Mittwoch, 8. März 2017

Mein CD Regal: Regicide


Regicide

Behind Your Eyes

2002

 


Ob ein Konzertabend gut wird oder nicht, das kann zu einem großen Teil von den Bands abhängen, die als Support auftreten. Sie haben die undankbare Aufgabe, ein Publikum anzuheizen, dass zum Großteil noch nie was von ihnen gehört hat und sie oft als nötiges Übel vor dem Hauptact betrachtet. Das klappt besonders dann recht gut, wenn die Vorband musikalisch grob in die gleiche Sparte einzuordnen ist wie die Hauptband. Dann kann die Stimmung recht schnell gut werden, und am Ende des Abends hat man was neues für die Musiksammlung gefunden.
Nun passiert es aber öfter, dass die Bands scheinbar willkürlich zusammengewürfelt auf Tour geschickt werden. So geschehen auf der Megadeth Tour 2007. Der Abend ging recht entspannt los, die Location war klein und gemütlich. Das Publikum bestand aus Thrashern der ersten Stunde, Dosenbier, Jeans und Kutte waren omnipräsent und die Vorfreude auf Megadeth war fast greifbar. Kurzum, die Stimmung war gut und gelöst, perfekte Voraussetzung für einen gelungenen Konzert Abend. Bis die Vorband auf die Bühne kam. Sonic Syndicate hießen die, eine junge Band, Kajal geschmückt und mit einer recht corelastigen Interpretation von Melodic Death Metal im Gepäck. Für die meisten der anwesenden Thrashern war das absolut nicht zumutbar , und so versammelte sich ein Großteil des Publikums ziemlich schnell wieder vor der Halle und im Foyer. Ich habe etwas länger ausgehalten, aber auch nach 4 Songs blieb das einzig Erwähnenswerte an dieser Band die hübsche Bassistin. Und dabei war die Band vom technischen her gar nicht mal so schlecht, Metalcore halt und das ziemlich standardmäßig heruntergedudelt. Die Thrasher waren jedenfalls eher irritiert als begeistert. Vielleicht war auch schlicht das Durschnittsalter zu hoch. Sonic Syndicate hatten jedenfalls einen extrem schweren Stand. Die Stimmung war, als Megadeth die Bühne enterten, richtig im Keller. Was auch durch eine unverhältnismäßig lange Umbaupause nicht besser wurde.

Wie es besser geht, konnte ich 2006 auf einem Schandmaul Konzert erleben. Es war mein erstes Konzert von denen und ich hatte mich schon wochenlang darauf gefreut. Die waren dann auch Live ganz gut und haben Spaß gemacht. Aber der Grund, warum ich den Abend noch so gut im Gedächtnis habe, waren sie nicht. Das lag tatsächlich an dem Auftritt von Regicide. Die sieben Musiker aus Oldenburg hatten zwar auf der kleinen Bühne ziemlich Platzprobleme und einen ähnlichen Bewegungsradius wie Sardinen in der Dose. Aber ihr Gothic Rock war eingängig, und die Band steckte mit ihrer Spielfreude das Publikum vom ersten Song ab an. Die gute Stimmung konnten Schandmaul locker halten und gegen Ende ihres Sets noch steigern, sodass es am Ende ein klasse Abend war. Und ich komplett nass geschwitzt vom vielen Tanzen und Hüpfen.
Grund genug für mich, nach dem Konzert die Band am Merchandise Stand aufzusuchen und das Demo „Behind your eyes“ erst signieren zu lassen und dann mit nach Hause zu nehmen.
Darauf befinden sich 9 Songs, die sich alle Grob dem Gothic Rock zuordnen lassen. Im Gegensatz zu vielen anderen Kapellen in dieser Sparte ist das Ganze aber grundsätzlich rockiger ausgelegt und überrascht immer wieder mit metallischen Elementen. Auch der gekonnte Einsatz der Geige sorgt dafür, dass sich die Band aus dem Mittelmaß abhebt. „A Fairys Tear“ lebt zum Beispiel vom Wechselspiel von Geige und Gitarre, dass im Mittelteil seinen absoluten Höhepunkt findet und für mich zu den absoluten Highlights der Platte gehört. Dass die beiden Sänger Timo Südhoff und Frauke Richter, einen guten Job machen und der Wechsel zwischen männlichen und weiblichen Parts in jedem Song gut gelungen ist, verkommt da fast zur Nebensache.
Für mich ist diese Demo ein persönliches Highlight, dass den Weg immer wieder in meinen CD Spieler findet. Und die sympathische Truppe war ein gutes Beispiel dafür, dass Vorbands durchaus mehr als nur schmückendes oder nervendes Beiwerk sein können.

zum Weiterlesen:
Mein CD Regal: Geäst

 

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