Donnerstag, 18. Mai 2017

Aus dem Nähkästchen: Musik. Hören.


Blick von Oben auf das Schwalbennest


Jeden Tag sind wir von Musik umgeben: sei es das Radio, welches nebenher läuft. Beim Einkaufen. Oder der nervige Jingle aus der Werbung. Oder die Musik aus Serien und Filmen. Es ist kaum möglich, einen Tag komplett ohne Musik zu überstehen. Aber wann kommt man dazu, mal bewusst Musik zu hören? Sich Zeit zu nehmen, es sich gemütlich machen und dann einfach mal bewusst Musik zu hören?
Für diesen Zweck habe ich mir eine kleine Ecke in der Wohnung eingerichtet. Mein bequemer Schaukelstuhl neben dem CD Regal, der Tisch in Griffweite für einen schönen Kaffee oder ein kühles Bierchen. Und dann abschalten und Musik hören. Theoretisch. Praktisch fällt es mir oft schwer. Irgendwas ist immer in der Wohnung, was einen ablenkt. Irgendwas fällt einem immer ein, was man noch rasch erledigen wollte. Und ehe man sich versieht, ist die Musik wieder nur zum bloßen Hintergrundgeräusch verkommen.
Um den zu entgehen, zieh ich mir immer wieder mal gutes Schuhwerk an, lade mir ein paar CDs auf den MP3 Player und suche mir eine etwas abgeschiedene Ecke irgendwo draußen. Um einfach mal ungestört und nur für mich etwas Zeit für die Musik zu haben. Zum Beispiel für das neue Album, dass man sich vor 2 Wochen gekauft und bisher noch nicht rein gehört hat. Und wie es sich für den Klischee behafteten Metaler gehört, sind diese ruhigen Plätze bei mir meistens alte Burgruinen. Oft abseits vom Schuss, schön gelegen und mit einer besonderen Atmosphäre sind sie perfekte Orte um mal ein paar Minuten abzuschalten, ein Buch zu lesen oder einfach mal nur da zu sitzen. Oder eben um sich ganz in Ruhe seiner Lieblingsmusik zu widmen.

Eine dieser Burgen ist das Schwalbennest. Der offizielle Name ist Burg Schadeck. Sie liegt im Neckartal bei Neckarsteinach und ist von einem Wanderparkplatz aus gut zu erreichen. Ein schmaler, steiler Fußweg führt vom Parkplatz den Berg hoch und bringt uns zunächst zur Vorderburg, alt Schadeck. Die Ruine stammt aus dem elften Jahrhundert, ist sehr weitläufig und recht gut erhalten. Der Bergfried ist begehbar und bietet einen schönen Blick über das Neckartal. Dementsprechend ist sie bei gutem Wetter oft überlaufen. Aber wer dem Weg etwas weiter in den Wald folgt, kommt nach ein paar Minuten Fußmarsch zum Schwalbennest. Die Ruine liegt malerisch an einem Steilhang über der Neckar. Von unten aus betrachtet biete sie einen beeindruckenden Anblick, wie sie sich kühn in den Felsen krallt. Eine Tafel am Burgtor informiert uns, dass es sich hier um die Jüngste der vier Burgen in Neckarsteinach handelt. Gebaut wurde sie um 1230. 

Aufgang zu Kernburg
Über einen kleinen Innenhof kommt man zur Kernburg, die man über eine steile Treppe betreten kann. In beiden Türmen sind kleine Räume, in denen man es sich wunderbar gemütlich machen kann. Ich setze mich gerne in eines der Fenster, genieße den Ausblick auf das Städtchen und den benachbarten Dilsberg und kann mich endlich mal in aller Seelenruhe der Musik widmen. Die Atmosphäre der Burg und das beeindruckende Panorama bilden die Perfekte Umgebung dafür. Finsterforsts doomiges Werk „Rastlos“ entfaltet hier eine wahnsinnig intensive Wirkung. Aber auch Powermetal wie von Blind Guardian passt gut an diesen Ort.
Der schon einige prominente Besucher gesehen hat. Victor Hugo lies sich hier zu einer Geschichte über die Burgherren von Schadeck inspirieren. Auch Marc Twain war auf seiner Deutschlandreise von der romantisch gelegenen Burg beeindruckt. Es ist einfach einer schöner Ort, an dem man einfach mal eine kurze Zeit ausschalten und die Welt um einen herum vergessen kann. Natürlich sind gerade zur Sommerzeit auch hier immer wieder einige Leute anzutreffen, aber es ist bei weitem nicht so überlaufen und viel ruhiger als auf der Vorderburg. Und wer nicht nur die Seele baumeln lassen will, kann auf verschlungenen Pfaden um die Ruine herum eine einzigartig schöne Landschaft entdecken.

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