Donnerstag, 3. Februar 2022

Mein CD Regal

Scar Symnetry

Dark Matter Dimensions

 


 

Ich vergleiche Metal Musik ja immer gerne mit dem Kaninchenbau aus Alice im Wunderland. Man kommt rein, geht durch ein paar Räume und ehe man sich versieht, ist man ganz tief drin. Und anstelle von einem Ausgang gibt es nur immer neue Türen mit immer neuen Räumen. Manche davon gefallen einem sofort. Vielleicht etwas anders eingerichtet, aber gemütlich und heimelig. Bei anderen schlägt man die Tür einfach wieder zu. Zu krass unterscheidet sich die Inneneinrichtung vom gemütlichen Raum zuvor. Oder, um vom Bild weg zu gehen: Death Growls schrecken einen möglicherweise erst einmal ab, wenn man mit Maiden und Co angefangen hat. Aber irgendwann hat man sich satt gehört am „normalen“ Metal. Hat sämtliche Nischen des Raums erkundet. Und man schielt wieder in Richtung der unheimlichen Tür. Ist es wirklich so schlimm dort? Oder versteckt sich etwas wundervolles, neues hinter der rauen Fassade? Zum Glück gibt es Bands, die einem den Übergang in den neuen Raum vereinfachen, quasi die Tür einen Spalt öffnen, sodass man erst einmal einen Blick riskieren kann und sich langsam an das Ungewohnte herantastet. Klassisches Beispiel für die meisten von uns dürften wohl Amon Amarth sein. Bei mir: auch, aber eher Scar Symnetry.

Durch einen Heft Sampler auf die Band aufmerksam geworden, habe ich mir recht schnell das damals aktuelle Album „Pitch Black Progress“ gestolpert. Ich war sofort verliebt. Eingängig und melodiös auf der einen Seite, aber mit tiefen damals für mich bösen Growls auf der anderen Seite. Das beste aus Powermetal mit der Aggression vom Death Metal vermischt. Somit perfekt für mich, um vom Death Metal angefixt zu werden. Das Teil lief ewig rauf und runter. Und hat sich bis heute nicht ganz tot gehört. Fragt man mich nach meinen All Time Lieblingen, dass Ding ist dabei. Ein Sänger wechsel und ein paar Jahre später hab ich mir dann „The Unseen Empire“ geholt. In Sachen Eingängigkeit und Melodie wurde hier eine ganze Schippe, fast schon eine LKW Ladung voll, draufgelegt. Nicht schlecht, aber die CD hat so ein bisschen den Effekt eines Zimt Kaugummis. Schmeckt sofort richtig lecker und richtig kräftig, nur um dann nach ein paar Sekunden den Geschmack und die Textur eines Stück Pappe zu haben. Hat kurze Zeit richtig Spaß gemacht, nur um vom einen auf den anderen Moment tierisch zu langweilen. Zum einen Ohr rein, zum anderen raus. Wirklich Mehrwert hat das Teil nicht, und so staubt es gerade relativ friedlich vor sich hin.

Dann gibt es noch „Dark Matter Dimensions“. Zeitlich liegt es zwischen den beiden Alben, schon mit neuem Gesangsduo. Die Vorab Singles sind eingängige, kompakte Songs. Mehr oder weniger das Gleiche wie auf der „Pitch Black“. Sollte also ebenso schnell zünden und ähnlich Spaß machen, richtig? Falsch. Die Singles erweisen sich als bloßes Täuschungsmanöver. Abseits davon verbergen sich teilweise richtig sperrige Songmonster, die es schaffen, eine eingängige Melodie durch scheinbar willkürliche Breaks zu einer echten Belastungsprobe für das Ohr werden zu lassen. Auch wenn die Songaufteilung gut gemacht ist und die eingängigen Songs locker zwischen die Brocken gestreut sind, kann es auf Albumlänge passieren, dass mir in der Mitte der Geduldsfaden reißt und – inzwischen zwar nicht mehr physikalisch sondern per Skiptaste am MP3 Player – die CD aus dem Player quer durch das Zimmer fliegt. Zwar noch weit weg von Technical oder gar Math, aber deutlich komplexer als gewöhnlicher Melodic Death Metal. Es braucht durchaus Zeit und die richtige Stimmung, dann aber kann es richtig Spaß machen. Über die Jahre ist das Ding jedenfalls nicht langweilig geworden. Aber auch nicht wirklich zu gängig. So bleibt es meistens bei Einzelnen Songs, wie zum Beispiel das richtig Starke „Non Human Era“. Dennoch, oder gerade deswegen, halte ich es für das Beste der drei Alben, auch wenn „Pitch Black“ öfter läuft und mir besser gefällt. Liegt wohl am Nostalgiefaktor. Immerhin hat mir diese Scheibe die Tür zum Death Metal Zimmer ein kleines Stück weit geöffnet und mir einen winzigen Blick auf meinen kommenden Musikgeschmack gewährt.

Alle drei Alben zusammen in einen Ordner gestopft, Zufallswiedergabe an und auf Play gedrückt ergibt eine erstaunlich abwechslungsreiche Melodic Death Metal Mischung. Da stört dann weder das seichte noch das Sperrige.


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