Donnerstag, 12. Dezember 2019

Bücherkiste


Edmond Hamilton

Captain Future

Der Sternenkaiser


Auf dem Jupiter grassiert eine furchtbare Seuche. Irdische Siedler entwickeln sich innerhalb weniger Tage zurück und verwandeln sich in prähistorische, wilde Bestien. Die Krankenhäuser sind überfüllt. Ein Heilmittel scheint es nicht zu geben. Die Unruhe unter der Bevölkerung wächst.
Der Präsident der Erde schickt seinen besten Agenten los, um die Vorfälle zu untersuchen. Bei seiner Rückkehr ist dieser auch infiziert. Er hat herausgefunden, dass die Seuche künstlichen Ursprungs ist. Über die Identität der Verursachers konnte er nichts erfahren, außer einen Namen: Der Sternenkaiser.
Die Gefahr ist Groß, die Situation hoffnungslos: Der Präsident der Erdregierung entschließt sich, den strahlendsten Helden des Sonnensystems zur Hilfe zu rufen: Captain Future. Zusammen mit dem lebenden Gehirn Simon Wright, dem Roboter Grag und dem Androiden Otho macht er sich auf zum Jupiter, um das Rätsel zu lösen.

Bei der Sternenkaiser handelt es sich um den ersten Band von Captain Future, die ab 1940 als Heftroman Reihe in den USA erschien. Die Romane bilden auch die Grundlage für die deutlich bekanntere Anime Serie aus den 1980er Jahren. Seltsame Schnitte, krude Handlungen und komische Dialoge: ohne die Erinnerung an meine Begeisterung für Captain Future als Kind wäre die Serie heute komplett unschaubar für mich. So halte ich knapp knapp eine Folge aus.
Liegt es vielleicht nur an der deutschen Filmbearbeitung, oder ist schon die Vorlage genau so seltsam? Grund genug, mir das erste Buch mal durchzulesen.


Die Geschichte an sich ist recht unterhaltsam und spannend erzählt. Tiefgang sucht man hier aber – natürlich – vergebens. Pulp Roman halt.
So ist im Captain Future Universum Alles super. Der Captain ist super intelligent, super stark und super beliebt. Die Comet ist super modern und super schnell. Die Gegenspieler sind super böse und super verschlagen. Alles super.
Der eigentliche Unterhaltungswert des Buches liegt für mich nicht in der Geschichte an sich. Hamilton beschreibt die Zukunft sehr detailreich. Den Jupiter und seine Monde bevölkert er mit allerlei seltsamen Tieren und Kreaturen. Halb intelligente Kristalle, die alles auffressen, was sich ihnen in den Weg stellt zum Beispiel. Ich finde es spannend zu lesen, wie sich Menschen früher die Zukunft erdacht haben. Wissenschaftliche Erkenntnisse von damals mischen sich mit der Fantasie und Vorstellungskraft des Autoren zu etwas, was aus heutiger Sicht herrlich anachronistisch und somit, zumindest aus meiner Sicht, herrlich sympathisch wirkt.
So ist die Gesellschaft im Future Universum auf der einen Seite deutlich weiter als wir heute. Schnelle Raumschiffe ermöglichen die Besiedlung ferner Welten, eine zentrale Weltregierung lenkt die Geschicke der Menschheit. Auf der anderen Seite wirken viele Dinge antiquiert und angestaubt. Die Comet wird nach Sicht gesteuert, von einem Bordcomputer ist nichts zu lesen. Wie auch, waren die Computer aus Hamiltons Zeit doch nur bessere Rechenschieber. Dass Potential, das in ihnen steckt, war nicht annähernd erkennbar.
Frauen kommen im ersten Band auch vor. Eine von ihnen ist sogar ausgebildete Geheimagentin. Und trotzdem, außer den Captain an zu schmachten und hysterisch zu kreischen hat sie wenig zu tun. Am klassischen Frauenbild ändert sich in dieser Zukunft also nichts.
Das ist genau das, was ich an alter Science Fiction mag: auf der einen Seite wird deutlich, was für eine Vorstellungskraft einige Menschen damals hatten. Auf der anderen sieht man aber auch, dass manche Vorstellungen und Rollenbilder so dermaßen fest sitzen, dass diese sich auch in der vorgestellten Zukunft nicht ändern. Spannend zu sehen, wo Zukunftsvisionen ihre Grenzen haben.

Was also bleibt nach dem Lesen des Romans bei mir hängen? Eine recht nette Geschichte, die deutlich mehr Sinn als die Fernsehreihe macht. Ein gutes Beispiel, wie Unterhaltung vor Fernseher und Streamingdiensten ausgesehen hat. Ein herrlich buntes Sonnensystem voller abstruser Ideen und anachronistischem Charme. 
Der Captain ist auf jeden Fall auch heute noch lesenswert. Sei es nur als Kuriosum.

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