Donnerstag, 20. Dezember 2018

In eigener Sache

Es ist soweit. Die Vorweihnachtszeit tritt in Ihre letzte Phase. Von "Hm, so langsam müsste man alles vorbereitet haben. Aber ein bisschen Zeit ist ja noch" zu "Oh mein Gott! Die vierte Kerze geht am Sonntag an! Und woher kommt so plötzlich und unerwartet dieses Weihnachten?"
Also raus gehen, letzte - oder erste - Geschenke und Dekoideen organisieren. Und dann feststellen, dass es doch nasser als gedacht draußen ist. Und die Schuhe nicht ganz so allwettertauglich wie erhofft. Die Folge: Schnupfennaße und eine absolut miese Grundlaune. Perfekte Vorweihnachtsstimmung also.
Dementsprechend erfolglos waren also meine Versuche, einen einigermaßen sinnvollen Text für hier und heute zu verfassen. Deshalb lasse ich es einfach bleiben.

Stattdessen hab ich mir aus dem Archiv einen Artikel aus der Kategorie       Raus. Gehen.  ausgesucht, den ich heute einfach nochmal verlinke.




Viel Spaß damit. Vielleicht schafft ihr es ja, beim Lesen das Schmuddelwetter für ein paar Minuten aus eurem Kopf zu vertreiben.


Donnerstag, 13. Dezember 2018

Mein CD Regal


Midnattsol

Where Twighlight Dwells 

 

 


Was mir an meinem Blog besondere Freude bereitet, ist nicht nur das Schreiben an sich. Der Spaß fängt schon beim vorbereiten des nächsten Beitrags an. Bei der Rubrik „Mein CD Regal“ etwa beim Aussuchen für die CD, welche ich als nächstes Vorstelle. Das stöbern durch meine Sammlung macht mir immer wieder aufs Neue Freude. Über die Zeit hat sich einiges an Musik angesammelt. Viele Alben kenne ich in und auswendig. Sie finden immer wieder ihren weg in meinen CD Player. Andere wiederum kenne ich so gut wie gar nicht. Gerade bei diesen ist es dann Spannend zu fragen: warum zum Geier hab ich das? Nun, einiges sind Klassiker, die sich einfach gut in einer Sammlung machen. Gekauft, ins CD Regal gestellt. Anderes sind einfach Zufallskäufe. CDs, die man interessant fand ohne zuvor zu wissen, was musikalisch einen erwartet. Gefunden beim Stöbern. Gekauft wegen eines aufwendigen Covers. Oder eines interessanten oder absurden Band bzw. Album Namens. Manch dieser Zufallskäufe waren Volltreffer. Andere machen sich ganz hübsch im Regal.
Und dann gibt es CDs, die hat man gekauft, weil.. ja, warum eigentlich?

„Where twighlight dwells“ gehört zu dieser letzten Gruppe. Als ich die damals gekauft habe, war Metal mit Frauengesang gerade der letzte Schrei. Harte Gitarren treffen auf zarte Frauenstimmen. Eine recht simple Formel, die aber voll aufging. Bands, welche dieses Schema verfolgten, schossen wie Pilze aus dem Boden. Da ich damals eh auf dem „Nightwish“ Trip war, kamen „Midnattsol“ gerade recht. Musikalischer Beifang sozusagen.
So schlimm, wie das im ersten Moment jetzt klingt, ist das Album bei weitem nicht. Die Songs spielen alle geschickt mit dem Laut Leise Prinzip. Im Gegensatz zu ähnlich gelagerten Bands ist hier ein gesundes Maß an musikalischer Härte vorhanden. Gitarren, Bass und Schlagzeug wummern recht satt aus den Boxen. Paradoxerweise sind es dann gerade die beiden akustischen Songs, die das Potential der Band richtig andeuten.

Insgesamt ist das Debut für mich aber einfach zu austauschbar. Die Songs klingen für meinen Geschmack zu generisch. In der Flut an Female Fronted Bands zu dieser Zeit eine CD, die absolut nicht aus der Masse heraus sticht. Bleibt also die Frage: warum habe ich das damals gekauft? War die Nightwisheuphorie wirklich Grund genug? Im ersten Moment wohl ja.
Doch ein Blick aufs das Cover und ein Blick ins Booklett lassen mich ahnen: es gibt noch einen weiteren. Zu einem ist da die Sängerin, die sowohl auf dem Cover als auch auf den Innenphotos ganz nett anzuschauen ist. Zum anderen ist da noch die Bassistin, ebenfalls nett vom Photographen ab gelichtet. Metal, zwei hübsche Damen und ein gerade mal knapp zwanzig Jahre alter Junger Kerl: ihr ahnt den Grund, warum ich diese CD habe. Mein Musikgeschmack war zu diesem Zeitpunkt eindeutig nicht nur allein von meinen Ohren beeinflusst, sondern auch von einer Körperregion weiter unten. Ein denkbar primitiver Grund, zugegeben. Aber einer, der erklärt, warum diese CD in meinem Regal steht. 

Im übrigen bin ich ein paar Jahre später noch einmal über „Midnattsol“ gestolpert. „The Metamorphys Melody“ lag auf einem meiner heiß geliebten Wühltische. Aus Neugierde habe ich die mitgenommen. Und was soll ich sagen: ein wahnsinniger Schritt nach vorne. Midnattsol ist eine Band, die eindeutig mehr zu bieten hat als optische Leckerli. 


Donnerstag, 6. Dezember 2018

Bücherkiste


Patricia Briggs

Drachenzauber



Es gibt Bücher, die brauchen die komplette Aufmerksamkeit des Lesers. Sie sind komplex in der Sprache. Oder in der Handlung. Sind tiefgründig, zwingen einen dazu nach jeder Seite kurz inne zu halten und nachzudenken. Aus welchen Gründen auch immer, manche Bücher kann man einfach nicht einfach so zwischendurch lesen. Abends gemütlich im Bett noch ein paar Zeilen lesen? Kann man, aber mit ziemlicher Sicherheit wird man am nächsten Tag alles nochmal lesen müssen.
Wenn ich an einem solchen Buch sitze, dann habe ich immer noch ein zweites zur Hand. Eines vom Kaliber wie „Drachenzauber“. Leicht zu lesen und unterhaltsam. Spaß statt Knoten im Gehirn. 


Als sein Vater stirbt, wird der Junge Ward unverhofft Fürst über Hurog. Um den Intrigen und Machtspielen an Hof zu entgehen, hat er sein Leben lang den Trottel gespielt. Nun muss er die Maske ablegen und mit scharfen Verstand seinen Herrschaftsanspruch festigen. Dabei gerät er in den Strudel politischer Intrigen und Machtspiele in den fünf Königreichen.
Magier, Drachen, kühne Helden. Intrigen, Ränkelspiele und verschlagene Bösewichte. In „Drachenzauber“ finden sich alle altbekannten Zutaten für eine spannende Fantasy Geschichte. Patricia Briggs vermischt diese geschickt und erzählt recht unterhaltsam Wards turbulente Abenteuer. Der Unterhaltungswert ist hoch. Der Anspruch nicht. Die meisten „überraschenden“ Wendungen sind vorhersehbar und selten wirklich „Überraschend“. Dennoch, der lockere Schreibstil sorgt für Spannung und Lesevergnügen.
„Drachenzauber“ ist weit davon entfernt, das Genre neu zu erfinden. Aber es ist nun einmal auch weit davon entfernt lieblose Stangenware zu sein. Fans des Genres werden sicher ihren Spaß haben. Vorausgesetzt man erwartet keinen neuen „Herr der Ringe“.

Manchmal ist Unterhaltung nun einfach mehr wert als Anspruch. Und somit eignet sich das Buch wunderbar als Lektüre zwischendurch. Wenn mir zum Beispiel mal wieder der Kopf platzt, weil ich unbedingt ja was anspruchsvolles Lesen muss. Kultur muss nun einmal sein. Aber mit Kultur kann ich es mir nun einmal nicht im Bett gemütlich machen. Ich will ja entspannen, und nicht noch mein Gehirn so spät am Abend stressen. Zum Glück gibt es eben Bücher wie „Drachenzauber“. Da ist es nicht ganz so schlimm, wenn man plötzlich die Buchstaben doppelt sieht. Oder gleich mit dem Buch auf dem Gesicht entschläft. 

Donnerstag, 29. November 2018

Mein CD Regal


Scar Symmetry

Pitch Black Progress

 

 


Am Anfang war der Power Metal. Blind Guardians „Mirror, Mirror“ war der erste Metal Song, der mir Monate lang nicht mehr aus dem Kopf ging. Beharrlich nistete sich die Melodie in einer kleinen Ecke meines Gehirns ein und beschallte mich von dort quasi pausenlos.
Mit der Zeit wuchs meine CD Sammlung. Zunächst mehr Guardian. Dann der erste Blick nach Links und Rechts. Was gibt es denn noch? Rhapsody of Fire, Nightwish und Hammerfal gesellten sich dazu. Mein CD Regal enthielt mit der Zeit immer mehr Metal. Power Metal meist. Am Anfang blieb ich in akustischer Nähe zu Blind Guardian. Alles andere im Metal Bereich? Gute Güte, wer soll denn so einen Krach hören? Black Metal? Lächerlich angemalte Menschen, die zum lachen in den Keller gehen. Musik geht anders. Death Metal? Gerülpse und gegurgel ist kein Gesang. Thrash Metal? Alles Bier trinkende, stinkende Assis. Und wer kam auf die Idee, tollwütige Eichhörnchen an das Mikrofon zu lassen?
Kurz, ich war anfangs recht engstirnig. Metal muss true sein. Punkt.

Inzwischen hat sich mein Geschmack etwas weiterentwickelt. Was früher nur Lärm und Krach war, treibt heute Freudentränen in die Augen. Meine Sammlung ist deutlich dunkelbunter geworden. Und die Zahl der extremeren Metal Bereiche deutlich angestiegen.
Wann das angefangen hat, kann ich so gar nicht genau sagen. „Pitch Black Progress“ war aber definitiv ein Teil dieser Entwicklung.
Die schwedischen Melodic Deather habe ich auf dem Sampler eines Musikmagazins entdeckt. Dort waren sie mit „The Illusionist“ vertreten. Gut, der guturale Gesang hat mir gar nicht gefallen. Aber die Mischung von Härte und Melodie hat sofort gezündet. Also ab in den Laden, Album gekauft. Es hat einige Durchläufe gebraucht. Und ja, es lag am Anfang eindeutig an dem rumgerülpse des Sängers dass ich mit der Band nicht warm wurde. Aber das Album hat mich schließlich gepackt. Hart und düster, dennoch eingängig und melodisch.
Scar Symmetry schaffen hier eine Gratwanderung zwischen Death und Power Metal, die immer wieder auch mal in Richtung Pop schielt. Ohne dabei jemals in die Kitsch Falle zu treten. Wie gut die Mischung funktioniert, zeigt sich bei den Songs „Dreaming 24/7“ und „Pitch Black Progress“. Ersteres ist ein radiotaugliches Stücke Metal Pop, das andere eine lupenreine Midtempo Death Walze. Also beide sind sozusagen jeweils die Grundzutaten der Scar Symmetry Suppe. Eingängigkeit auf der einen, brachiale Härte auf der anderen Seite. Die Band vermischt auf dem Rest des Albums diese Facetten so gekonnt und mit soviel Leichtigkeit, dass beide Songs einfach nur blass dagegen wirken. Hier funktioniert die Mischung einfach, sodass die puristischen Stücke einfach etwas beliebig wirken.
Für mich war es auf jeden Fall eine der ersten CDs aus dem etwas extremeren Bereich. Sozusagen der Türöffner zu einem neuen Bereich. Durch die ausgewogene Mischung eine für mich perfekte Einstiegsdroge, die bis heute immer wieder mal in meinem CD Spieler rotiert. 

Donnerstag, 22. November 2018

Aus dem Nähkästchen


Spiegelbild


Aufmerksam betrachte ich mein Gegenüber. Hochgewachsen, hager, mit langen, lockigen Haaren und einem dichten Bart. Er trägt ein Blind Guardian Tshirt. Darüber eine kurze Jeansweste. Diese ist über und über mit Patches bestickt, alles ausnahmslos von bekannten und weniger bekannten Power und Heavy Metal Bands.Priest. Maiden. Manowar. Helloween. Stormwarrior. Und natürlich Blind Guardian. Die Kutte gleicht einer Litfaßsäule.
Seine Arme verschwinden komplett unter mit Nieten bestückten Lederbändern. Kurzum, er ist bemüht, das authentische Bild eines truen achtziger Jahre Metalers zu präsentieren. Dabei ist er vielleicht gerade mal Anfang 20. Unter dem dichten Bart versteckt sich ein leicht rundliches, rosiges Gesicht mit noch leicht kindlichen Zügen. Ihn anzuschauen ist ein bisschen wie ein Blick in einen Spiegel zu werfen. Einen Spiegel, der ungefähr 15 Jahre in die Vergangenheit reicht.
Schwungvoll setzt er seine Bierflasche ab. Es klimpert leise. Jetzt ist es an ihm, mich zu betrachten.
Sein Blick sagt eindeutig, was er von mir hält. Was will der Poser hier eigentlich?
Rein äußerlich betrachtet bin ich heute das genaue Gegenteil von ihm. Keine Lederjacke. Keine Kutte. Selbst das obligatorische Bandshirt habe ich diesmal im Schrank gelassen. Stattdessen trage ich eine einfache Jeans und ein rot weiß kariertes Hemd. Das hatte ich bei meiner letzten Wandertour an, und da ich nicht komplett frische Sachen auf dem Konzert anziehen wollte, war es meine erste Wahl. Ein ganz leichter Hauch von Schweiß und Bier hängt noch daran. Somit passe ich wenigstens vom Geruch her in sein Weltbild. Ansonsten ist mein Outfitt so Heavy Metal wie die Herrenabteilung bei H&M.

Schließlich zuckt er mit den Schultern und öffnet seine nächste Flasche. In einem Zug verschwindet Bier Nummer zwei. Ein lauter Rülpser und ein zufriedenes Grunzen folgen. Dann wendet er sich an mich. „Und, wegen welcher Band bist du hier?“ „Dark Inner Void.“ „Aha. Black Metal?“ Ich nicke. „Mh, Black Metal, damit kann ich gar nichts anfangen“ „Du magst deinen Metal wohl lieber traditionell?“ frage ich ihn.
„Ja man. 80iger Jahre halt. Fette Riffs. Starke Melodien. Metal. Punkt. Kein Schnickschnack. Und eben richtiger Gesang. Nicht dieses komische Geröchel und Gegrunze bei dem eh keiner was versteht.“ Er macht sich an Bier Nummer drei. „Aber wie kommst du darauf?“
„Deine Augenfarbe hat es mir verraten“ erwidere ich. Verständnislos starrt er mich an. Ich deute auf seine Kutte. „Außerdem kann ich lesen“. Verdutzt schaut er an sich herab. Dann bricht er in schallendes Gelächter an. „Na, sie mal einer an. Hätte nicht gedacht, dass ein Poser wie du etwas mit meiner Kutte anfangen kann. So schlimm, wie du aussiehst, scheinst du ja gar nicht zu sein.“ Ein weiterer Schluck Bier bringt eine kleine Pause. Dann setzt er seinen Monolog fort. „Metal muss einfach traditionell gespielt werden. Das ist noch ehrliche, handgemachte Musik. Direkt vom Herzen. Ehrlich. Das ist einfach das Beste. Und keine so oberflächliche Kommerz-scheiße wie sie im Radio und überall sonst läuft. Wie zum Beispiel dieser Rap Kram. Hip Hop, pah! Dämliche Texte. Dämliche Musik. Dämliche Klamotten. Die schaffen es nicht einmal, Hosen in ihrer Größe zu tragen. Und ständig immer dieses Gelaber, wer der Größte von allen ist. Wer den Größten hat. Und wie viele Mütter anderer Rapper schon bei Ihnen im Bett lagen. Völliger Schwachsinn. Das hat doch mit Kunst nichts zu tun. Das einzige Gute an der Musik sind die hübschen Mädels in den Videos.“ Er stockt kurz. Ein sehnsüchtiges Glitzern erscheint in seinen Augen. Dann schüttelt er ärgerlich den Kopf.“Pah. Sind bestimmt eh alles billige Schlampen. Metal sage ich dir. Metal ist das einzig Wahre. Gute Leute. Gute Musik. Und Texte mit Tiefgang.“ 
Er setzt zum leeren seines dritten Bieres an. Ich nicke verständnisvoll. „Ja. Ich weiß, was du meinst. Tiefgründige Texte. Lyrische Großtaten sind das. Wie zum Beispiel Fire, Higher, Desire. Oder Fire. Battle. Metal. Ich bin mir sicher, da wäre sogar ein Goethe neidisch.“ In meiner Antwort schwingt mehr als nur ein Hauch Ironie mit.
Zornig schaut er mich an. „Klar, ein Poser wie du kannst das nicht verstehen.“ Er sammelt seine leeren Flaschen ein. „Wir sehen uns“. Klimpernd verschwindet er in Richtung Bar.

Kurz darauf kommt meine Freundin an den Tisch. „Tut mir leid, hat etwas länger gedauert. Hab mich fest gequatscht.“ Sie gibt mir einen Kuss auf die Wange. „Ich hoffe, mein kleiner Cousin war nicht allzu anstrengend. Als er gehört hat, das heute Gloryful Steel Hammer spielen, wollte er unbedingt mitkommen. Leider kann er mit seinem Geschwafel, das alles andere außer Metal nur Müll ist, echt anstrengend sein.“
„So schlimm ist er nicht.“ antworte ich.“Außerdem erinnert er mich an jemanden von früher.“
„Du etwa? Na, zum Glück habe ich dich erst jetzt kennengelernt.“ Dem kann ich nur zustimmen.

Anmerkung: Die hier genannten Bands sind reine Fantasieprojekte, willkürlich zusammengewürfelt. Ich habe nicht überprüft, ob es Bands mit solchen Namen gibt. Falls das so ist, ist das reiner Zufall und es bestehen keinerlei Zusammenhänge.

Donnerstag, 15. November 2018

Bücherkiste


Der Flix

Spirou in Berlin


Wie werden Dinge, die man mag, besser? Richtig, indem man sie mit anderen Dingen, welchen man ebenfalls zugetan ist, kombiniert.
In meinem Fall wäre das zum Beispiel Käse mit Spätzle. Frikadellen mit Bier. Heavy Metal mit Bier. Bier mit Bier.
Dementsprechend groß war meine Freude, als ich gehört habe, dass Der Flix an einem Spirou Band arbeitet. Einer meiner aktuellen Lieblings Comiczeichner und die – fast vergessenen – Helden meiner frühen Jugend kombiniert? Das kann nur gut werden. Plus und Plus gibt selten Minus.

Spirou und Fantasio gehören wohl zu den von mir am häufigsten gelesenen Comic Reihen. Die Abenteuer des etwas leichtgläubigen Journalisten und dem klugen Pagen haben mich einen großen Teil der frühen Jugend begleitet. Spannend, Temporeich, mit schrägem Humor und denkwürdigen Nebencharakteren wie der verschrobene Graf von Rummelsdorf, der größenwahnsinnige Zyklotrop
oder das Marsupilami. Letzteres dürfte inzwischen wohl bekannter als Spirou und Fantasio sein. Es erfreut sich bis heute großer Beliebtheit. Ich hingegen fand es schon immer eher störend und nervig.
Dennoch, die Comics haben mich einige Jahre begleitet. Den Bestand in der städtischen Bibliothek habe ich komplett verschlungen. Mehrmals. Im Gegensatz zu anderen Reihen wie Asterix und Obelix sind die beiden belgischen Abenteurer jedoch irgendwann von meinem Schirm verschwunden.

Den Flix habe ich vor einigen Jahren durch sein damaliges Online Comic Tagebuch kennen und später seine Arbeit durch die „Schöne Töchter“ Reihe lieben gelernt. Eine klare Linie in den Zeichnungen und ein oftmals stiller, teils bitter süßer Humor.
Somit ist der eigentliche Stil von „Der Flix“ deutlich anders als die von Franquin in den 1950er neu gestaltete Grundausrichtung der Spirou Reihe. Vor dem ersten Lesen war die größte Spannung also, wie das funktioniert. Gibt Plus und Plus wirklich immer Plus?

Sommer 1989. Auf der Suche nach einer Titelstory fahren Fantasio und Spirou zum Anwesen des Grafen von Rummelsdorf. Dieser erhält eine Einladung zu einem Pilzforscher Seminar in Ost Berlin. Fantasio wittert eine große Sensation, doch der Graf wirft die Einladung in den Müll. Ost Berlin? Nein, Danke.
Noch am gleichen Abend wird der Graf entführt. Eine Spur führt die beiden Freunde in die DDR. Dort werden sie bereits erwartet. Auftakt für ein furioses Abenteuer.

Zugegeben, meine Euphorie sorgt dafür, dass ich sofort mit Superlativen um mich werfen will: Gigantisch. Ein Meilenstein. Das Beste seit der Erfindung von Comics. Oder von Bier.
Mit etwas Abstand betrachtet legt sich meine Begeisterung. Allerdings nur ein bisschen. „Spirou in Berlin“ ist ein richtig guter Comic. Das Tempo und der irrwitzige Humor der Original Serie und Flix Zeichenstil und seine eher ruhige und unaufgeregte Art, Geschichten zu erzählen, harmonieren erstaunlich gut. Es ist keine unförmige Chimäre, sondern eine wunderbare Verschmelzung beider Stile. Der Band ist unverkennbar Spirou. Und unverkennbar Der Flix. Und unverkennbar etwas Eigenes.
Lesenswert wohl nicht nur für Flix oder Spirou Fans, sondern für alle, die einen guten Comic zu schätzen wissen. 

Wer Der Flix noch nicht kennt: hier gehts zu seiner Homepage mit seiner aktuellen Reihe "Glückskind"

Donnerstag, 8. November 2018

Mein CD Regal


Weak Aside

The Next Offensive

 

 


„Weak Aside.“ Musikalisch Death Metal. Textlich Krieg. Damit ist über die Musik der Emdener Kapelle eigentlich schon alles gesagt. Gegründet hat sich die Truppe 2006 als „Spearhead“, 2007 kam dann die Umbenennung in „Weak Aside“. Bei „The Next Offensive“ handelt es sich um die dritte Scheibe, zuvor sind bereits „Fire at Will“ und „Ghost Leader“ erschienen
Wer seinen Death Metal am liebsten klassisch ohne Schnick Schnack mag, kommt an dieser Band eigentlich nicht vorbei. Mal wahnsinnige Raserei. Mal düster schleppend. Aber immer brachial. „Weak Aside“ liefern Death Metal ohne große Überraschungen. Aber die braucht es ja auch nicht immer. Die Songs zünden sofort und gehen ohne Umwege in den Nacken.
Auch textlich bleibt man auf für Death Metal sicherem Terrain: Wie Anfangs erwähnt spielt das Thema Krieg eine große Rolle. Auf der Wikipedia Seite über „Weak Aside“ ist zu lesen, das Tom Zorn, Sänger und Gitarrist, in einem Interview mit dem Rock Hard zu verstehen gab, dass die Band keineswegs versucht, Krieg zu verherrlichen. Vielmehr gehe es darum, Brutalität und Grausamkeit des selbigen zu vertonen.
Eine Interessante Bemerkung, aber irgendwie überflüssig. Ich wäre beim hören nicht einmal ansatzweise auf die Idee gekommen, dass hier irgendetwas verherrlicht werden sollte. Zu brachial, zu düster ist der Sound. Wahnsinn und Sinnlosigkeit des Krieges als Musik. Ohne Pathos. Ohne Heldengesänge. Direkt und schonungslos.

Als Vergleich, wie andere Bands mit diesem Thema umgehen: die schwedischen Powermetal Überflieger von „Sabaton“. Mit ihren Alben stürmen sie regelmäßig die Charts. Inhaltlich dreht sich auch hier alles um Krieg. Mit dem Unterschied, dass hier eindeutig mehr Pathos versprüht wird. Heldentum im Angesicht eines übermächtigen Feindes, Heldentaten fürs Vaterland. Textlich und Musikalisch mit allem versehen, was der Power Metal Baukasten her gibt: Pathos, Kitsch, Dramatik und Bombast. Dabei erzeugen sie eine Stimmung, die für meinen Geschmack all zu oft nach: „Hurra, es ist Krieg“ klingt. Krieg als Abenteuer. Das ist jetzt natürlich nur meine rein subjektive Meinung. Aber gefühlt scheint es mir, dass sich daran keiner groß stört, während kleinere Bands aus dem extrem Metal Bereich mit Argus Augen beobachtet werden.
Nun ja, ich bin etwas abgeschweift. Vielleicht sehe ich das Ganze auch etwas zu Eng.

Um nun noch einmal auf „Weak Aside“ zurück zu kommen: nicht nur auf Platte sind die Jungs hörenswert. Life sind sie absolut eine Bank. So bin ich überhaupt erst auf die Band aufmerksam geworden. Beim Konzert im örtlichen JuZe. Energie geladen, druckvoll und kompromisslos: der Sound hat mich von Anfang an überrollt.
Wer also die Möglichkeit dazu hat:, „Weak Aside“ life und in Farbe zu sehen: hingehen, anhören. Warum? Death Metal!

Hier gehts es zur Facebook Seite der Band


Donnerstag, 25. Oktober 2018

Bücherkiste


Robert A. Heinlein

Die Sternenbestie


Ich lese wirklich gerne Science Fiction vergangener Jahrzehnte. Je weiter zurück man geht, umso absurder erscheinen einem heute die Zukunftsvorstellungen vergangener Tage.
Leistungsfähige Computer haben nicht die Größe eines Planeten. Auf dem Mars warten keine Monster darauf, uns zu vernichten. Oder zu unserem Anführer gebracht zu werden. Und 1999 ist unser Mond auch nicht aus der Bahn geraten.
Gerade bei technischen Entwicklungen finde ich es immer wieder unterhaltsam, wie die Vorstellung und Realität auseinander gehen. Computer, die in die Hosentasche passen? Heute Alltag, in den 60igern undenkbar.

„Die Sternenbestie“ habe ich am Bücherschrank in unserer Stadt gefunden. Eben jener Ort, an dem man seine ungeliebten Bücher hinbringen und sich mit Neuen eindecken kann. Auf die Art sorge ich dafür, dass mein Bücherregal nicht explodiert. Und habe schon einige Perlen für mich entdeckt.
Darauf Aufmerksam wurde ich durch den Namen des Autors: Robert A. Heinlein. Sowohl „Sternenkrieger“ - Vorlage für den zwar nicht ganz buchgetreuen, aber ziemlich unterhaltsamen Splatterfilm „Starship Troopers“ - als auch „Fremder in einer fremden Welt“ gehören zu meinen absoluten Favoriten, wenn es um Science Fiction geht.

Schon seit Generationen befindet sich das außerirdische Schoßtierchen „Lumox“ im Besitz der Familie des jungen John Thomas. Bei einer der ersten interstelaren Raumflüge ist es einem seiner Vorfahren gefolgt und dieser hat das vermeintlich süße Tierchen unbemerkt zur Erde geschmuggelt.
Inzwischen hat Lumox sowohl an Größe als auch an Appetit zugelegt. Besonders Eisen findet er sehr schmackhaft, aber auch sonst ist er nicht besonders wählerisch. An einem Tag hat sein Appetit es auf die Rosen im Nachbargarten abgesehen. Also bricht er aus seinem Käfig aus, um an den schmackhaften Happen zu kommen. Eine folgenschwere Entscheidung: am Ende des Tages hat Lumox unbeabsichtigt eine Schneise der Verwüstung hinter sich gelassen und einen wütenden Mob auf seiner Fährte. Ein Gericht ordnet die Vernichtung des Untiers an. John Thomas versucht, das zu verhindern und flieht mit Lumox in die Berge.
In der Zwischenzeit erreicht ein fremdes Raumschiff die Erde. Die Besatzung behauptet, das einer der Ihrigen auf dem Planeten sei und fordert dessen Rückgabe. Jedoch ist kein fremdes Wesen, dass den Außerirdischen ähnlich sieht, zu finden. Ob ein Zusammenhang mit Lumox besteht?

Auch dieser Roman von Heinlein ist für mich ein Kleinod. Wieder benutzt er die Science Fiction, um der Menschheit einen Spiegel vor zu halten. Und so entpuppt sich die „Sternenbestie“ als eine Art moderner Frankenstein, der die Furcht des Menschen vor dem Andersartigen zum Thema hat.
Ein bisschen muss man hier den 60iger Jahre Mief ignorieren. Besonders das Frauenbild ist noch Arg von der Zeit geprägt. John Thomas Mutter ist ein wahrer Stereotyp der fürsorglichen Mutter, die außer Haus, Herd und das Wohl ihres Kindes nichts kennt und nichts kennen will.
Wenn man darüber hinweg schauen kann, erwartet einen jedoch ein kurzweiliger Roman, der sowohl zum schmunzeln als auch zum nachdenken anregt. Ein typischer Heinlein.

Donnerstag, 18. Oktober 2018

Mein CD Regal


Baden Metal Volume 3

The Griffin has Landed

 

 


Das „Magazin zur Förderung der badischen Heimatmusik“ - wie sich Baden Metal selbst beschreibt – legt mit „The Griffin has Landed“ bereits den dritten Sampler vor. Am Prinzip hat sich nichts geändert. Auch auf dieser CD versammeln sich wieder sechzehn Bands aus der ganzen musikalischen Welt des Metals. Wieder kommen alle aus der Region Baden. Jener Gegend zwischen Mannheim und Lörrach, die im Rest Deutschland vor allem durch den Wein, Rothaus und den Satz:“Nein, wir sind keine Schwaben!“ bekannt sein dürfte.
Und wieder stammen alle Bands aus dem Underground. Schwitzige Konzerte in kleinen JuZes statt großer Bühnen. Dosenbier statt Schampus. In der Musik steckt – frei nach Churchill- jede Menge Bier, Schweiß und Tränen.

Aber eben auch jede Menge Spaß, Spielfreude und - vor allen Dingen – Talent.
Wie auf den anderen Samplern auch, muss sich hier kaum ein Song hinter den großen Namen der Metalszene verstecken. Die von mir heiß geliebten „Zombieslut“ zum Beispiel servieren Death Metal vom feinsten. Tonnen schwer. Nacken strapazierend. Klasse.
Ob ein Song ein Totalausfall ist oder nicht bestimmt hier hauptsächlich die Vorliebe des Hörers als die Qualität des Songs an sich. „Spieglein, Spieglein“ von „Dein Feuer“ ist nicht schlecht gemacht, wo andere aber nun einmal tiefe Lyrik und scharfsinnige Kritik erkennen, sehe ich halt nur Plattitüden und Klischees. Das liegt aber eher an mir selbst.
Verglichen mit den anderen beiden Baden Metal Cds ist die Bandauswahl dieses mal nicht ganz so bunt. Death Metal hat hier eine starke Schlagseite. Dafür findet sich mit „Distressed to Marrow“ und „Ajana“ zum ersten mal auch was für Freunde der doomigen Gangart.
Unterm strich bietet die CD wieder einmal einen hervorragenden Einblick in die badische Musik Szene und beweist mal wieder Eindrucksvoll, das Kreativität und Können auch in direkter Nachbarschaft zu finden sind.
Auch dieses mal sind in der CD Innenseite sämtliche relevanten Infos zu den Band vorhanden. Langes Suchen nach einer Internetpräsenz der Band ist somit erledigt. Jeder, der schon mal versucht hat, die kleine regionale Rumpelkapelle in den weiten des Internets zu finden, weis wie hilfreich diese Infos sind.
Wer schon immer mal wissen wollte, wie Bands abseits der großen Labels klingen, sollte hier zu greifen. Wer einfach guten Metal mag auch.

 Einen Blick auf den ersten Sampler gab es hier. Und der Bericht über den zweiten findet ihr hier.

Und hier findet Ihr den Link zur Facebook Seite von Baden Metal. Infos zu Konzerten, News von regionalen Bands, Locations und mehr finden sich dort.

Donnerstag, 11. Oktober 2018

Mein CD Regal


Stratovarius

Infinite

 

 

CD Wühltische. Für mich ähnlich verlockend wie die Straßenlaterne für eine Motte. Brauchen tut man ja nichts. Meistens ist eh nichts für meinen Geschmack dabei. Aber was schadet schon ein kleiner Blick? So habe ich schon einige Stunden Lebenszeit mit dem wühlen durch den Ramsch der Musikgeschichte verbracht. Immer darauf hoffend, unter dem ganzen Schmutz eine Perle zu finden.

Man fühlt sich dabei ein bisschen wie Indiana Jones. Furchtlos kämpft man sich Schicht für Schicht durch die Helenes, Fosters und Amigos der Musikindustrie. Trägt Schicht für Schicht Unrat aus leblosem Plastik Pop und liebloser Stangenware ab. Um dann vorsichtig ein verborgenes Schmuckstück zu bergen.
So findet sich, begraben unter Tonnen von Andreas Gabalier Alben und Ballermann Samplern durchaus mal eine alte Scheibe von Death. Oder eine Slayer Scheibe kuschelt einträchtig mit der Berg und der Fischer.
Mein letzter Wühltisch Fund: Stratovarius 2000er Album „Infinite“. Für mich alleine schon deshalb spannend, weil die erste „Elements“ CD der Finnen zu den allerersten Metal Scheiben, die ich mir vom eigenen Geld gekauft habe, gehört. Später kam noch Teil zwei dazu. Damit war mein Bedarf erst einmal gedeckt. Gute Band, guter Sound. Powermetal der schnellen Gangart. Viele Gitarrenläufe, viele Keyboard Parts und jede Menge Soli Duelle. Das Ganze mit gut gesetzten Orchester Arrangements abgestimmt. Dazu noch ein Sänger, dessen Tonlage zwar etwas gewöhnungsbedürftig ist, aber von der Gesangstechnik her so ziemlich Alles, was ich bisher gehört habe, in den Schatten stellt. Definitiv eine Band, die in meine Sammlung gehört. Aber komplett alles? Nein, eigentlich nicht. Dazu ist es mir auf Dauer doch etwas zu Kitschig. Die altbekannte Kariesgefahr beim hören von Powermetal. 

Als die Infinite dann vor mir auf dem Wühltisch lag, konnte ich trotzdem nicht widerstehen. Und bin auch ganz froh darüber. Ein wirklich gutes Album. Mit „Hunting High and Low“ und „Infinity“ befinden sich zwei richtig starke Songs darauf. Auch der Rest ist – im besten Sinne – Grundsolide. Als Fan der Band oder Freund von Powermetal macht man hier nichts falsch. Aber: Kitschresistent muss man schon sein.
Absoluter Höhepunkt für mich ist übrigens das Booklet. Geht das Plattencover noch als einigermaßen stilsicheres Stück Kunst durch, erweist sich der Rest als – für meinen Geschmack – kompletter Totalausfall. Ein goldener Delphin springt über das Bandlogo vor einem quietsche buntem Weltall Hintergrund. Vor quietsche buntem Hintergrund sind auch die Bandfotos abgedruckt. Und ganz am Schluss schwimmfliegen bekifft lächelnde Delfine durch eine Lilie. Ist die Musik schon kitschig, so braucht es für das Booklet ein neues Adjektiv. Immerhin ist es konsequent an die Musik angepasst.
Warum nenne ich es dieses graphische Fiasko dann einen Höhepunkt, wenn ich es offensichtlich als unsäglich empfinde? Nun, ich habe immer wieder mal meine diebische Freude an schlechten Dingen. 

Donnerstag, 4. Oktober 2018

Bücherkiste


Dorian Hunter


Jahrelang hab ich sie ignoriert. Heftromane. Eine Ansammlung von Banalitäten, je nach Geschmack in verschiedenen Gattungen serviert. Arzt Schnulze. Land Schnulze. Historische Schnulze. Historische Landschnulze mit einem Arzt. Und für die Männer? Gibt es echte Kerle. Edle Saubermänner im Weltraum. Tapfere Revolvermänner im Westen.
Mir erschien es wie Papierverschwendung. Natürlich hab ich dieses Urteil höchst professionell getroffen. Nämlich ohne jemals Eins gelesen zu haben.
Als dann Anfang des Jahres eine 12 Teilige, in sich geschlossene Miniserie von Perry Rhodan erschienen ist, hat meine Neugierde jedoch gesiegt. Ich bin über meinen Schatten gesprungen und habe „Olymp“ gelesen. Was soll ich sagen? Meine Vorurteile wurden komplett bestätigt. Stereotypen, Klischees. Jede Menge davon. Was ich nicht erwartet hatte: dass es sich verdammt unterhaltsam liest. Schnelle, gut gemachte Unterhaltung mit dem Mehrwert eines Action Blockbuster. Null.
Absoluter Pluspunkt: das Format. Die Heftchen nehmen kaum Platz weg und lassen sich so fast überall mit hin nehmen. Da ich ein Verweigerer von E Books bin ist dass für mich immer noch ein wichtiger Aspekt. Bücher sind nun einmal einfach sperrig.
Nach Perry Rhodan hab ich mich dann in einige Western Romane eingelesen. Auch hier wieder das Gleiche: der Anspruch an den Leser geht gegen Null, der Unterhaltungswert ist jedoch erstaunlich hoch.
Und nun, wieder eher zufällig, bin ich zu Dorian Hunter gekommen. Die Heftreihe gehört zur Gattung der Horror Romane und handelt von einem Dämonenjäger und seinem Feldzug gegen das Böse.
Warum ausgerechnet Dorian Hunter? Weil auf dem Heftchen eine „1“ Stand. Und nicht wie sonst bei solchen Reihen üblich zweitausendundnochirgendwas. Ich habe hier die Möglichkeit gesehen, eine Heftreihe mal von Anfang mit zu verfolgen und nicht irgendwo in der Mitte einzusteigen.

Der Roman beginnt mit einer bunt zusammengewürfelten Reisegruppe und einem nervösen Busfahrer. Dieser will die Fahrt so schnell wie möglich hinter sich gebracht wissen, und noch vor Einbruch der Dunkelheit wieder daheim sein. Die Fahrgäste haben sich noch nie zuvor gesehen, stammen alle aus unterschiedlichen Ländern. Alle haben am gleichen Tag Geburtstag, und alle folgen sie dem gleichen Drang: nach Asmode, einem Dorf an der jugoslawischen Grenze, zu fahren. Dort werden sie mit von den Dorfbewohnern mit Ablehnung empfangen. Die Menschen verschließen die Türen, auch der Dorfwirt erweist sich als nicht gastfreundlich. Der einzige, der helfen will, ist der Dorftrottel. Er führt sie zu einem halb verfallen Schloss etwas außerhalb des Dorfes. Die alte Gräfin sei zwar etwas seltsam, aber sehr gastfreundlich. Eine Alptraum Nacht liegt vor Dorian.
Der Anfang ist klassischer Grusel, der gegen Ende noch mit einer Prise Monstersplatter gewürzt wird. Auch hier halten sich die Überraschungen in Grenzen. Dennoch: der Roman ist gut geschrieben und macht Spaß. Bekannte Horror Themen werden hier zu einem unterhaltsamen Potpourri gemischt. Wirklich neu und originell ist hier nichts. Aber sehr unterhaltsam. Das Ende von Band Eins könnte man so stehen lassen, macht dennoch Lust auf mehr.
Die nächsten Bände werden definitiv von mir gelesen.

Bei Dorian Hunter handelt es sich übrigens nicht um eine neue Reihe, sondern um eine Neuauflage der bereits in den 1970 er gestarteten Serie. 

Donnerstag, 27. September 2018

Raus.Gehen.


Tairnbacher Hohlenpfad





Der Kraichgau. Eine kleine Hügelregion im Norden Badens zwischen Odenwald und Schwarzwald. Bekannt für...ja was eigentlich? Das Technikmuseum in Sinsheim vielleicht. Oder die in der ganzen Republik als Neureichenverein geschmähten Fußballer der Tsg Hoffenheim. Und sonst? Ein paar kleine Städtchen, viele malerische Dörfchen. Wein.
Wenn man nicht gerade in der Nähe wohnt, hat die Gegend auf den ersten Blick nicht viel für einen Besuch zu bieten. Der Kraichgau ist bei mir immer noch eine ziemlich weiße Stelle auf meiner persönlichen Landkarte. Eine Gegend, um die man eher drum herum fährt als durch.

Folglich bin ich eher zufällig auf den „Tairnbacher Hohlenpfad“ gestoßen. Ein circa 14. km langer Rundweg rund um den Ort, der mehrere Hohlwege zu einer Tour verbindet. Hohlwege kenne ich bisher nur aus dem Kaiserstuhl. Die Jahrhunderte lange Nutzung von Wegen ließ im Laufe der Zeit den weichen Lößboden absacken. So entstanden, vereinfacht gesagt, kleine Einschnitte in der Landschaft. Täler ohne Fluss gewissermaßen. Sie bilden einen einzigartigen Lebensraum für viele Tier und Pflanzenarten. Grund für mich, den ersten gezielten Wanderausflug in den Kraichgau zu machen.


Tairnbach liegt zwischen Sinsheim und Wiesloch. Der Rundweg startet an der Kirche. Infotafeln am Wegessrand erzählen über die Entstehung der Hohlwege, deren Bedeutung für die Landschaft und von den Tier und Pflanzenarten dort. Markiert ist der Weg durch Schilder, welche an den meisten Kreuzungen zu finden sind. Grundsätzlich ist die Ausschilderung ok. Zur Orientierungshilfe ist jedoch der Info Flyer, der an den Rathäusern der Gemeinde oder im Internet zu finden ist, hilfreich.

Die Runde führt auf relativ breiten Wegen einmal rund um den Ort. Die Hohlwegpassagen sind meistens gut zu gehen. Einige sind jedoch etwas eng und zugewachsen und erfordern somit eine gewisse Trittsicherheit. Die Graswegpassagen können aber gut umgangen beziehungsweise ausgelassen werden. Die Route ist so für ziemlich jede Kondition gut zu laufen. Wer diese Hohlwege auslässt, muss jedoch nicht enttäuscht sein. Die Hügelkuppen des Kraichgaus entschädigen mit einigen imposanten Ausblicke. Mein persönlicher Höhepunkt ist der Galgenberg gegen Ende der Runde. Von dort aus hat man einen herrlichen Rundum-blick. Im Hintergrund sind der Odenwald, der Pfälzer Wald und mit etwas Glück der Schwarzwald zu sehen. Eine beeindruckende Kulisse für eine Pause. 

An dieser Stelle kann man den Weg direkt beenden. In einigen Minuten findet man sich wieder im Dorf. Wer noch Zeit und Lust hat, sollte den Schlenker jedoch mitnehmen. Es warten noch einmal zwei schöne, fast schon verwunschene Hohlwege. Spätestens dort hätte es mich nicht mehr gewundert, wenn ein Reiter mich nach einem „Beutlin“ im „Auenland“ gefragt hätte.Darin liegt auch der wirkliche Reiz dieser Tour: der Wechsel zwischen einer stark landwirtschaftlich geprägten Kulturlandschaft und diesen kleinen, ursprünglichen Oasen.

Eine wirklich schöne Runde, die relativ einfach zu machen ist. Wieder mal ein Beweis dafür, dass es auch abseits der großen und bekannten Wanderregionen vieles zu Entdecken gibt.

Auf der Internetseite der Gemeinde finden sich weitere Infos

Donnerstag, 20. September 2018

Bücherkiste


Terry Pratchett

Die dunkle Seite der Sonne

 

 


Wenn es etwas gibt, was ich nicht kann, dann ist es Bücher nicht zu Ende zu lesen. Egal ob langweilig, oder zu simpel, zu kompliziert oder schlicht verstörend. Zu klappen und einfach wieder ins Regal stellen kann ich Bücher einfach nicht. Ich muss einfach wissen, wie es zu Ende geht. Manchmal ist es dann so, dass mit dem Lesen des Buches einfach nur Zeit verschwendet habe. Dem langweiligen Anfang folgte ein langweiliger Mittelteil. Und das Ende war mit seiner überraschenden Wende und dramatischen Enthüllung vorhersehbar. Langweilig.


Dann gibt es Bücher, bei denen das durchbeißen sich lohnt. Wo einem zähen Auftakt ein Feuerwerk an Unterhaltung folgt, das man durch ein verfrühtes aufgeben verpasst hätte.
Und dann gibt es Bücher, die lassen einen doch recht ratlos zurück. Hat es sich überhaupt gelohnt, sich Seite für Seite durch zu kämpfen? Und was zum Henker habe ich da gerade gelesen?
Zu dieser Sorte gehört „Die dunkle Seite der Sonne“. Terry Pratchett ist mir hauptsächlich durch seine Scheibenwelt Romane bekannt. Etwas verschoben, etwas verrückt, aber immer lesenswert. Das war bis dahin mein Eindruck. Also, warum nicht einmal ein Roman des Autors lesen, der nicht in diesem Scheibenwelt Universum spielt?
Bei „Die dunkle Seite der Sonne“ handelt es sich im Grunde um einen klassischen Science Fiction Roman. Ein reicher Erbe entkommt knapp einem Attentat und wird in einen Sog großer Ereignisse gezogen. Begleitet von einem Roboter, verfolgt von einem Attentäter und unterstützt von einem intelligenten Planeten macht er sich auf die Suche nach der Welt der Joker. Jenem geheimnisvollen Volk, welchem man die Schöpfung des Universums nachsagt.
Klingt im Grunde originell, abgedreht und witzig. Im Grunde ist es das auch. Im Grunde. 

Nach dem ersten durchlesen jedoch war ich erst einmal überfordert. Das Buch ist quietsche Bunt und voller verquerer Einfälle. Nicht etwas verschoben. Nicht etwas verrückt. Sondern komplett. Es ließt sich in etwa wie ein durchgeknallter Bruder von „Per Anhalter durch die Galaxis“. So saß ich also da, das Buch zu Ende gelesen, und war überfordert. War es gut? Ja, schon. Hab ich es verstanden? Nein, definitiv nicht. Aber mich dabei gut amüsiert. Die nächsten zwei Lese Durchläufe haben es nicht wirklich besser gemacht. Inzwischen weis ich grob, um was es geht. Wirklich verstanden hab ich es immer noch nicht. Vielleicht bin ich zu dumm dafür. Vielleicht gibt es da aber auch einfach nichts zu verstehen. Egal. Es bleibt ein nicht ganz einfaches, vergnügliches Leseerlebnis.
Und bestätigt mich darin, Bücher weiterhin bis zum Ende durchzulesen. Egal, wie anstrengend es manchmal sein kann.

Donnerstag, 13. September 2018

Mein CD Regal


Grave Digger

Clash of the Gods

 



Heutzutage wirkt Alles irgendwie schnelllebig.Gefühlt jeden Tag erscheinen neue Serien. Neue Musiker werden im Radio rauf und runter gespielt. Eine neue Buchreihe begeistert Kritiker und Leser gleichermaßen und stellt alles davor gelesene in den Schatten. Immer neue technische Gadgets machen alles größer, besser und bunter. Dem hinterher zu kommen kann ganz schön anstrengend sein. Kaum ist man auf einen neuen Trend aufmerksam geworden und will sich damit auseinandersetzen – zack, vorbei. Der Nächste, bitte.

Aber es gibt auch noch Dinge, die sich durch Beständigkeit auszeichnen. Bei denen man immer weiß, woran man ist. Im Heavy Metal sind wohl Manowar die Ersten, die da einem in den Sinn kommen. Frei von Veränderung und Innovation haben sie konstant immer das gleiche Album, leicht variiert, rausgeklopft. Konstant und zuverlässig. Aber auch Grave Digger gehören zu der Gruppe Musiker, bei denen Innovation ganz hinten auf der Liste steht. Und dass ist auch gut so. Wo Grave Digger drauf steht, ist Grave Digger drin. Man weiß genau, was einen erwartet. Experimente? Machen andere. In den fast dreißig Jahren Bandgeschichte steht die Band für lupenreinen, traditionellen Heavy Metal. Von einem kleinen Ausrutscher Richtung Rock einmal abgesehen blieb Grave Digger von Hypes und Trends komplett unberührt. Ein Bekannter von mir hat die Band aus Gladbeck einst mit Essen gehen in einer großen Fast Food Kette verglichen. Ziemlich treffend. Man kommt rein, sieht die Karte und weiß genau, wie es schmecken wird. Egal in welcher Filiale man sich befindet. Es ist immer ok. Und manchmal, wenn man einen Burger erwischt, der frisch zubereitet ohne Umweg über die Warmhalteplatte serviert wurde, ja manchmal ist es sogar richtig lecker. Kaum ist man jedoch aus dem Restaurant draußen, erinnert man sich kaum noch daran, was genau man hatte. Burger halt. Richtig lange satt ist man davon auch selten.

So ähnlich verhält es sich mit Grave Digger. Solider Metal, der vom ersten Ton an gefällig ins Ohr und dann in den Nacken geht. Die musikalische Bandbreite ist mit schnellen Uptempo Nummern und Midtempo bangern recht überschaubar. Als Fan von klassischen Heavy Metal kann man eigentlich blind ein beliebiges Album greifen. Man wird seinen Spaß dran haben. Wirklich hängen bleiben – das macht es bei mir eher selten. Fast Food halt.
Die Alben unterscheiden sich musikalisch wirklich nur in Nuancen. Textlich sieht das schon etwas anders aus. Die Artus Sage begeistert dich? Hör in Excalibur rein. Ein Freund von klassischen Heavy Metal Hymnen? Das aktuelle Healed by Metal könnte was für dich sein. Oder doch lieber die Siegfried Sage? Rheingold ist da die CD der Wahl. Egal welches Thema sich die Band annimmt, das Grundgerüst ist immer klassischer Heavy Metal. Farbtupfer mit zum Thema passenden Elementen – Dudelsack für Schotische Sagen, Mandoline und Drehleier für Artus – sind die einzigen wirklich hörbaren Unterschiede. Somit war die Wahl eines Grave Digger Albums für meine Sammlung recht einfach. Keine musikalische, sondern eine thematische Entscheidung. Bei Clash of the Gods dreht sich alles um die griechische Mythologie. Von Kerberos und Medusa, über Troja bis hin zu Poseidons kleiner privat Fehde mit Odyseus wird hier alles abgedeckt.
Bei diesem Album greift der Vergleich mit dem Fast Food für meinen Geschmack richtig gut. Nach einem Intro, das mehr an Hamburger Seefahrer Romantik als an den Namens gebenden Fährmann erinnert, folgen bis einschließlich Clash of the Gods ausnahmslos Songs, die alle durchaus ok sind. Nur wird man das Gefühl nicht los, dass die schon ziemlich lange auf der Warmhalteplatte rumschmieren. Sie wirken wie Reste, die einfach darauf warten dass sie endlich gegessen werden. Etwas matschig und nicht mehr ganz frisch Und danach? An den Songstrukturen ändert sich nichts. Trotzdem, auf einmal fegt das Ganze taufrisch aus den Boxen. Das altbekannte Burgerezept, nur halt direkt vom Grill frisch auf den Tisch. Lecker.

Donnerstag, 6. September 2018

Aus dem Nähkästchen


Wühltisch


Samstag Vormittag. Einkaufszeit. Meine Freundin und ich sind zum Bummeln in ein großes Einkaufszentrum gefahren. Bummeln heißt, dass sie von Klamottenladen zu Klamottenladen hetzt, Unmengen an Kleiderständern durchwühlt und dabei über die heutige Mode lästert. Die Menschen wissen wohl nicht mehr, wie man sich ordentlich anzieht. Und die Hersteller liefern von Saison zu Saison seltsamere Ware. Wer glauben die soll das den bitte anziehen?
Am Ende einer Runde durch den Laden stehe ich dann voll gepackt mit „Fetzen“ und „billigen Fummeln“ da. Es ist fast überstanden. Auf dem Weg zur Kasse gibt es nur noch ein Hindernis. Der Wühltisch. Menschen können da zu Hyänen werden. Offiziell findet meine Freundin Wühltische überbewertet. Das andere Menschen stundenlang diese Dinger nach Schnäppchen durchsuchen ist ihr selbstverständlich unverständlich.
Das hält sie natürlich nicht davon ab, jedes mal an einem stehen zu bleiben. „Nur mal kurz gucken ob was dabei ist“. Dabei bekommt sie ein Glitzern in den Augen. Der Blick erinnert vage an den einer Katze, die in einer Frühlingswiese sitzt. Nach kurzer Zeit fliegen einzelne Stücke wild durch die Gegend. Dinge werden von ganz unten raus gezerrt. Mit kurzem Blick geprüft. Achtlos zur Seite geworfen. Weiter geht die Schatzsuche. Am anderen Ende des Tisches gehen zwei Damen ähnlich vor. Zeitgleich greifen beide nach dem gleichen Stück. Sie halten inne. Starren sich an. Eine lauthals geführte Diskussion, wer von beiden jetzt als Erstes dran war, folgt. Das Gespräch nimmt rasant an Schärfe zu. Es ist wohl das letzte Teil in dieser Farbe und Größe. Das Gezerre und Gerangel wird heftiger. Unbemerkt gleitet das Stück zurück auf den Tisch. Unbemerkt von den Beiden, heißt das. Blitzschnell greift meine Freundin danach, mustert es kurz. „Hübsch“, murmelt sie anerkennend. Sie dreht sich zu mir. „Ok, wir können zur Kasse“ Sie schaut kurz zu den beiden Streithänen. „Bevor sie es merken.“
Danach machen wir eine kurze Pause. Bei einer Tasse Kaffee begutachtet sie in aller Ruhe ihre Beutestücke. Sie sieht zufrieden aus. Ich trinke einen Schluck. „Weist du, ich werde deine Vorliebe für Wühltische nie verstehen“meine ich dann. „Muss so ein Frauending sein. Du ziehst das doch eh nie an“ Sie zuckt mit den Achseln. „Du musst nicht alles verstehen.“

Samstag Vormittag. Einkaufszeit. Nach einem kurzen Bummel durch einen Klamottenladen sitzen mein Freund und ich im Kaffee. Er sieht etwas genervt aus. Beschwert sich darüber, dass ich immer so lange brauche. Und dass ich nie an Wühltischen vorbeikomme. Immer diese Frauen und ihr Zwang nach Schnäppchen. Aber egal, heute habe ich keine Lust auf Streit.
„Du musst nicht alles verstehen“ antworte ich ihm. „trinke lieber deinen Kaffee aus, dann können wir noch in den Plattenladen.“ Seine Miene hellt sich sofort auf. Der halbe Kaffee verschwindet fast wie durch Magie.
Kurz darauf befinden wir uns zwischen endlos scheinenden Regalen voll gestopft mit CDs. Mein Freund geht akribisch alles durch. Dabei kann ich mir anhören, dass Musik heute nichts mehr taugt. Das die neuen Bands alle überbewertet sind. Und das diese und jene nach der dritten Platte nur noch Mist machen. Am Ende hat er den Arm voll gepackt mit Cds. Es ist fast überstanden. Nur noch der Weg zur Kasse. Mit den Wühltischen. Er stellt sich an den Ersten. Blättert Reihe nach Reihe durch. Mit Argusaugen sondiert er Bandnamen und Albumtitel. Manchmal zieht er eine CD raus. Begutachtet sie. Und steckt sie achtlos irgendwo wieder rein.Am anderen Ende des Tisches gehen zwei Herren ähnlich vor. Zeitgleich greifen beide nach dem gleichen Stück. Sie halten inne. Starren sich an. Eine lauthals geführte Diskussion, wer von beiden jetzt als Erstes dran war, folgt. Das Gespräch nimmt rasant an Schärfe zu. Es ist wohl die letzte CD. Ein Original, kein Re- Release. Das Gezerre und Gerangel wird heftiger. Unbemerkt gleitet das gute Stück zurück auf den Tisch. Unbemerkt von den Beiden, heißt das. Blitzschnell greift mein Freund danach, mustert es kurz. „Hübsch“, murmelt er anerkennend. Er dreht sich zu mir. „Ok, wir können zur Kasse“ Er schaut kurz zu den beiden Streithänen. „Bevor sie es merken.“

Donnerstag, 30. August 2018

Debutastisch


Parasite Inc.

Time Tears Down

 



Die schwäbischen Melodic Deather sind eine für mich typische JuZe Entdeckung. Eine dieser vielen kleinen Bands, die auf gemütlichen Konzerten in Clubs oder eben Jugendzentren sich immer wieder den Arsch abspielen. Ich geh auf solche Konzerte unendlich gerne. Bier und live Musik – perfekte Mischung. Das man auf dem Flyer die eine Hälfte der Bandnamen nicht lesen kann – geschenkt. Das man von denen, die man entziffern konnte, wohl auch keine Ahnung hat – egal. Im schlimmsten Fall hat man einen Abend draußen verbracht und mäßig begabten Bands beim Versuch, was auf die Beine zu stellen, beobachtet.Was durchaus unterhaltsam ist. Bisher hatte ich auch noch bei den miesesten solche Abende einen Heidenspaß.
Im besten Fall erwartet aber einen eine – positive – faustdicke Überraschung. An diesem Konzert Abend waren es eben Parasite Inc., welche angenehm wohltuend aus der Masse an soliden Schrei-Grunz-Brüll Bands raus stachen. Vom Ersten bis zum Letzten Ton hat mich die Band gepackt und meine Nackenmuskeln ganz schön strapaziert. Bühnenpräsenz, Sound, und die Musik an sich: alles hat gestimmt.
Dass dieser Auftritt kein Einzelfall war und die Band nicht einfach nur einen guten Abend erwischt hatte, davon konnte ich mich kurz darauf überzeugen. Die Band spielte wieder in einem JuZe ums Eck. Also nichts wie hin. Tatsächlich passiert es nicht so oft, dass ich gezielt auf so etwas gehe und nicht einfach nur auf gut Glück. Und wieder: eine schnörkellose, druckvolle Show.
Also ab zum Merchandise Stand und die Platte gekauft. Den eine letzte Frage stellt sich noch: funktioniert das auch auf CD? Einfache Antwort: Ja. Der Sound fegt frisch und fett aus den Boxen. Kurzes Intro, danach folgt knackiger, eingängiger Melodic Death Metal. Härte und Melodie gehen hier fast perfekt Hand in Hand. Für mich aber das Beste: der Sound. Herrlich steril, irgendwie klinisch und fast mechanisch wirkend erinnert er – vom Feeling her – an Fear Factory. Hier zeigt sich eindrucksvoll, das ein guter Sound  nicht nur bei den ganz großen Namen zu finden ist.
Die musikalische Idee der Band ist in jedem Song zu hören. Für ein Debut klingt alles schon erstaunlich ausgereift und durchdacht. Auf Albumlänge geht dann gegen Ende jedoch etwas die Luft aus. Leute, die altmodisch wie ich sind und Alben noch ab und zu in voller Länge am Stück hören, müssen da etwas Abstriche machen. Für einen Erstling gibt es jedoch absolut nichts zu meckern.
Da könnte noch Großes folgen. Und Großes hat die Band wohl auch vor. Just dieser Tage veröffentlichten sie ihr zweites Studioalbum. Ein Gig auf dem Summerbreeze Festival gab es ebenfalls. Der Boden für die größeren Bühnen und für den nächsten Schritt vom Underground zum Rockolymp ist also schon einmal bereitet.
Hier geht es zur Homepage der Band 

Donnerstag, 23. August 2018

Aus dem Nähkästchen


Euphorie


Es gibt kaum etwas Schlimmeres als Menschen, die gerade eben von etwas Neuem begeistert wurden. Wochenlang hört man von ihnen dann nur noch Sätze wie: „Das musst du dir mal anschauen!“, „So etwas habe ich noch nie erlebt!“, „Das beste was ich jemals überhaupt gesehen habe!“. Diesen folgen dann meistens stundenlange Monologe über die Vorzüge des neu Entdeckten.
Die schließlich mit dem – natürlich dezent geäußerten – Vorschlag, sich davon selber mal zu überzeugen, enden.
Bei Musik erlebe ich so etwas immer wieder. Wenn Leute von etwas emotional berührt werden, dann scheint Zurückhaltung gegenüber anderen nicht mehr zu existieren. Die ganze Welt soll wohl davon erfahren.
Zum Glück bin ich da selbst besser. Wenn ich neue Musik entdecke oder mich etwas total begeistert, dann lasse ich meine Umwelt davon natürlich wissen. Aber diskret, rücksichtsvoll und dezent. Jemanden etwas aufdrängen wollen oder ihn damit nerven? Das würde ich nie tun.

Dachte ich zumindest lange Zeit. Fakt ist aber, dass auch ich mich immer wieder von Begeisterung mitreißen lasse. Gerade bei Musik passiert das immer wieder. Meine Umgebung wird dann tagelang damit beschallt. Und ich reagiere mit totalem Unverständnis, wenn jemand nicht sofort genauso begeistert davon ist wie ich. Die anderen scheinen einfach keine Ahnung von Musik zu haben. Zum Glück haben sie ja mich dafür. Tja, Euphorie ist nun einmal so eine Sache. Die Begeisterung macht einen für viele andere Dinge blind. Zum Beispiel wie schnell man anderen Menschen damit auf den Sack geht. Oder dass man gerade eben genau das Verhalten an den Tag legt, das einen bei anderen stört.
Und was, wenn die anfängliche Begeisterung mal vorbei ist? Dann bleibt oft wenig übrig. Die Musik ist tot gehört, und nach und nach entdeckt man, warum andere Menschen sich eben nicht haben mitreißen lassen. Kleine Schönheitsfehler, welche man anfangs nicht wahrgenommen oder kunstvoll weg ignoriert hat, wachsen zu hässlichen Monstern ungeahnter Größe heran.
Ein bisschen ist es so, wie wenn in einer zwischenmenschlichen Beziehung das verknallt sein so langsam nach lässt. Sind die Hormone erst einmal wieder ruhig und das Gehirn wieder einigermaßen dienstauglich, so entdeckt man an seiner Flamme durchaus neue Seiten. Dumm ist es natürlich dann, wenn man diese gar nicht entdecken wollte. Außer einer hübschen Fassade ist dann nicht mehr viel übrig. So langsam dämmert einem, was die Kumpels einem sagen wollten. „Lass die Finger von ihr, die passt nicht!“, „Ob das mit euch gut geht?“, „Junge, die macht dich kaputt!“. Was einem vor kurzem noch wie zynische Äußerungen von Neidhammeln vorkam, erkennt man nun als gut gemeinte Ratschläge. Mit dem verschwinden der Hormone und der ersten Euphorie verschwindet oft dann auch die Beziehung. 

Manchmal jedoch passiert das genaue Gegenteil. Der Gegenüber entpuppt sich dann nicht nur als optisch leckerer Partner für lockere Abende, sondern auch noch als eine klasse Person, die auf der gleichen Wellenlänge liegt. Die Euphorie, angefacht durch die Hormone, geht einen Schritt nach hinten, und mit etwas Glück fängt dann eine Partnerschaft auf einer tieferen Ebene an.
Der Vergleich mag jetzt etwas hinken, aber mir geht das manchmal mit CDs so. Gekauft, gehört, vergöttert. Und keine zwei Wochen später im Regal verstauben lassen. Andere jedoch haben nichts von ihrem Reiz verloren. Im Gegenteil, die kleinen Macken, für die man Anfangs blind war, machen inzwischen den Reiz aus. Und so landen sie auch Jahre später noch regelmäßig im CD Player.

Donnerstag, 16. August 2018

Bücherkiste


Groschenromane: Western



Heftromane. In einer kleinen abseitigen Ecke finden sie sich überall: in Buchläden, Kiosken und Bahnhofsgeschäften. Angefangen bei Herzschmerz mit verwegenen Wikingern, romantischen Highlandern und leidenschaftlichen Ladys über unheimlichen Grußel bis hin zu Science Fiction wird so ziemlich jede Sparte der seichten Unterhaltung bedient. Jahrelang habe ich diese „Schundheftchen“ einfach ignoriert. Wenig Anspruch, wenig Qualität, wenig Unterhaltungswert: das war meine Meinung dazu. Ohne jemals eins gelesen zu haben, natürlich.
Eine eher Zufällige Begegnung mit „Peryy Rhodan“ führte aber dazu, dass ich in einige dieser Heftchen doch mal rein gelesen habe. Objekte meiner Wahl: Westernromane. Zu einem von G.F. Unger, zum anderen aus der Lassiter Reihe. Meine Meinung über Groschenhefte hat sich dabei leicht geändert. Der Anspruch und die Qualität der Geschichten ist wirklich nicht all zu hoch. Aber der Unterhaltungswert? Tja, da muss ich zugeben: der sitzt.
Durch das Heftformat sind die Geschichten wirklich gut zu lesen. Auf den Punkt gebracht und aufgrund der geringen Seitenzahl mit einem meist hohen Erzähltempo gleichen sie einer Folge Bonanza. Nur halt als Heftchen zum lesen. Durch das Format und die Länge eignen sie sich wunderbar für eine Zugfahrt. Oder für einen Lesenachmittag am Strand. Einrollen, mitnehmen. Kein Gewicht, wenig Platzverlust: die perfekten Reisegleiter also. 

Ob man jetzt Lassiter oder Unger vorzieht, ist Geschmackssache. Die mir vorliegenden Heftchen unterscheiden sich nur marginal. In beiden trifft ein einsamer Revolverheld auf eine Bande Gesetzloser und verteidigt die rechtschaffenen Bürger. Hinterhalte, Schießereien. Alles da, was ein Western braucht.
Bei Unger geht es dabei deutlich „sauberer“ zu. Der Held ist durchweg gut, ein Revolvermann aus dem Bilderbuch. Lucky Luke lässt grüßen. Sein Gegenspieler: das genaue Gegenteil. Geschickt im Schießen, aber getrieben von Gier und niederen Instinkten. Schwarz. Und weiß.
Etwas dreckiger geht es bei Lassiter zu. Eine Art James Bond des wilden Westen, der gerne mal einen trinkt. Es wird geflucht, geprügelt, und Sex gibt es auch. Der Wilde Westen hier ist um einiges rauer und schmutziger. Aber nicht weniger Klischee beladen.
Unterhaltsam fand ich beide. Aufgeschlagen, durchgelesen, mich amüsiert. Zugeschlagen. Vergessen. Wiederlesewert? Gleich null.
Aber wenn man mal keine Lust auf ein ganzes Buch hat und seinem Gehirn einfach mal eine kleine Pause gönnen will, dann lohnt sich so ein Heftchen wirklich. Schnelle Unterhaltung, wenig Tiefgang. Das mein Gehirn bei der aktuellen Dauerhitze eh gerade im Sparmodus arbeitet, sind diese Heftchen gerade eine willkommene Lektüre.


Donnerstag, 9. August 2018

Raus. Gehen.


Englischer Garten Eulbach

 



Mitten im Odenwald, zwischen Michelstadt und Amorbach, befindet sich der Englische Garten Eulbach. Angelegt im Neunzehnten Jahrhundert im Auftrag des Grafen Franz I zu Erbach Erbach ist dieser ein wahres Kleinod. Überall verteilt finden sich römische Ruinen und Säulen. Eine mittelalterliche Burgruine liegt auf einem kleinen Hügel, thront malerisch über einem hübschen See. An dessen Ufer steht eine Kapelle im neu gotischen Stil. Aber der Schein trügt. 

Es handelt sich nicht um eine alte Siedlungsstätte mit Zeugnissen aus verschiedenen Epochen. Sondern um einen Englischen Garten im Stile des Neunzehnten Jahrhunderts und der Romantik. Sämtliche Ruinen sind künstlich aufgebaut worden. Die einzelnen Teile dafür wurden von Ruinen und Ausgrabungstätten zusammengetragen und nach den Vorstellungen des Grafen wieder aufgebaut. So stammen die Steine für die Burgruine von den Ländereien des Grafen. Die römischen Ruinen wiederum sind Teile der Limes Befestigung. 
Historische Korrektheit stand bei dem Wiederaufbau weniger im Vordergrund als ästhetische Gesichtspunkte.
Ähnlich wie Schloss Neuschwanstein entstand so keine Rekonstruktion der Vergangenheit im streng wissenschaftlichen Sinn. Vielmehr hat es die Ausstrahlung einer aufwändig gestalteten Kulisse. Alles ist liebevoll konstruiert und arrangiert. Fast wie eine Art Disney Land des Neunzehnten Jahrhundert.
Genau darin liegt der Reiz der Parkanlage. An jeder Ecke gibt es Kleinigkeiten zu entdecken. Ein Spaziergang durch eine Märchenwelt.

Ebenfalls im Park befindet sich ein Wildgehege. Wildschweine, Hirsche oder Wisente lassen sich aus nächster nähe betrachten. Bänke im Schatten des alten Baumbestandes gibt es über die ganze Anlage verteilt und laden zum gemütlichen Sitzen ein. Trinken und Kleinigkeiten zum Essen gibt es im Sommer vor Ort in einem Kiosk zu vernünftigen Preisen.
Somit eignet sich der Park auch wunderbar für einen Familienausflug.

Wer danach noch etwas Zeit hat, sollte noch einen Abstecher nach Michelstadt machen. Das Städtchen im Odenwald lädt mit seinen engen Gässchen und dem imposanten Rathaus zum bummeln ein.

Infos:

Englischer Garten Eulbach, Eulbach Jagdschloß 1, 64720 Michelstadt

Preise: Fünf Euro Erwachsene, Kinder zwischen vier und sechs Jahren 1,50. 

Öffnungszeiten: Täglich 9 – 17 Uhr, im Sommer bis 18 Uhr

weitere Infos unter www.rentkammer-erbach.de

Donnerstag, 2. August 2018

Mein CD Regal


At the Gates

At War With Reality

 


„Wie jetzt? Deathmetal soll dein Ding sein, aber du hast ernsthaft noch nie etwas von At hte Gates gehört? Dann bist du voll der Mainstream Poßer!“ Solche und ähnliche Kommentare musste ich mir über Jahre anhören, wenn ein Gespräch über Musik auf die Melodic Death Metal Pioniere kam. Ja, Asche auf mein Haupt. „At the Gates“ sind jahrelang unter meinem Radar durch gerutscht. Aber wie das eben so ist, je öfter es zu mir heißt: „Das musst du hören“, umso bockiger kann ich werden. Auch deshalb hat es einige Jahre gedauert, bis ich mich an die Band ran getraut habe und die Wissenslücke schließen konnte. „At War With Reality“ viel mir beim ziellosen Stöbern im Plattenladen in die Hände. Da ich im Moment sonst nichts anderes gefunden hatte und das Cover ansprechend dezent gestaltet fand, nahm ich das Ding ungehört mit. Zeit, herauszufinden ob ich wirklich etwas verpasst habe.

Bereits nach dem ersten Durchlauf wusste ich Eines ganz sicher. Ja. Hab ich. „At the Gates“ spielen einen Melodic Death Metal auf verdammt hohen Niveau. Die Songs sind atmosphärisch dicht und kompakt geschrieben. Brachialität und Melodie gehen Hand in Hand als wäre es das Natürlichste auf der Welt. Die Band verzichtet weitestgehend auf Schnick Schnack. Die Songs sind knackig und kurz, die vier Minuten Marke wird selten gesprengt. Gerade dadurch wirkt das Ganze kompakt und wie aus einem Guss. Kurzum, das Ding ist ganz Nah dran an dem, was ich selber spielen würde. Vorausgesetzt natürlich ich hätte auch nur einen Funken musikalisches Talent.
 Wenn ich was zu beanstanden habe, dann ist es der Gesang von Lindberg.
Er verlässt sich durchgehend auf Screams, die er zwar sehr souverän vortragt. Auf Dauer jedoch wirkt das zu Eintönig und Flach. Ein paar gezielt gesetzte Growls würden dem Album gut stehen. Aber das ist Motzen auf hohem Nivau und ändert nichts an meiner Begeisterung für das Album.
Eigentlich wirklich Schade, dass ich die erst so spät entdeckt habe. Gut, „At war with reality“ erschien 20014 und war das Erste Album nach vierzehn Jahren. Die Pause der Jungs viel also genau in die Zeit, als ich mich noch hauptsächlich mit „Fire, Higher, Desire“ Metal beschäftigt habe. Alles, was irgendwie gegrunzt, geschrien oder geröchelt wurde, war für mich noch bloßer Krach.
Eine schwache Entschuldigung, ich weiß.

Aber die Wissenslücke wurde behoben, „At war with Reality“ hat den Weg in mein CD Regal gefunden. Nun kann ich beim Gespräch über Musik also auch kritisch über meinen Brillenrand schauen und dabei pseudo wichtigtuerische Sätze wie „Was? Du bist Death Metl Fan und kennst At the Gates nicht? Wie kafkaesk!“ von mir geben.

Donnerstag, 26. Juli 2018

Bücherkiste


Leonie Swann

Glennkill


Manchmal passiert es. Da habe ich genug von Drachen, Zauberern und Jungfrauen in Nöten. Keine Lust mehr auf Raumschiffe, fremde Welten und rasante Lasergefechte. Manchmal will ich einfach etwas ganz Anderes lesen. Wenn das der Fall ist, wende ich mich vertrauensvoll an meinen Bekanntenkreis und frage nach, was die denn gerade so lesen. Und so bin ich auf Glennkill gestoßen. „Du willst mal etwas anderes lesen? Dann probier das. Das ist anders.“ Mit diesem Satz habe ich Leonie Swanns Debut Roman in die Hand gedrückt bekommen. Ein Schafskrimi, ist auf dem Cover als Untertitel zu lesen. Na toll. Weder mag ich Krimis besonders gerne. Entweder ist mir die Jagd nach dem Täter mit den ganzen Irrungen und Wirrungen und falschen Spuren schlicht zu verstrickt. Oder mir geht der Ermittler auf die Nerven, der in modernen Krimis mindestens eine Macke haben muss. Je mehr, desto besser. So scheint es. Und so kriegt man nicht nur einen Krimi geliefert, sondern auch die Lebensgeschichte eines notorisch trinkenden, soziophoben, alleinerziehenden, von der Familie und Heimat abgeschnittenen Ermittler aufs Auge gedrückt. Das ist mir dann oft zu viel.

Des anderen bin ich auch kein großer Freund von Tierromanen. Wobei ich da ehrlich sein muss, dass diese Abneigung eher auf Vorurteil als auf Erfahrung basiert. Zu groß ist meine Angst, das der Perspektiven Wechsel vom menschlichen zum tierischen Blickwinkel in zuckersüßen, super flauschigen Kulleraugen Kitsch abdriftet. Deshalb habe ich – vielleicht zu unrecht - bisher weitestgehend einen Bogen um Bücher gemacht, bei denen der Protagonist mehr als zwei Beine hat.
Dementsprechend skeptisch war ich dann „Glennkill“ gegenüber. Zwei Wochen später war das Buch gelesen und meine Zweifel komplett zerstreut. Getreu dem Motto „Minus und Minus gibt Plus“ hat sich der Roman als eine unterhaltsame, kurzweilige Sommerlektüre entpuppt.


Das beschauliche Leben einer Schafherde in Irland wird eines Tages gehörig auf den Kopf gestellt. Der Schäfer liegt unter einem Baum. Mit einem Spaten in der Brust. Offensichtlich tot. Für das Leitschaf der Herde ist der Fall klar: der Spaten ist schuld am Tot des Schäfers. Niemand lebt lange, wenn er von einem Spaten aufgespießt wurde. Für ihn ist die Sache damit erledigt. Doch Miss Mapple, das klügste Schaf der Herde, ist da kritischer. Spaten machen selten Dinge von alleine. Da muss mehr dahinter stecken. Aber was? Sie und die Herde nehmen die Ermittlungen auf und entdecken dabei so manche Überraschungen.
Mörderjagd aus der Sicht von Schafen. Klingt absurd. Ist es auch. Aber Leonnie Swann gelingt dass Kunststück, dass trotz der abstrusen Ausgangslage der Roman niemals lächerlich wirkt. Die Schafe bei ihren Ermittlungen zu begleiten ist unterhaltsam und bringt einen oft zum Schmunzeln. Mit einem feinen Sinn für Humor zeigt die Autorin uns die Menschenwelt aus Schafsicht. Das ist intelligent gemacht, gut geschrieben und herrlich kurzweilig zu lesen.
Kurz nach der Lektüre stand das Buch frisch gekauft in meinem Regal. Ein unterhaltsames Buch und ein perfektes Beispiel dafür, dass ein Blick über seinen literarischen Tellerrand sich lohnen kann.