Donnerstag, 7. Mai 2020

Aus dem Nähkästchen


Corona. Ich hab immer noch die Krise


Tja, es war zu erwarten. Der Festivalsommer verschiebt sich um ein ganzes Jahr nach hinten. Vom großen Riesenfestival bis zum kleinsten Underground Acker – alles dicht. Erwartbar. Verständlich. Trotzdem Scheiße.


Schlammopfer 2013
Klar, unterm Strich ist die komplette Absage aller größeren Veranstaltungen eine vernünftige Maßnahme. Ganz egal, ob man der Meinung ist, dass da mit Kanonen auf Spatzen geschossen wird.Wenn man das ganze Festival über misstrauisch seine Mitmenschen beäugt und jedes Husten, Räuspern und Niesen mit Argusaugen beobachtet anstatt einfach Sonne, Bands und Bier zu genießen, dann kommt einfach keine entspannte Atmosphäre auf. Und ob das Risiko, infiziert zu werden, dass bisschen Spaß wert ist, ist eh fragwürdig.

Ich hab es die letzten Wochen immer wieder erwähnt, und ich mache es wieder: für mich und die meisten anderen von uns ist es einfach nur ärgerlich. Keine Moshpits bei brennender Sonne. Keine bierseligen Runden mit Menschen, die man nie gesehen hat. Und nie wieder sehen wird. Keine bescheuerten Suff Aktionen mehr, Sinn- und Hirnbefreit. Gut, letzteres ist vielleicht sogar eine gute Sache.
Ärgerlich. Man hat sich ja wie ein Kind auf seine Schultüte darauf gefreut.

Ärgerlich ist aber nun mal immer noch besser als „Existenzbedrohend“. Und dass ist es nun einmal für alle, die irgendwie in der Unterhaltungsbranche ihr Lebensunterhalt bestreiten. Sei es so offensichtliche Berufe wie Musiker, Veranstalter oder die ganzen anderen, nicht ganz so präsenten Berufe wie Techniker, Logistiker und was es noch so alles braucht, um ein Festival auf die Beine zu stellen. Es sind mehr, als man sich im ersten Moment vorstellt. Für die alle ist es richtig beschissen.
Was also tun? Nun, ich wühl mich immer noch durch Bandcamp und bestell ein paar CDs von Bands, die ich so noch gar nicht auf dem Schirm hatte. Von „The Prophcy23“ hab ich mir anstatt der geplanten Konzertkarte eine ihrer Sporthosen gekauft. Im schicken, stilsicheren grün. Fresh halt. Tickets gebe ich nicht zurück. Klar, das ist nicht viel, und wird die Branche ganz sicher nicht retten. Aber es ist das, was ich nun mal machen kann.
Und es gibt noch mehr andere Ideen – Bands, Labels, Künstler: viele werden gerade richtig kreativ und versuchen mit Streaming Konzerten, extra Merch – Gesichtsmasken sind wohl gerade aus irgendeinem Grund der Renner – Spendenkonten und zig anderen Ideen die Katastrophe ein bisschen ab zu federn. Wer also helfen will und nicht weis wie – einfach mal ein bisschen im Internet stöbern.

Ansonsten bleibt nur noch, auf das nächste Jahr zu hoffen. Anstatt frisch gezapftes Bier und Freilicht Konzerte gibt es bei mir im Moment Dosenbier und Konservenmusik an einem ruhigen, sonnigen Fleckchen. Auch ganz schön. Klar, die soziale Komponente fehlt ein bisschen, aber man kann auch mit sich alleine und seinen Stimmen im Kopf Spaß haben. Bis zu dem Punkt, wo es gruselig wird und man wieder nach Hause geht.
Es bleibt dabei: hoffentlich ist bald alles wieder ein Stückchen normaler.

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