Donnerstag, 22. Februar 2018

Mein CD Regal: Disillusion


Disillusion

Gloria

 




Manche Bands machen es einem recht einfach, sie zu entdecken. Sie bringen im ein bis zwei Jahres Rhythmus Alben raus, touren damit durch jede Stadt, die groß genug für einen Wikipedia Eintrag ist. Die eine Hälfte des Albums bekommt ein klassisches Musikvideo, wahlweise in einer alten Fabrikhalle, einer von Deutschlands zahlreichen Ruinen oder irgendwo im Wald. Oder alles zusammen. Der Rest wird mit einem Lyric Video mit Bildern aus dem Booklet veröffentlicht. Und dann geht es auf Heavy Rotation in den sozialen Medien.
Man kommt kaum drumherum, egal ob es musikalisch nur Durchschnittsware oder ein richtiges Schmankerl ist.
Andere Bands wiederum finden komplett am Rande der öffentlichen Aufmerksamkeit statt. Alben werden gemacht, wann es passt. Konzerte sind sporadisch über das Jahr verteilt. Ein Musikvideo? Ja, kann man schon mal machen. Solche Bands sind etwas schwerer zu finden. Umso größer die Freude, wenn man sie dann entdeckt und merkt, was für ein musikalische Kleinod man da gefunden hat.

Eine dieser Entdeckungen ist „Disillusion“. Bereits 1994 gegründet, erschien mit „Gloria“ 2006 das erst Zweite Studioalbum der Leipziger. Auf die Band bin ich eher zufällig gestoßen. Das klassische Musikfernsehen lag damals in den letzten Zügen und siechte nur noch mit schlecht synchronisierten oder schlecht kopierten Realityshows vor sich dahin. Das Internet lernte gerade erst richtig laufen, die ersten Bands lernten noch die Möglichkeiten  für sich zu nutzen. Neue Musik zu entdecken war zu dieser Zeit schwerer. Sehr hilfreich waren damals die klassischen Musikmagazine. Neben Reviews, Bandstories und Konzert Reviews versorgten sie einen auch mit Sampler CDs. Gerade diese waren wunderbar geeignet, um sich einen Überblick und Höreindruck der aktuellen Neuerscheinungen zu verschaffen. Sind es für mich auch Heute noch ab und zu.
Auf solch einem Tonträger entdeckte ich Disillusion. Neben altbekannten Bands und abgeschmackten Kopien der Kopie fiel der Song „Don´t go any further“ auf diesem komplett aus der Reihe und weckte mein Interesse. Kurz darauf hielt ich das Album in den Händen. Und was soll ich sagen? Ich war begeistert. „Disillusion“ spielen - Musik. Metal, irgendwie. Wie schwer das einzuordnen ist, zeigt der Wikipedia Eintrag recht Eindrucksvoll. Zitat: „Die Band bewegt sich stilistisch zwischen Black-, Death-, Progressive-, Alternative- und Thrash Metal.“ Kann man so sagen und man ahnt, dass ich nach dem ersten durch hören etwas ratlos war. Eine dunkelbunte Mischung der verschiedensten Elemente, garniert mit elektronischen Elementen und Soundeffekt Spielereien, die dem Hörer eine gewisse Portion Aufmerksamkeit abverlangen. Der Gesang hält sich angenehm im Hintergrund, erinnert oft an Spoken Word Passagen und ist mit Effekten ausgeschmückt. Die Stimme wirkt so mehr wie ein weiteres Instrument, dass sich perfekt in das Bandgefüge einpasst.
Wenn man sich Zeit für das Album oder einzelne Stücke nimmt und sie ganz bewusst hört, funktioniert das wunderbar. Trotz der melancholischen Grundstimmung schafft es die Musik, einen irgendwie zu verzücken. Hört man eins der Lieder aber unerwartet, zum Beispiel dank der Zufallswiedergabe des MP3 Players, kann das einem schon mal irgendwie den Tag ganz schön vermiesen und die Stimmung ganz tief in den Keller ziehen. Dementsprechend läuft „Gloria“ nicht all zu oft bei mir.
Das Album bietet keine leichte Kost, ist aber definitiv ein Kleinod, welches ich in meiner Sammlung auf keinen Fall missen möchte.
2016 erschien mit der Single „Alea“ ein weiteres Lebenszeichen der Band. Eine Ankündigung für ein drittes Studioalbum folgte. Man darf gespannt sein.

Hier geht es zur Homepage der Band 


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