Freitag, 15. September 2017

Debutastisch: Manowar

Manowar

Battle Hymns

 

 


Die ersten Metal Bands, die ich überhaupt gehört habe, gehören wohl zu den klassischen Einsteigerbands. Nightwish, Blind Guardian, Helloween. Von Manowar, die man wohl auch zu dieser Riege zählen kann, habe ich allerdings erstmals die Finger gelassen. Damals haben sie gerade „Warriors of the World“ veröffentlicht. Ein extrem kitschiges Cover, eine schnarch langweilige Single und alte Männer, die in Interviews nichts anderes machen als sich selbst zu beweihräuchern. Den Hype, der um dieses Album veranstaltet wurde, konnte ich absolut nicht nachvollziehen. Ein halbgares Album und eine Band, die in Klischees zu baden scheint - das sollte die Sensation im Metal Universum sein? Die Kings of Metal? Lauteste Band der Welt? Ganz so schlimm, wie in dem Verriss auf Laut.de beschrieben, fand ich das Album zwar auch nicht. Aber alle Punkte, welche mich an Manowar gestört haben, bringt diese Kritik herrlich überspitzt auf den Punkt. Man mag inhaltlich zwar andere Meinung sein, aber es ist ganz unterhaltsam zu lesen.

Für mich blieb es dabei. Ich hielt Manowar für einen albernen Zirkus, komplett überbewertet und ziemlich überflüssig. Jahrelang machte ich , so gut es eben ging, einen Bogen darum. Auch die ständigen Aussagen von Bekannten von mir, dass Manowar früher viel besser waren, überzeugten mich nicht. Die Paar Songs mehr, die ich inzwischen von ihnen kannte, haben mich auch nicht gerade vom Hocker gehauen. Nett und gut geeignet für Trinkspiele. Warum die Band so unglaublich erfolgreich ist hat sich mir dadurch aber immer noch nicht erschlossen.

Hat es mit dem Kauf vom Debüt übrigens auch nicht. Aber was in den frühen 2000er Jahren eine dicke Staubschicht und einen hohen Fremdschämfaktor besaß, wirkt auf „Battle Hymns“ um einiges frischer. Knackige Metal Songs, kurzweilig und ohne großen Schnickschnack. In einer Zeit, als Haarspray im Metal wichtiger war als musikalisches Talent, war das auf jeden Fall eine Besonderheit. Mit „Death Tone“ und dem Tielsong sind zwei Songs dabei, die ich richtig stark finde.
Ich besitze die Classic Rock Series Version. Das heißt, geremasterd und mit einem Artikel über die Entstehung von „Battle Hymns“ im Booklet ausgestattet. Was beim Lesen von diesem auffällt, ist dass Manowar schon mit diesem Debut das Wort Bescheidenheit in den hintersten Winkel ihres Wortschatzes verbannt hatten. Jung, wütend und komplett von Ihrem Talent überzeugt polterten sie von Anfang an gegen etablierte Bands. Als„False Metal“ bezeichneten sie die Menge an Glamrock Bands. Sie seien alle müde, kraftlos und gelangweilt. „Manowar“ wird dass alles in den Schatten stellen, ja regelrecht zerstören, weil sie hungriger und schlicht besser sind als alles andere. Typisches „Think Big“ von der ersten Minute an. Was bei einer Band, die gerade Ihr erstes Album veröffentlicht, noch sympathisch respektlos rüber kommt, wirkt allerdings mehr als zwanzig Jahre später nicht mehr so überzeugend. Manowar präsentieren sich immer noch mit der Attitüde der jungen Wilden, die sich selbst als einfach besser als der Rest betrachten. Das kann man respektieren. Oder es schlicht lächerlich finden. Aber eins muss man den Jungs zu Gute halten: sie haben ihr Ding durchgezogen. Und sind verdammt weit damit gekommen.



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