Donnerstag, 12. September 2019

Mein CD Regal


Blind Guardian

Somewhere far Beyond

 

 

 


Youtube. Der Zeitfresser schlechthin. Ich habe mich immer wieder mal darüber ausgelassen. Wie furchtbar es ist, dass man dort Minute um Minute verplempert. Das man oft Leuten dabei zuschaut, wie sie irgendetwas Halbgares erzählen. Und an Gesichtstourette zu leiden scheinen. Nur, weil man auf einen halbwegs interessanten Titel oder ein nettes Thumbnail reingefallen ist. Aber ist ja nicht so schlimm, die Dinger gehen ja nicht so lange – sie passen sich der Aufmerksamkeitspanne der Zuschauer an. Irgendwann wird das wohl auf Werbespottlänge raus laufen. Mieses oder sinnloses Video geschaut? Egal, klick einfach das Nächste. Ein reiner Zeitfresser.
Aber wie das nun einmal so ist, mit dem blinden Huhn und dem Korn: manchmal findet man auf Youtube auch Videos, bei denen man sich nicht fragt, warum zur Hölle man das geschaut hat. Unterhaltsam, oder informativ, oder beides. Und so habe ich letztens ein wirklich nettes Video über die persönlichen 10 besten Metal Alben eines Youtubers angeschaut. Danach stand ich vor meinem CD Regal und hab mir die gleiche Frage gestellt: was wären denn meine Top Ten?
Naturgemäß ist mein Blick sofort Richtung B gewandert und bei „Blind Guardian“ hängen geblieben. Die erste Metal Band, die ich bewusst gehört habe. Die mich gefesselt hat. Ganz klar, bei einer Top Ten wäre eins der Alben ganz vorne dabei. Aber welches nun?
Rein subjektiv und nur mit Bauch statt Hirn geantwortet: „Nightfall in Middle earth“. Als erstes gehörtes Metalalbum überhaupt hatte es den größten Impact überhaupt auf meinen Musikgeschmack und seine Entwicklung. Eine Menge Erinnerungen stecken darin, und jahrelang war es ein fester Begleiter. Seit ein paar Jahren fristet es jedoch ein Schattendasein, die Songs sind irgendwie durch gehört und landen nur noch selten in einer Playlist. Lieblingsalbum? Ja. Das Beste Album? Nein, eher nicht.
Der Blick fällt dann auf das zweite Album, das ich mir damals gekauft habe: „Somewhere far beyond.“
Deutlich roher als die „Nightfall“ hat sie zuerst nicht bei mir gezündet. Aber je mehr ich in die bunte Welt des Metals eingetaucht bin, je mehr die Nightfall in den Hintergrund rückte, umso öfter landete die Scheibe im CD Player. Die Begeisterung wuchs mit jedem hören.
Alles, was mir an „Blind Guardian“ gefällt, ist hier schon vorhanden. Aber während spätestens nach der „Nightfall“ die Band das Wort „Überproduziert“ neu definierte, ist hier noch der rohe Charme erhalten. „Time What is Time“, „Theater of Pain“, egal welchen Song ich mir raus picke: nicht totzuhören. Während es bei anderen Alben immer von meiner Stimmung abhängt, ob ich sie feier oder im hohen Bogen aus der Anlage befördere, kann ich Songs von der „Somewhere“ immer hören. Sogar das ganze Album. Ohne dass der Finger in Richtung Skip Taste zuckt.
Es klingt etwas rumpelig, etwas altmodisch, aber ist schlicht genial. Über die beiden Bard Song Teile muss ich gar nicht erst reden – Lobeslieder auf dieses Werk finden sich im Internet sicher genug. Da muss ich nicht auch noch anfangen, mit Adjektiven für Superlativen um mich zu werfen.
Auf dem Nachfolger „Imaginations from the Other side“ ist alles dann zwar ein bisschen feiner, besser und stimmiger. Trotzdem ziehe ich die „Somewhere“ einen ticken vor. Das wiederum nur durch den Bauch, handwerklich ist die „Imaginations“ ein gutes Stück stärker und bildet den Abschluss der Entwicklung hin zu dem Sound, den wir heute von „Blind Guardian“ kennen.
Generell bilden für mich die drei Alben - „Somewhere“, „Imaginations“ und „Nightfall“ - den absoluten Kern des Schaffens der Krefelder dar. Davor zu rumpelig und unausgegoren, danach schlicht zu ambitioniert. Viele gute Songs dabei. Aber die größten „Aha“ Momente, die fiesesten Ohrwürmer, die finden sich allesamt auf diesen Dreien. Und da ich es generell etwas rumpeliger mag, ist die „Somewhere“ für mich das Guardian Album überhaupt.
Auf einer Top Ten Liste meiner persönlichen Lieblingsalben wäre das definitiv ganz vorne dabei.

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