Freitag, 27. August 2021

Raus. Gehen.

 Orangerie Straßburg

 



Städte Tripps sind nicht zwingend so Meins. Wenn ich einen Ausflug plane, will ich etwas Ruhe und eine schöne Strecke zum laufen. Durch den Trubel einer engen Innenstadt zu schlendern ist da eher genau das Gegenteil. Dennoch, es gibt ein paar Städte, die ich immer wieder gerne Besuche. Straßburg zum Beispiel. Ja, die Innenstadt gleicht einem Bienenstock. Gerade zur Haupttouristen zeit sind die Straßen und Gassen hoffnungslos verstopft. Dank eines wirklich gelungenen Stadtmarketing ist so gut wie immer Hochsaison. Und dennoch: die moderne Hektik, der Lärm, die hin und her hastenden Massen auf der Kulisse dieser wirklich schönen Altstadt, die mit ihren Gässchen und Häuschen aussieht, als ob sie direkt aus einem Disney Film gefallen wäre, erzeugen eine für mich total schöne Atmosphäre. Und so bummel ich immer wieder gerne an der Ile entlang, sitze in einem Cafe am Münsterplatz oder lasse mich einfach durch das Petite France treiben.

Wenn es mir dann doch mal zu viel wird, ist ein Abstecher in die Orangerie das

perfekte Mittel gegen den Trubel. Etwas außerhalb, in der nähe des Europaviertels, liegt Straßburgs ältester Park. Klar, wirklich ruhig ist es hier auch nicht. Zwar sind weniger Touristen zu finden, dafür aber umso mehr Einheimische. Nicht verwunderlich, der Park bildet inmitten der hektischen Stadt eine grüne Oase. Viele alte Bäume, eine schöne Seeanlage, verwinkelte Pfade. Große Grünflächen, ein Restaurant und Spielplätze: es ist alles da, was man braucht, um mal ein paar Stunden abzuschalten.

Wenn man gemütlich schlendert, hat man in einer guten halben bis Stunde das Gelände einmal durchstreift. Der Park ist aber so verspielt angelegt, dass man auch durchaus länger drin bleiben kann und viele kleine versteckte Orte entdecken kann. Somit ist es egal, ob man nur einen kurzen Abstecher an seinem Tagesausflug nach Straßburg macht oder einen Ruhetag bei seinem Städte Urlaub braucht: wer schöne Parkanlagen mag, wird hier eine gute Zeit verbringen.

Donnerstag, 19. August 2021

Sirenia

An Elixir for Existence

 

Viel Zeit. Wenig Geld. Und jede Menge toller neuer Bands, die in den tiefen des Kaninchenbaus zu finden sind. Heavy Metal in der Schulzeit zu entdecken hat so seine Tücken. Doch zum Glück war man mit seinem etwas schrägen Musik Geschmack nicht alleine – anti sein war in 00er Jahren gerade mal wieder in. Und so haben wir in den Pausen fröhlich Musik getauscht, dank zweier toller neuer Erfindungen: MP3 und CD Brenner. Quasi die moderne Variante des Kassettentauschs. Da hat man sich dann durch gehört und dass, was einem zusagte, von seinem Taschengeld auf CD geholt. Da Speicherplatz damals noch teuer war, waren die Dateien nämlich extremst komprimiert – Hörgenuss geht anders. Aber man hat so das ein oder andere für sich entdeckt.

Wie zum Beispiel Sirenia. Auf diesem Album noch gleichzusetzen mit Tristania. Was auch immer die Trennungsgründe gewesen sein mögen, da hab ich mich ehrlich nie mit beschäftigt, musikalische Differenzen waren es sicher nicht. „An Elixier for Existence“ klingt eins zu eins wie die Sachen, die Morten mit seiner alten Band schon gemacht hat. Was definitiv gut ist, immerhin ist „Beyond the Veil“ für mich bis heute eines der besten Alben aller Zeiten. Da ist ein kleines Geschwisterchen nicht verkehrt. Im Gegensatz zu Tristania habe ich Sirenia jedoch nie auf Platte gekauft. Warum auch immer. Aus den schon genannten Qualitätsgründen ist es dann auch in Vergessenheit geraten. Was ich über die Jahre so nebenher noch von der Band mitbekommen habe, war für mich dermaßen generisch und austauschbar, dass ich das Kapitel für mich abgeschlossen hatte. Aber nun ja, ihr wisst ja, wie das beim stöbern sein kann: manchmal ist der Beifang spannender als dass, was man eigentlich gesucht hatte. Sirenia als Beweis. Ich habe bei Wom eingekauft, war eigentlich schon fertig und hab nur mal kurz noch die Vorschläge durchgescrollt. Und da war es: „An Elixier for Existence“ für schmales Geld. Da musste ich nicht lange denken, Neugierde und Nostalgie haben gesiegt.

Brachial Hart. Zerbrechlich Melodiös. Mortens harsche Vocals auf der einen Seite. Männlicher und weiblicher Klargesang auf der andern. Wut, Hass, Trauer und Euphorie. Musikalisch und textlich verarbeitet Morten hier sämtliche Widersprüche des Mensch seins. Kein Wunder, das ein 16 Jahre alter Pubertierender das gut fand. Immerhin habe ich die Welt nicht verstanden und die Welt mich nicht. Da war Musik wie diese der perfekte Begleiter.

Und was sagt mein Ich Mitte 30 dazu? Immer noch stark. Klar, auf der einen Seite spielt die Nostalgie eine große Rolle. Ob ich dass Album genauso gut fände, wenn ich es erst jetzt zum ersten mal hören würde, ist fraglich. Das liegt zu einem mal an der Produktion. Sämtliche Instrumente wurden von Morten alleine eingespielt. Dadurch fehlt für mich jegliche Dynamik, es klingt recht steril und elektronisch. Klar, das ist durchaus auch die beabsichtigte Wirkung. Aber der gewünschte Effekt geht heute an mir vorbei. Auf der anderen Seite ist es der extrem hohe Kitsch Faktor: der Einsatz von Chören und sphärischen Keyboardflächen ist enorm hoch. Aber unter diesem Zuckerguss verstecken sich einige recht solide Songs, die Geschickt mit Laut und Leise arbeiten und durchaus immer noch funktionieren. Gerade „Lithium and a Lover“ läuft regelmäßig bei mir und lässt sich einfach nicht tot hören. Somit gehört „An Elixier for Existence“ definitiv zu meinen Jugendlieben, die ordentlich gealtert sind. Schön, es jetzt auch endlich mal in sauber zu besitzen.


Donnerstag, 12. August 2021

Mein CD Regal

 

Insomnium

Heart like a Grave

 


 

45 Minuten Spielzeit. Ein Song. „Winters Gate“ von Insomnium ist nicht gerade dass, was man unter einem normalen Album versteht. Dennoch war ich damals richtig neugierig drauf. Von den Finnen hatte ich bis dahin zwar noch nicht all zu viel gehört – ja ich weiß, Asche auf mein ignorantes Haupt – aber das Konzept und die doch recht positiven Rezessionen haben dafür gesorgt, dass ich dem Teil eine Chance gegeben habe. Kurz: ich war und bin begeistert. Die 45 Minuten gehören zu dem kurzweiligsten, was ich bisher gehört habe. Alle Elemente, die Melodic Death der etwas melancholischeren Spielart – sprich eher Dark Tranquility denn At the Gates – ausmachen, sind vorhanden und mit viel Fingerspitzengefühl eingesetzt. Der Song baut einen guten Stimmungsbogen auf und nimmt einen mit auf eine dunkelbunte Achterbahnfahrt fürs Ohr. Dazu passt die Kurzgeschichte im Booklet, die uns eine Geschichte über Wikinger, Iren und eine sagenumwobene Insel erzählt. In Sachen Atmosphäre ist das definitiv großartig. Nur: wann hat man mal 45 Minuten am Stück Zeit? Mir war klar, ich brauch definitiv noch ein normales Album.

Dass es schließlich „Heart of a Grave“ geworden ist, hat nichts damit zu tun, dass ich die Diskographie anhand von Reviews und Singleauskopplungen nach dem passenden Silberling durchsucht habe. Manchmal mache ich mir tatsächlich den Aufwand, gerade wenn die Band sich mit jedem Album neu erfindet. Merkt man meistens daran, dass die Stimmen, welche „Kommerz! Ausverkauf! Früher waren die besser“ rufen mit jedem Album lauter werden. Bei Insomnium scheint dass nicht der Fall zu sein, und somit überließ ich ganz blauäugig die Auswahl Mister Zufall. Und bin durchaus glücklich damit. Der Unterschied zum Vorgänger ist zwar überschaubar, aber das ist definitiv nicht schlimm. Immerhin war das Niveau echt verdammt weit oben. Moment, habe ich gerade nicht gesagt, dass „Winters Gate“ was besonderes ist? Ja schon, aber das bezieht sich wirklich nur auf die Spielzeit und dass Ergebnis daraus. Weil Abgesehen da davon, ist für meine Ohren das Ding „Nur“ normaler Melodic Death. In Extra lang halt. Die einzelnen Elemente haben somit Zeit, ihre Wirkung zu entfalten. Wirklich neu ist auf „Winters Gate“ jedoch nichts. Auf „Heart Like a Grave“ auch nicht. Durch die Rückkehr zum gewohnten Songschema wirkt alles ein bisschen kompakter und aggressiver, weniger elegisch. Somit passt das Format dann auch einfach besser in eine Playlist. 5 Minuten Songs sind halt leider alltagstauglicher. Das war es aber auch schon an Unterschieden. Die Scheibe bietet von Aggressiv über Melancholisch alles, was Melo Death ausmacht. Stark geschrieben. Stark eingespielt. Besonders der Einstieg hat es mir angetan. „Wail of the North“ kann ich einfach nicht oft genug hören. Dennoch, im direkt Vergleich ist für mich „Winters Gate“ einen Mü besser. Die extrem lange Spielzeit des Songs macht es zwar etwas sperriger, aber wie gesagt: mit etwas Zeit und einem guten Rotwein entfaltet das Teil eine einzigartige Wirkung. Da man für so etwas aber eher selten Zeit findet, läuft „Heart of a Grave“ dennoch öfter bei mir. Klassische Hörgewohnheiten lassen sich halt nicht schnell abstellen. Es ist halt einfach alltagstauglicher. Und dennoch herrlich melancholisch. Definitiv nicht mein letztes Insomnium Album