ich mir, welches Album ich mal wieder am Stück hören will, ist die „Unholy“ nie dabei. An der Qualität wird es wohl kaum liegen. Ist wohl eher wieder ein Beispiel dafür, dass Mögen oder nicht Mögen von Musik auch hoch subjektiv ist.

Letztens war ich wieder mal stöbern. Dabei bin ich über die „Midnight Ghost“ gestolpert. Ich wollte sie eigentlich schon wieder weglegen. Die Neugier, ob die Band in den Jahren sich verändert hat, war dann doch größer. Die Antwort ist „Jein“. „Brainstorm“ spielen immer noch Power\Speedmetal . Die Unterschiede liegen im Detail. Zu einem ist der Sound etwas druckvoller und modern produziert – ist halt ein Kind seiner Zeit. Dennoch ist es kein klinischer Plastiksound. Auch die theatralischen Orchester Elemente sind gut gesetzt. Und das wichtigste: die Hooks sitzen endlich. Die Riesen Knaller sind für meinen Geschmack auch nicht drauf. Aber der ein oder andere Song bohrt sich doch in den Gehörgang und hält sich dort ernsthaft fest. Solide Songs, gute Musiker, ein druckvoller und doch etwas dreckiger Sound: diese Scheibe lässt mich dick grinsen. Das läuft tatsächlich ab und an mit voller Absicht. Und schürt die Vorfreude auf den kommenden Winter. Dort treten Brainstorm auf dem gleichen Festival wie 2012, als ich sie kennengelernt habe, auf.

Mittwoch, 5. Januar 2022

In eigener Sache

 Feiertag

 

Wie letzte Woche schon erwähnt: in Baden Württemberg ist Morgen ein Feiertag. Somit wird kein neuer Beitrag erscheinen.
Aber für alle, die doch zufällig hier vorbei stolpern:
meine alten Tickets haben ein neues zuhause.
 
 
Wenn schon kaum neue dazu kommen, so kann man wenigstens die alten etwas würdiger in Szene setzen. Das erste Ticket ist von 2004....