Donnerstag, 13. Juni 2019

Bücherkiste


Arne Lysch

Der nasse Fisch

 


Berlin 1929. Der junge Kommisar Gereon Rath wird von Köln zur Sitte nach Berlin versetzt. Kaum in Berlin angekommen, wird Rath in seiner Wohnung von einem Fremden überfallen. Zeitgleich gibt eine Leiche der Berliner Mordkommission ein verzwicktes Rätsel auf. Als Rath zwischen beiden Vorfällen eine Verbindung erkennt, ermittelt der ehrgeizige Kommissar auf eigene Faust weiter. Er sieht seine Chance gekommen, von der Unliebsamen Sitte zur Mordkommission berufen zu werden. Dabei Rutscht er immer Tiefer in einen Sumpf aus Drogen, Intrigen und Korruption.


„Der Nasse Fisch“ ist die Comic Adaption des gleichnamigen Romans von Volker Kutscher. Ein geradliniger, fast nüchterner Zeichenstil, der in den richtigen Momenten mit Details protzt, und eine trockene Erzählweise erzeugen eine passende Atmosphäre, die einen geradezu in das Berlin der 1920er Jahre eintauchen lässt.
Schulunterricht, Geo Epoche und einige Überblickwerke: mein Kontakt mit der Weimarer Republik war immer relativ nüchtern und trocken. Neben den ganzen Zahlen, Daten und Fakten hat sich bei mir besonders Eines eingeprägt: die absolute Widersprüchlichkeit der jungen Republik. Arbeitslosigkeit, Wirtschaftskrise und Hunger auf der einen Seite. Dekadenz, eine blühende Filmlandschaft und ein vor allem in Berlin sündhaftes Nachtleben auf der anderen Seite. Außenpolitische Fortschritte und zaghafte Schritte aus der internationalen Isolation standen innenpolitisches Chaos und teilweise Bürgerkriegsähnliche Zustände auf den Straßen gegenüber. Ein Tanz auf dem Vulkan.
Diese Widersprüchlichkeit fängt „Der Nasse Fisch“ wunderbar ein. Das Berlin in den unruhigen Zeiten bildet die perfekte, düstere Kulisse für den etwas verzwickten Krimiplot. Handlung und Atmosphäre haben mich komplett überzeugt. Eine wunderbare Comic Adaption, die mich auf die Romane neugierig macht.
Übrigens, wem die Handlung bekannt vorkommt: Der Roman war ebenfalls die Vorlage für die Serie „Babylon Berlin“. Bei seinem Werk handelt es sich aber laut dem Zeichner nicht um den Comic zur Serie, sondern um eine davon komplett unabhängige Adaption, die einfach nur zeitnah erschienen ist.

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