Donnerstag, 30. September 2021

in eigener Sache

Moin, der aktuelle Beitrag auf dem Nähkästchen wird erst Morgen veröffentlicht. Bin noch nicht ganz zufrieden damit 

Donnerstag, 23. September 2021

Mein CD Regal

 

Necrotted

Operation: Mental Castration

 



Gegenüber dem Vorjahr konnte ich 2021 einhundert Prozent mehr Festivals besuchen. Eines. Immerhin. Baden in Blut sei Dank. Ja, das Hauptfestival wurde wieder um ein Jahr verschoben. Aber die Jungs und Mädels aus dem Markgräfler Land haben einfach kurzerhand eine situationsbedingte Miniausgabe aus dem Boden gestampft: The Devils Plaque Round. Hut ab – nicht für das Wortspiel, sondern für die Leidenschaft und das Engagement, in so Zeiten überhaupt irgendetwas auf die Beine zu stellen. Abstand, Masken, 3 G: es hat alles wunderbar geklappt und kaum gestört. Bier, entspannte Leute und Krach von der Bühne haben da einfach zu sehr gute Laune gemacht. Einmal Festival fast wie früher.

Das Line Up war eine bunte Mischung aus Black und Death. Mit Revel in Flesh war eine meiner aktuellen Live Favoriten dabei. Und dann waren da ja noch Necrotted. Ich konnte mich dunkel daran erinnern, auf irgendeinem JuZe Festival eine richtig gute Brutal Death Metal Band aus dem schwäbischen gesehen zu haben. Ich wusste noch, dass das Logo recht schwer zu lesen war. Und der Bandname irgendetwas mit Tod zu tun hatte. Vielleicht. Deshalb war ich auf den Auftritt der Abstgmünder gespannt. Vielleicht sind sie es ja?

Ich weiß es immer noch nicht genau. Das Problem an diesen Bands ist ja so ein bisschen, dass alles recht ähnlich funktioniert. Kennst du deine, kennst du fast alle. Das tolle an diesen Bands ist, dass sie fast alle gleich funktionieren. Kennst du eine, kennst du fast alle. Somit brauchst du einfach keine Warmlaufzeit beim Konzert, nach den ersten Sekunden sind alle auf Betriebstemperatur und der voll abriss geht los. Für Live Spaß definitiv immer gut. Und Necrotted haben einfach so viel Spaß dabei gehabt, dass ich um die Platte nicht drumherum kam.

Die macht übrigens genauso viel Spaß wie Live. Auch wenn sie mit den gleichen Problemen kämpft. Brutal Death ist halt Brutal Death. Trotz einer Laufzeit um knapp dreißig Minuten rum fängt die Platte beim durch hören recht schnell an, langweilig zu werden. Gut, dass innovativste Subgenre ist es eh nicht. Muss es ja auch nicht sein. Volles Gekloppe. Direkt, geradeaus und brutal, das erwarte ich von Brutal Death. Und das bekomme ich hier auch. Handwerklich richtig gut gemacht. Punkt.

Dazu kommt noch ein ziemlich geiles Artwork. Gut, vom Stil her gefällt mir das Cover nicht ganz so gut, von seiner Aussage her aber schon. Ein Handy bzw. Tablet als OP Tisch, dazu der nette Album titel: subtil geht anders. Aber wer braucht schon subtil?

Freitag, 17. September 2021

Aus dem Nähkästchen


 Wahl und Qual

Das Schöne an einem Blog ist, dass ich als Autor so ziemlich alles tun und lassen kann, was ich will. Schreiben, worauf ich gerade Lust habe oder über die Kreise, die mein Gedanken Karussell mal wieder so dreht. Klar, man gibt seinem Blog schon grundsätzlich eine Themen Ausrichtung, an die man sich im Großen und Ganzen hält. In meinem Fall Musik, Lesen und Wandern. Wenn ich aber der Meinung bin, dass die Welt auch mal an anderen kruden Gedankengängen von mir teilhaben sollte: kein Problem. Keiner der sagt: Nein, das ist Thematisch völlig fehl am Platz! Oder: Das ist zu politisch, was sollen die Leser den denken?

Also schweife ich diese Woche inhaltlich mal wieder komplett ab. In den letzten Wochen häufen sich die Flugzettel in meinem Briefkasten, und es werden immer mehr. Von den Straßenlaternen lächeln verständnisvolle Gesichter herab. Kurze, griffige Sätze in bunten Farben werben um meine Gunst. Es ist Wahlkampf.

Oh Gott, jetzt redet er über Politik! Ja, so ist das nun einmal in einer Demokratie. Jeder darf und sollte sich am politischen Prozess beteiligen. Nicht nur, aber gerade in Wahlkampfzeiten. Dass kann jeder, wie zum Beispiel der Dunkle Parabelritter und Rezo auf Youtube demonstrieren. Damit es aber nicht nur reines Geschwurbel wird, sollte man seine Meinungen, wenn sie so spezifisch wie bei den beiden und nicht ein schnelles Gedankenpapier wie das hier sein sollen, mit Quellen und sauberer Recherche belegen.  Bringt nichts, weil die da oben eh machen, was sie wollen? Jein. Schmu treiben die Alle, und manchmal hat man wirklich das Gefühl, zwischen Pest und Cholera zu wählen. Aber: der Bundestag alleine macht ja nicht unsere Politik. „Die da oben“ haben zwar so ihre Freiheiten, aber machen, was sie wollen, können sie nur im ungünstigsten Fall. Ein Kanzler hat beileibe nicht die Machtfülle eins französischen oder US amerikanischen Präsidenten. Eine Frau Baerbock würde also nicht über Nacht alle Autos verschrotten lassen und sämtliche Eigenheime in Brandt stecken. Ein Herr Laschet würde nicht sofort 10 neue Kohlekraftwerke ans Netz bringen. Und Olaf Scholz würde nicht- tja, was auch immer diese farbloseste aller Kandidaten so am liebsten machen würde. Vor allem dann nicht, wenn im Bundesrat die Mehrheiten fehlen. Egal, was viele behaupten: aus meiner Sicht funktioniert das demokratische System hier recht gut. Nicht perfekt, aber gut. Ich glaube eher, dass viele von denen, die sich beschweren, nicht ganz genau wissen, wie es bei uns eigentlich läuft. Bundestag wissen die meisten noch, was es ist. Bei Bundesrat hört es oft auf. Gesetze macht die Partei, die gerade an der Macht ist, einfach so. Am Bürger vorbei. Alle vier Jahre brav zur Urne wackeln, mehr dürfen wir Wahlschafe nicht. Das und noch ganz Anderes kriegt man immer wieder zu hören. Liebe Leute, bevor ihr motzt, dass es hier undemokratisch sei: schaut doch erst einmal, wie das System funktioniert. Die Bundeszentrale für politische Bildung hat dazu jede Menge übersichtliches Material, sogar mit Bildchen für alle, die vom Lesen und Denken Kopfweh bekommen. Hach nein, zum Informieren habe ich keine Zeit, dass ist mir alles zu viel. Wahlprogramme lese ich auch keine, dazu fehlt mir die Lust. Das hört man übrigens auch ganz gerne mal von Leuten, die behaupten, dass es in Deutschland keine Bürgerentscheide gäbe und deshalb alles total diktatorisch ist. Zu Faul, sich alle vier Jahre mit politischen Programmen auseinanderzusetzen, dann aber bei allem direkt mitreden und entscheiden wollen? Das lasse ich mal unkommentiert. Übrigens, bei uns im Ort findet zeitgleich zur Bundestagswahl ein Bürgerentscheid statt. Voll anstrengend…

Gut, das Wahlkämpfe nicht über Inhalte, sondern über gezielte Attacken auf den Gegner geführt werden, ist nichts Neues. Dieses Jahr jedoch fällt es mir einfach nur massivst auf: plötzlich ist ein Buch, dass vorher kaum einer gelesen hat oder überhaupt wusste, dass es existiert, von größter Wichtigkeit. Abgeschrieben habe sie, die gute Frau Baerbock. Falsch zitiert! Dass die meisten der Schreihälse selber nicht wissen, wie man in wissenschaftlichen Texten zitiert, sei mal dahingestellt. Auch dass es sich nicht um eine wissenschaftliche Arbeit handelt. Es ist einfach nur ein Buch, ein inhaltlich aus meiner Sicht recht irrelevantes dazu. Das Laschet das auch gemacht hat – egal. Der Kamm ist schon geschwollen. Was dann im Internet aber zu diesem Thema zu lesen ist, hat mit Meinungsäußerung nichts mehr zu tun. Da wird beleidigt und gepöbelt. Und wenn ein Kommentar aus diesen Gründen gelöscht wir, schreien alle wieder was von Zensur und Meinungsdiktatur. Es trifft ja nicht nur Frau Baerbock, sondern so gut wie alle Spitzenkandidaten. Ich weis, das mit dem benehmen im Internet ist so eine Sache, und die Entgleisungen von Diskussionen, das raus heben aus der sachlichen auf eine persönliche Ebene ist nichts Neues. Aber so extrem wie gerade habe ich es lange nicht mehr mitbekommen. Vielleicht auch deshalb nicht, weil ich mich sonst aus Kommentarspalten fernhalte. Was ich nach der Wahl auch wieder machen werde.


Donnerstag, 9. September 2021

Bücherkiste

 

Morthon Rhue

Die Welle


„Wie konnten die Leute das nur zulassen?“. Diese Frage lässt den Lehrer Ben Ross nicht in Ruhe. Gestellt hatte sie einer seiner Schüler, nachdem sie im Geschichtsunterricht einen Film über den Holocaust geschaut haben. Betroffenheit, Unverständnis und die Überzeugung, dass so etwas hier und heute nicht passieren kann, waren die Reaktionen seiner Schüler. Und die Frage nach dem Warum. Ross muss feststellen, dass er diese nicht einfach so beantworten kann. Und entschließt sich stattdessen dazu, ein Experiment mit seiner Klasse durchzuführen. Das recht schnell eine unkontrollierbare Eigendynamik entwickelt.

„Die Welle“ von Morthon Rhue erschien 1981 und gehört zu den wenigen Schullektüre Büchern, die ich damals freiwillig, ohne Lehrplanzwang, gelesen habe. Die Geschichte über den Geschichtslehrer, der versucht seinen Schülern die Funktionsweisen des Faschismus zu erklären, ist knapp und trocken geschrieben. Dass, und die Tatsache, dass es lose auf einer wahren Begebenheit basiert, macht es zu einem der brutalsten und eindringlichsten Bücher, die ich je gelesen habe.

Zu beobachten, wie das langsame Einführen von Disziplin und Verhaltensregeln und dass schaffen einer gemeinsamen Identität erst Harmlos anfängt, dann aber immer schneller voranschreitet und dem Lehrer schließlich völlig entgleitet ist hochspannend. Lässt einen aber auch nachdenklich zurück. Denn die Frage „Wie konnte dass passieren?“ wird aus meiner Sicht nicht beantwortet. Kann sie auch gar nicht, bei so einer Katastrophe ist das „Warum“ deutlich zu komplex für eine einfache Antwort. Stattdessen wird hier recht deutlich, wie einfach und effektiv die Grundstrukturen faschistischer Bewegungen funktionieren. Aus dem Experiment des Lehrers entwickelt sich rasch eine eigenständige Bewegung. Ohne, dass er sie überhaupt mit Inhalten gefüllt hat. Stadtessen scheint der Drang des Menschen nach Ordnung, Disziplin und Zusammengehörigkeit auszureichen, um eine Bewegung zu erschaffen. Beängstigend. Und einfach Zeitlos. Faschismus und autoritäre Regime sind ja keine Geister der Vergangenheit. Zu Glauben, dass nur der primitive Mensch der 1930er Jahre auf so etwas reinfallen konnte, ist töricht. Die Überzeugung, dass das so nicht mehr passieren kann, weil wir den Faschismus durchschaut haben und wir einfach aufgeklärter, klüger und besser als die Menschen damals sind, ist vielleicht sogar schon der erste Schritt in Richtung Abgrund. Man werfe nur mal einen Blick auf die vielen Bewegungen aus dem Querdenker und Reichsbürger Spektrum an.

Man selber ist natürlich auch nicht sicher davor. Der Grundwunsch, irgendwo dazu zu gehören, ist groß bei uns. Eine Behauptung, die ich einfach mal so aufstelle. Ohne Psychologiestudium. Grundsätzlich halte ich dass auch für etwas Gutes. Eine Gruppendynamik kann durchaus ein positives Erlebnis sein. Festivals sind da ein Beispiel dafür. Oder das stehen im Fanblock. Egal wer man ist, woher man kommt, wie man aussieht: man gehört dazu. Bedenklich, wie schnell das in etwas Negatives umschlagen kann. Ja, das Buch ist aus den 1980ern. Nein, es ist nicht veraltet. Sondern genauso aktuell wie vor 40 Jahren. Leider.

Donnerstag, 2. September 2021

Mein CD Regal

 

Leaves Eyes

Vinland Saga

 


Ich weiß ehrlich gesagt nicht genau, warum. Aber in letzter Zeit höre ich viel von dem Kram, den ich mir gekauft habe, als ich Heavy Metal ganz neu entdeckt habe. Als alles noch so schön bunt und aufregend war. Man alles gekauft, geliehen und gebrannt hat, was einem in die Finger kam. Völlig Ahnungs- und Wahllos. Aber mit jeder Menge Freude.

Einiges davon ist für mich inzwischen recht belanglos. Nicht gut, nicht schlecht. Kaufen würde ich es mir so vielleicht nicht mehr. Aber ab und zu freut man sich darüber. Wiederum gibt es Dinge, die richtig gut sind und eigentlich nie aus dem CD Player verschwunden sind. Und wenn, dann zu unrecht. Sirenias „An Elixir for Existence“ ist eines dieser, vielleicht etwas ungeschliffenen, Diamanten. Und schließlich gibt es Dinge, da stellt sich mir heute nur eine Frage: Was zum Geier hab ich mir dabei Gedacht? „Vinland Saga“ gehört dazu.

Bevor jetzt das Geschrei losgeht: „Ah wie kannst du nur, Liv Kristine ist eine erstklassige Sängerin und Alex Krull einer der besten seines Faches.“ Da widerspreche ich nicht. Nur, damals kannte ich weder „Theater of Tragedy“ oder „Atrocity“. Bands, in denen Beiden jeweils zeigen, was sie künstlerisch können. Um Kunst scheint es jedoch bei dem Zweitling von Leaves Eyes nur an zweiter Stelle zu gehen. In erster Linie handelt es sich hier um ein Hochglanz Produkt, das einzig und alleine darauf abzielt, von einem Musiktrend zu profitieren und sich so die Rentenkasse aufzubessern. Was an sich ja auch völlig ok ist. Die meisten Künstler haben Bands, die Geld bringen und solche, um sich zu entfalten. Aber dass dabei dann so ein Stück beliebiger Plastik Ware raus kommt, dass ist schon eher selten.

Wir erinnern uns: 2004 hat sich dank Nightwishs „Once“ der Female Fronted Metal mit einer ordentlichen Bombast Schlagseite endgültig den Weg in den Mainstream gebahnt. Folgerichtig schossen ähnlich gelagerte Bands wie Pilze aus dem Boden. Im Musik Fernsehen waren Videos mit grimmig drein blickenden Langhaarigen und elfengleich trällernden Mädels auf Dauerrotation. Ich habe so ziemlich alles wahllos gekauft, was es in dieser Richtung gab. So hat es dann auch „Vinland Saga“ in mein CD Regal gespült. Euphorie scheint mir der einzig vernünftige Grund für dessen Besitz zu sein. Dass, und dass ich damals es einfach noch nicht besser wusste. Das Musikvideo zu "Elegy", mit dem ich erst auf die Band aufmerksam wurde, kann es nicht gewesen sein. Zumindest hoffe ich mal, dass ich das nicht gut fand. Ich habe es mir heute nochmal angeschaut, lasse es aber einfach mal unkommentiert.

Hier schmeckt einfach alles nach Kalkül. Das wurde gemacht, um Geld zu verdienen, nicht, weil man irgendwie auch nur einen Tropfen Herzblut an dieses Subgenre hängt. Man hat eine Gelegenheit genutzt. Mag sein, dass ich die Band hier ein bisschen zu hart angehe und etwas unfair bin. Vielleicht liegt es auch ein bisschen daran, dass ich inzwischen weiß, was beide eigentlich wirklich können. Aber hier wird so dermaßen nach Schema F gearbeitet, dass „Kalkül“ einfach das passendste Wort dafür ist. Alles ist auf maximale Eingängigkeit und Dramatik ausgelegt. Das geht in Ohr, setzt sich fest. Und verschwindet danach spurlos wieder. Liv Kristines Stimme geht im Bombast einfach unter. Und die Shouts von Alex Krull, die wohl zeigen sollen, dass es sich hier immer noch um harte Musik handelt, wirken einfach deplatziert und arg gepresst. Nein, ich kann wirklich nicht allzu viel Gutes abgewinnen. Selbst das Cover mit verträumt schauender Liv ist aus heutiger Sicht einfach nur Schlimm.

Alles Kernschrott also? Fast, aber mit „Farewell, proud Man“ und „Thorn“ sind zwei Songs dabei, die zwar auch durch und durch nach Plastik klingen. Aber einfach Spaß machen und sich immer wieder mal in meine Playlists verirren. Der Rest ist mit belanglos am besten beschrieben. Nach dem ich dass Photo gemacht habe, wandert die CD wieder zurück ins Regal. Zum weiter vor sich hin stauben. Warum ich sie überhaupt behalte? Einfach: Ich steh zu meiner Plattensammlung. Mit allem miefigen seltsamen Zeug, dass sich darin verbirgt. Wer weiß, wann man es mal braucht….