Donnerstag, 23. April 2020

Mein CD Regal


Kontrust

Second Hand Wonderland

 




„Was zur Hölle machen die da?“. In meiner Sammlung sind „The Prophecy 23“ nicht die einzigen, welche diese Frage bei mir immer wieder aufkommen lassen. „Kontrust“ sind genauso Teil der „Wir scheißen auf Schubladen“ Fraktion und machen in erster Linie eines: jede Menge Spaß.
Die Österreicher gehören zu meinen Youtube Entdeckungen: Das Video zur Single „Sock n Doll“ wurde mir eine Zeitlang penetrant oft vorgeschlagen. Irgendwann hab ich es mir dann auch angeschaut. Was soll schon schief gehen, bei dem Songtitel?
Singende, tanzende, kiffende und kotzende Sockenpuppen: nun habe ich wohl wirklich so ziemlich Alles in meinem Leben gesehen. Dazu ein grundsolider, spaßiger Crossover Songs mit dem ein oder anderen „Was zur Hölle“ Moment. Drei Minuten Lebenszeit, die definitiv nicht verschwendet waren.

Dennoch habe ich mich lange schwer damit getan, mir das Album zu zulegen. Meine ersten musikalischen Schritte habe ich in den späten 90iger und frühen 00er Jahren gemacht. An Crossover und Nu Metal führte so gut wie gar kein Weg vorbei. Auf Samplern, im Musikfernsehen, sogar im Radio: Bands wie Guano Apes und Linkin Park prägten die Musikszene entscheidend. Und so waren sowohl die „Proud Like a god“ als auch die „Hybrid Theory“ lange Zeit tägliche Begleiter. Der Stilmix wirkte auf mich frisch und neu, außerdem war es mit Abstand das Härteste, was ich bis dahin je gehört hatte. Das Problem: immer mehr Bands kamen mit dem gleichen Sound um die Ecke, und auch meine Lieblinge brachten immer wieder nur das gleiche Album zustande. Irgendwie kam mir alles recht schnell ausgelutscht vor, der eigentlich innovative Sound schien in seiner eigenen Brühe zu kochen. Kurzum, der Halbzeitwert war gering, und nachdem der erste Wow Effekt vergangen war, habe ich schon längst was Neues entdeckt. Einzig die beiden genannten Alben haben den Test der Zeit bisher bestanden.

Deshalb war ich bei „Kontrust“ zuerst auch skeptisch. Verraucht der Aha Effekt nach einem Song? Klingt dann alles gleichermaßen gezwungen originell? Braucht es überhaupt noch neue Crossover Musik, nachdem doch schon eigentlich musikalisch alles gesagt wurde?  Nun, inzwischen hab ich mir das Album zugelegt. Und nein, der Aha Effekt bleibt bestehen. Die Grundlage ist solider Crossover, wie ihn die Apes zu ihren Anfangstagen nicht besser hinbekommen hätten. Kommt aber deutlich unverkrampfter rüber. Ich weiß, dass ist extrem subjektiv, aber auf mich wirkt bei dieser Platte absolut nichts gezwungen. Woran das konkret liegt? Schwer zu sagen, aber es fühlt sich einfach herrlich leicht an. Ein bisschen Reggae? Gerne doch. Volksmusik und Jodel Einlagen? Warum nicht. Etwas Balkan Beat? Als her damit. Hier wird genauso ohne Scheuklappen gearbeitet wie bei „System of a Down“.

Ich weiß nicht wie sie es machen, aber anstatt wildem Soundchaos dröhnt ein satter Stilmix quer durch Alles denk- und undenkbare, was die Musikwelt zu bieten hat. Für mich eines der unterhaltsamsten und überraschendsten Alben der letzten Jahre. Einfach ein großer Spaß.

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