Donnerstag, 12. August 2021

Mein CD Regal

 

Insomnium

Heart like a Grave

 


 

45 Minuten Spielzeit. Ein Song. „Winters Gate“ von Insomnium ist nicht gerade dass, was man unter einem normalen Album versteht. Dennoch war ich damals richtig neugierig drauf. Von den Finnen hatte ich bis dahin zwar noch nicht all zu viel gehört – ja ich weiß, Asche auf mein ignorantes Haupt – aber das Konzept und die doch recht positiven Rezessionen haben dafür gesorgt, dass ich dem Teil eine Chance gegeben habe. Kurz: ich war und bin begeistert. Die 45 Minuten gehören zu dem kurzweiligsten, was ich bisher gehört habe. Alle Elemente, die Melodic Death der etwas melancholischeren Spielart – sprich eher Dark Tranquility denn At the Gates – ausmachen, sind vorhanden und mit viel Fingerspitzengefühl eingesetzt. Der Song baut einen guten Stimmungsbogen auf und nimmt einen mit auf eine dunkelbunte Achterbahnfahrt fürs Ohr. Dazu passt die Kurzgeschichte im Booklet, die uns eine Geschichte über Wikinger, Iren und eine sagenumwobene Insel erzählt. In Sachen Atmosphäre ist das definitiv großartig. Nur: wann hat man mal 45 Minuten am Stück Zeit? Mir war klar, ich brauch definitiv noch ein normales Album.

Dass es schließlich „Heart of a Grave“ geworden ist, hat nichts damit zu tun, dass ich die Diskographie anhand von Reviews und Singleauskopplungen nach dem passenden Silberling durchsucht habe. Manchmal mache ich mir tatsächlich den Aufwand, gerade wenn die Band sich mit jedem Album neu erfindet. Merkt man meistens daran, dass die Stimmen, welche „Kommerz! Ausverkauf! Früher waren die besser“ rufen mit jedem Album lauter werden. Bei Insomnium scheint dass nicht der Fall zu sein, und somit überließ ich ganz blauäugig die Auswahl Mister Zufall. Und bin durchaus glücklich damit. Der Unterschied zum Vorgänger ist zwar überschaubar, aber das ist definitiv nicht schlimm. Immerhin war das Niveau echt verdammt weit oben. Moment, habe ich gerade nicht gesagt, dass „Winters Gate“ was besonderes ist? Ja schon, aber das bezieht sich wirklich nur auf die Spielzeit und dass Ergebnis daraus. Weil Abgesehen da davon, ist für meine Ohren das Ding „Nur“ normaler Melodic Death. In Extra lang halt. Die einzelnen Elemente haben somit Zeit, ihre Wirkung zu entfalten. Wirklich neu ist auf „Winters Gate“ jedoch nichts. Auf „Heart Like a Grave“ auch nicht. Durch die Rückkehr zum gewohnten Songschema wirkt alles ein bisschen kompakter und aggressiver, weniger elegisch. Somit passt das Format dann auch einfach besser in eine Playlist. 5 Minuten Songs sind halt leider alltagstauglicher. Das war es aber auch schon an Unterschieden. Die Scheibe bietet von Aggressiv über Melancholisch alles, was Melo Death ausmacht. Stark geschrieben. Stark eingespielt. Besonders der Einstieg hat es mir angetan. „Wail of the North“ kann ich einfach nicht oft genug hören. Dennoch, im direkt Vergleich ist für mich „Winters Gate“ einen Mü besser. Die extrem lange Spielzeit des Songs macht es zwar etwas sperriger, aber wie gesagt: mit etwas Zeit und einem guten Rotwein entfaltet das Teil eine einzigartige Wirkung. Da man für so etwas aber eher selten Zeit findet, läuft „Heart of a Grave“ dennoch öfter bei mir. Klassische Hörgewohnheiten lassen sich halt nicht schnell abstellen. Es ist halt einfach alltagstauglicher. Und dennoch herrlich melancholisch. Definitiv nicht mein letztes Insomnium Album

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