Donnerstag, 12. Juli 2018

Debutastisch


Dimmu Borgir

For All Tid

 

 


Manche Bands haben es mit ihren Fans nicht einfach. Egal, was sie machen, Spot und Häme warten meist um die Ecke. Das geht meistens einher mit steigendem kommerziellem Erfolg. Gerade im Metal gilt oft die goldene Regel: je erfolgreicher eine Band und je breiter ihr Zielpublikum wird, umso angepisster ist der Die Hard Metal Fan. Kommerz und Ausverkauf Vorwürfe hat er dann so schnell zur Hand wie damals bei Frankenstein der wütende Mob Mistgabel und Fackel.
Acht Jahre nach dem letzten Album veröffentlichten Dimmu Borgir dieses Jahr ihr aktuelles Studio Album „Eonian“. Als Vorab Single wählte man das experimentelle „Interdimensional Summit“. Düster, morbide, und vom Black Metal soweit weg wie Eisbären von Pinguinen. Eine mutige Wahl. Die natürlich sofort die oben beschriebene Reaktion im Fanlager hervorrief. Ausverkauf, Verrat, Disney Metal. Früher waren die besser. Das ist der Grund Tenor der Kommentar Funktion des Videos bei Youtube.
Früher waren die besser? Ja, ganz früher. Um genau zu sein 1994, auf ihrem Debut „For All Tid“.

Auf neun Titeln wird hier Black Metal der aller feinsten Sorte zelebriert. Die Gittarren klirren kalt. Das Keyboard sorgt für eine düstere Atmosphäre. Und Shagrath krächzt, keift und röchelt sich herrlich durch seine Texte. Klargesang setzt ab und an melodische Tupfer. Das Ergebnis ist atmosphärisch dichte Musik, die immer leicht disharmonisch klingt. Black Metal eben. Für Puristen.
Und wenn man dieses rohe, wütende Stück Musik mit dem aktuellen Werk direkt vergleicht, dann liegt der Ausverkauf Vorwurf sofort auf der Hand: Songwriting, Produktion, Artwork: alles ist auf „Eonian“ sehr professionell, sehr modern und für ein größeres Publikum gemacht als eben bei „For all Tid“.
Man darf nur nicht vergessen, dass 24 Jahre Bandgeschichte und einige Alben dazwischen liegen. Die Veränderung ist keineswegs eine radikale, plötzliche Rosskur. Sondern das Ende einer langen, stetigen Band Entwicklung. Mit jedem Album hat „Dimmu Borgir“ das Terrain des puren Black Metals stückchenweise verlassen, beziehungsweise um neue Facetten und Nuancen erweitert. Ohne jemals die Basis komplett aus den Augen zu verlieren.
Ja, auch mir ist das neue Album zu sehr dunkel düster Kirmes. Roher Black Metal geht anders. Aber zum Glück haben „Dimmu Borgir“ das uns schon in Perfektion gezeigt. Also lasse ich meine verbale Mistgabel dieses Mal im Schrank, ignoriere das neue Album weg und lauf mit „For all Tids“ auf den Ohren grimmig guckend durch den Wald.

Wer das Album kennt, wird es wohl schon gemerkt haben: ich habe nur die Re Issue mit farbigem Cover. Erschienen bei Nuclear Blast. Kommerz! Ausverkauf!

Weiterlesen: Debutastisch. Gloryhammer. Higher, Fire, Desire Metal der feinsten Art

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