Donnerstag, 28. Januar 2021

Aus dem Nähkästchen

 

Musik und Politik. Eine kurze Stellungnahme


Als ich vor ein paar Wochen morgens zum Frühstück einen Blick auf die Nachrichten warf, war ich nicht wirklich überrascht. Ein wütender Mob gemischt aus radikalen Randgruppen verschiedener Richtungen hat, aufgestachelt vom selbsternannten besten Präsidenten aller Zeiten, das US Kapitol gestürmt. Irgendwie war mir klar, dass Trumps Amtszeit nur mit einem spektakulären Knall Enden kann. Wie bei einem Staffelfinale einer Serie. Also hab ich mir eine Kaffee geschnappt und scrollte mich durch die Bildergalerien verschiedener Nachrichtenportale. Wütender Mob vor dem Kapitol. Wütender Mob im Kapitol. Typ mit Rednerpult unterm Arm. Jon Schaffer. Büffelmann. Moment. Jon Schaffer? Tja, auch der Mastermind hinter „Iced Earth“ und der Demon bei den Wizards – oder umgekehrt? - verteidigte aus seiner Sicht die demokratischen Grundrechte der USA. Zugegeben, auch das war nicht wirklich eine große Überraschung. Sein heiß geliebtes Südstaaten Bandana und der Pathos, der tonnenweise aus „The glorius Burden“ tropft, waren schon immer dezente Hinweise auf seine konservative Einstellung. Dennoch: ihn inmitten einem Haufen aufgebrachter Wirrköpfe zu sehen, hat mich zum grübeln gebracht. Wie geht man um mit Künstlern, deren politische Einstellung gegen die eigene geht?

Grundsätzlich ist mir diese eigentlich egal. Solange die Musik, Texte, Artwork und was sonst noch zum Erscheinungsbild einer Band frei von politischen Meinungen und Stellungsnahmen sind, ist es mir ziemlich egal ob die Bandmitglieder links oder rechts, kapitalistisch oder sozialistisch oder was auch immer eingestellt sind. Jeder von uns hat das recht auf seine eigene private Meinung – Demokratie sei Dank.

Schwieriger wird es für mich, sobald der Künstler sich öffentlich positioniert. Da ist es übrigens erst einmal egal, ob er das in die linke oder rechte Ecke macht. Das Problem ist für mich eher, dass sie eben auch Personen des öffentlichen Lebens sind und somit nun ganz einfach Menschen beeinflussen. Je nachdem, wie extrem die Herrschaften dann eingestellt sind, hab ich ein Problem damit. Kirchen anzünden, Verschwörungstheorien verbreiten, demokratische Institutionen mit Gewalt stürmen: das hat für mich alles nichts mehr mit Meinung zu tun. Und die Kunst solcher Menschen – sofern ich darüber Bescheid weiß – boykottiere ich dann. Ganz egal, ob ihre politische Meinung darin eine Rolle spielt oder nicht. Ich zahle nicht das Essen für Extremisten.

Ganz einfach ist es bei Bands, die von vorne rein als politische Band zu Erkennen sind. Bin ich eher rechts konservativ eingestellt, mache ich einen Bogen um „Ton Steine Scherben“ oder „Feine Sahne Fischfilet“. Und als linker Steinewerfer höre ich wohl kaum „Absurd“ oder „Störkraft“.

Bleiben noch die Musiker, die wirklich komplett unpolitisch in ihrer Kunst sind und öffentlich nie Stellung nehmen, aber dennoch von verschiedenen Kreisen politisiert werden. Also quasi passiv politisch sind. Nehmen wir mal an, ich bin eine erfolgreiche Countrysängerin in den USA. Ich träller über Belanglosigkeiten und klimper vor mich hin. Politik interessiert mich nicht, ich möchte nur die Menschen unterhalten und vom Alltag ablenken. Jetzt bin ich aber nun einmal hochgewachsen, blond und blauäugig. Das macht mich für den braunen Mob natürlich spannend. Zumal ich ja gute, ur amerikanische Musik mache. Aber nun ja, ich spiel ja für alle Menschen, also akzeptiere ich den rechten Rand und äußere mich nicht dazu. Das ermutigt jetzt natürlich diese Leute, und ehe ich mich versehe laufen meine Lieder auf rechtsextremen Veranstaltungen und in Hetzvideos. Was tun?

Für mich als Konsument ist in so einer Situation entscheidend, wie der Künstler auf so etwas reagiert. Das Schlimmste, was er meiner Meinung nach machen kann, ist weiterhin schweigen. Da kommt bei mir der Verdacht auf, dass man Angst davor hat, Fans zu verlieren. Und somit jede Menge Geld. Eine klare Ansage ist mir dann lieber. Selbst wenn der Künstler aus dem obigen Gedankenspiel sich auf die Seite der Rechten schlägt, ist mir das lieber, als wenn er es aus zu sitzen versucht. Klare Kante zeigen. Das zeugt von Rückgrat. Und als Kunde weiß ich wenigstens, woran ich bin.

Zurück zu Jon Schaffer. Was mache ich jetzt mit dem? Immerhin gehört „Touched by the Crimson King“ zu einer meiner absoluten Lieblingsalben. Nie wieder hören, in die Tonne treten, so wie es viele Kommentare im Internet vorschlagen? Nein, das werde ich nicht machen. Ich werde in Zukunft um sämtliche Sachen, wo er Künstlerisch seine Finger drin hat – und ich davon weiß – einen Bogen machen. Kein aufstocken meiner Sammlung mit alten CDs von „Iced Earth“ oder „Demons and Wizards“. Kein Kauf von Neuerscheinungen. Egal wie großartig und unpolitisch seine Sachen stellenweise sind – mein Geld geht einfach nicht an Wirrköpfe, so lange ich das bewusst verhindern kann. Hansi und die Jungs von „Iced Earth“ können das finanziell sicher verkraften. Das was ich bereits besitze, behalte ich und werde es natürlich auch weiterhin hören. Bin mir aber bewusst, dass der Kerl dahinter ein riesen Idiot zu sein scheint. Wegwerfen oder vernichten – davon halte ich nichts. Das zerstören von Kunst, die von Menschen gemacht wurde, die ein bestimmtes Weltbild nicht teilen, ist schon mal probiert worden.

Donnerstag, 21. Januar 2021

Mein CD Regal

Nocturnal Rites

Grand Illusion

 


Beim CD Sammlung sortieren bin ich recht einfallslos: alphabetisch, nach Interpreten. Der Vorteil: sobald man den Anfangsbuchstaben der Band weiß, hat man recht schnell den gewünschten Silberling. Der Nachteil: egal, wie viel Platz man bei jedem Buchstaben frei lässt, irgendwann kommt der Zeitpunkt, wo man zum einsortieren der neuen Beutestücke alles umräumen muss. Damit dass nicht zu häufig passiert, habe ich eine Reihe für „unsortiert“ freigehalten. Eine unverschämt fette CD Box hat diese jedoch gesprengt und mich gezwungen, meine Ordnung wieder frisch anzugehen. Das ist zeitraubend, nervenaufreibend, aber auch irgendwie schön. Weil man auch mal wieder CDs ganz zu Gesicht bekommt, nicht nur ihren Rücken beim Namen überfliegen. Da ist manches dabei, was man vergessen hat. Und sich dann, nach nochmaligem hören, fragt, warum. Ein bisschen so wie Schatzsuche.

Grand Illusion ist eine dieser vernachlässigten CDs. Ich hab die einige Zeit recht lange rauf und runter gehört, aber irgendwann einfach vergessen. Das liegt nicht daran, dass es sich dabei irgendwie um schlechte Musik handelt. Vom Opener bis zum Schluss liefern Nocturnal Rites solide Bretter irgendwo auf der schmalen Grenze zwischen Power und Heavy Metal ab.

Das Problem ist eher, dass bei mir nichts großartig hängen bleibt. Die Growls auf „Cuts Like a Knife“ lockern das Album zwar ein bisschen auf, aber zum wirklichen Aha Effekt reicht das nicht. Selbst absolute Heavy Metal Puristen werden dass kaum als erwähnenswert empfinden. So plätschert das Album ein bisschen vor sich hin, trotz zahlreicher namhafter Studiogästen. Solange die Scheibe läuft, bin ich super unterhalten. Ist die CD aus, weiß ich nicht mehr, was ich gehört habe. Keine Melodie hat sich in den Gehörgang gefressen und sich dort häuslich eingerichtet, um mir als Ohrwurm zu den unpassendsten Zeiten auf den Sack zu gehen. Aus den Ohren, aus dem Sinn sozusagen.

Da macht das wieder entdecken wenigstens wieder Spaß, es ist fast wie ein Album zum ersten mal hören. Hängen bleiben tut immer noch nichts, aber wie gesagt: beste Unterhaltung auf wirklich hohem Niveau. Das Album funktioniert am Stück ganz gut, die Skiptaste bleibt unberührt. Alles schön auf den Punkt gebracht, mit hörbarer Spielfreude aufgenommen und ohne die ganz große Klischeekeule. Wer um Powermetal immer einen Bogen gemacht hat, weil ihm die Texte zu kitschig und die Gläser in seinen Schränken zu wertvoll sind, sollte hier mal ein Ohr riskieren. Drachen werden keine getötet. Kinderreimchen mit fire, higher, desire sucht man auch vergebens. Der Sänger hat ein angenehmes Timbre und bleibt, zumindest in den Genre Grenzen, im tiefen Bereich. Immer noch hoch, aber Glasbruch ist nicht zu befürchten. 

 

Power Metal war der erste Schritt zum Langhaarigen bei mir, und hätte ich in dieser Zeit Nocturnal Rites schon gekannt, nun ich glaube ich wäre deutlich euphorischer und ich hätte sie ganz sicher nicht vergessen. Aber sie sind nun einmal eine Zufallsentdeckung, die ich zu einem Zeitpunkt gemacht habe, als ich die Büchse der Metalpandora schon ein bisschen weiter geöffnet hatte. Ein sehr kompetenter Mitarbeiter der Multimedia Abteilung einer großen Handelskette hat mir die nämlich aufgrund meines CD Stapels, der zum probe hören auf dem Pult lag, in die Hand gedrückt. Fast wie in den kleinen CD Läden. Passende Empfehlung: unspektakulär, aber durchaus eine gute und eben kitschfreie Ergänzung einer Powermetalsammlung.

Donnerstag, 14. Januar 2021

in eigener Sache

Eigentlich wollte ich Heute den gewohnten Ein Wochen Rhythmus der Beiträge wieder aufnehmen. Mit richtigem Inhalt zu den Themen Musik, Lesen, Wandern und die kleinen und großen Dinge, die mich so beschäftigen. Eigentlich.
Aber irgendwie ist gerade der Wurm drin. Eine große Gehirnschnecke sitzt wohl auf meinem Kopf. Aber die bleiben nie ewig. Hier wird es auf jeden Fall bald wieder wie gewohnt weitergehen. 
Bis dahin 
Bleibt gesund 

Donnerstag, 7. Januar 2021

In eigener Sache

Neues Jahr, alter Mist. Natürlich ist es naiv zu glauben, dass nur aufgrund einer künstlichen Einteilung der Zeit durch das ändern einer Zahl alles anders wird. Ein kleiner Teil von mir hofft trotzdem jedes Mal um 23.59 Uhr am letzten Tag im Kalenderjahr, dass es so sein könnte. Nach ein paar Tagen ist der Zauber des Neuen Jahres verschwunden und ein Blick in die Zeitung donnert einem die Realität vor den Latz. Gleichbleibend hohe Zahlen der Infektionen. Lindner will regieren. Und in den USA spinnen alle. Es geht gleich so weiter wie es geendet hat. Gut, 2020 hat sich auch mit einer Menge an Cliffhangern verabschiedet. Da bleibt keine Zeit für eine dramaturgische Pause.

Persönlich bin ich gut ins Jahr gestartet. Die Pause hat mir gut getan. Einige neue und wiederentdeckte Ideen für das Nähkästchen sind aufgetaucht. Zunächst werde ich den Wochen Rhythmus wiederaufnehmen. Ab nächstem Donnerstag erzähle ich wieder von Musik, Büchern und was immer mich sonst so beschäftigt. Ein bunter Strauß an Themen. 
Des weiteren werde ich meine Instagram Aktivität etwas verstärken.