Donnerstag, 11. Juli 2019

Bücherkiste


John Vornholt

Star Trek: Deep Space Nine

Antimaterie

 


Jeder dürfte sie haben. Serien aus Kinder und Jugendtagen, die einen Jahrelang begleitet haben. Mal mehr, mal weniger. Zwischenzeitlich hat man sie auch mal komplett aus den Augen verloren. Aber egal wie alt man ist, irgendwann stolpert man wieder über sie drüber. Und ist wieder so begeistert wie damals, als man sie entdeckt hatte. Sei es, weil es wirklich gute Serien waren. Oder einfach nur aus Nostalgie.

Bei mir ist es das Star Trek Franchise, das mich nie ganz losgelassen hat. Und zwar aus beiden Gründen. Zu einem sind die 4 Serien, die mich damals einen Großteil meiner Lebenszeit gekostet haben – namentlich sind das Next Generation, Deep Space Nine, Voyager und das hässliche Entlein Enterprise – mit das Beste, was jemals an Science Fiction über die Bildschirme geflimmert ist. Ein Dichtes Universum, spannende Unterhaltung, aktuelle gesellschaftliche Probleme durch den Eulenspiegel behandelt. Dazu verstanden die Macher es, die einzelnen Serien lose Miteinander zu verknüpfen. Der Konflikt zwischen Cardasianern und Bajoranern zum Beispiel, welcher in Next Generation aufgebaut wurde, bildetet eine Grundlage für die Hintergrundgeschichte von Deep Space Nine. Dort wiederum wurde die Rebellion einiger Föderationsangehöriger thematisiert, die der Grund für die Voyager ist, sich in die sogenannte „Badlands“ Region auf zumachen. Von wo sie schließlich auf die andere Seite der Galaxie geschleudert wird und sich zusammen mit einer Gruppe Rebellen den Weg nach Hause frei kämpfen muss.
Das sind die Gründe, warum ich auch heute noch, auch ohne die rosarote Fanbrille, viele Folgen der Serien mit Freude anschauen kann. Trotz der vielen Schwächen, die Star Trek eben auch hatte. Viele Füllfolgen mit seltsamen, verwirrenden oder schlicht belanglosen Handlungen. Logik Lücken. Technik- Deus- Ex- Macchina. Auf der Voyager zum Beispiel fallen ohne jeden ersichtlichen Grund immer die Systeme aus, die gerade benötigt werden. Transporter, Warp Antrieb, Waffen. Alles anfälliger als die Hydraulik in alten Citroens. Irgendjemand an Bord füttert wohl Gismo noch nach Mitternacht.
Damals habe ich eh darüber hinweg gesehen, sofern es mir den überhaupt aufgefallen ist. Von dem Punkt an, als ich das erste mal den strengen, kahlköpfigen, englischen Franzosen und den mürrischen Hünen mit der zerfurchten Stirn im Nachmittagsprogramm gesehen habe war ich begeistert. Ich habe alles, was Star Trek hieß, gesehen, gespielt, gebastelt und gelesen. Und das war jede Menge. PC Spiel, Bücher, Modelle: das Franchise wurde gemolken bis es qualmte. Ein Großteil der Zeit und des Taschengelds meiner Jugend waren die dankbaren Opfer der Star Trek Maschinerie.
In Zuge dessen hatte ich auch einen Haufen Romane aus sämtlichen Trek Serien. Alle Tausendmal gelesen. Als aber über die Jahre die Begeisterung immer mehr nachließ, hat die Sammlung nach und nach abgebaut. Mit jedem Umzug oder Ausmisten verschwanden mehr Bücher, um Platz für Neues zu machen. Genau wie bei den Fernseh Serien reichte die Qualität der Bücher von Hui zu Pfui. Am Ende blieben nur noch eine kleine Anzahl Bücher übrig. Antimaterie ist das einzige davon, welches nicht im Keller, sondern im Bücherregal wohnen darf.

Auf Bajor gibt es Grund zu Feiern: nach der Besatzung durch die Cardasianer wird endlich wieder ein Raumschiff gebaut. Es fehlt nur noch die Antimaterie für den Antrieb. Der Konvoi wird jedoch von einer bajoranischen Splittergruppe überfallen, die damit ins Wurmloch in den Gamma Quadranten verschwindet. Sisko, Odo und Dax machen sich an die Verfolgung. Sie finden einen Handelsplaneten, auf dem Geld, Gier und Intrigen Herrschen. Und ein intelligentes, insektenähnliches Schwarmbewusstsein.

Bei Antimaterie handelt es sich um einen eigenständigen, in sich geschlossenen Roman. Zeitlich ist er in der ersten Staffel angesiedelt. Ob er auch ohne Star Trek Kentnisse als reiner Science Fction Roman lesbar ist, kann ich nicht sagen. Dazu bin ich zu sehr geschädigt. Aber die Handlung ist in sich geschlossen, sodass bis auf ein paar Namen eigentlich alles verständlich ist.
Politische Intrigen, hinterhältige Ferengi und der unbekannte Sektor hinter dem Wurmloch: in diesem Roman ist alles, was die Spannung der ersten Staffel Deep Space Nine ausmacht, vorhanden. Und geschickt zusammen gerührt. Abgesehen von ein paar vor Pathos triefender Dialoge, die nun einmal zu Star Trek gehören, ist es unterhaltsam und spannend geschrieben. Auch nach mehrmaligem lesen eignet es sich immer noch als kleiner Unterhaltungshappen zwischendurch. Ganz wie die Serie.

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