Donnerstag, 29. März 2018

Debutastisch


Babymetal

Babymetal

 

 

 


Wenn vor ein paar Jahren einem die Gespräche in der Metal Kneipe ums Eck zu fade waren, musste man einfach nur das Wort „Babymetal“ in den Raum werfen. Kurz darauf hatte man eine hitzig und scharf geführte Debatte über die Band und den Teufel Pop Musik allgemein. Ähnlich ruppig und lebhaft ging es in den unterschiedlichsten Internetplattformen zu. Befürworter und Gegner der drei japanischen Mädels diskutierten aufs heftigste. Das ziemlich oft auf einem Niveau, welches mit „unter der Gürtellinie“ recht harmlos beschrieben ist. Verbale Pupu Haufen wurden zwischen den Lagern hin und her geworfen.
Eigentlich gehen solche Internetphänomene oft an mir vorbei. J Pop Bands erreichen so gut wie nie mein Radar. 

Babymetal hab ich kurz vor dem erscheinen des Debuts und dem damit verbundenen Trubel eher zufällig bei Youtube entdeckt. Das Video zu „Headbangers“ wurde mir vorgeschlagen, und ich habe es halt mal angeklickt. Zu sehen und hören waren drei recht junge Asiatische Mädels, die eine Jpop Tanzchoreo zu einer ziemlich abgefahren klingenden Mischung aus modernen Metal und Radio tauglichen Pop tanzten. Angesehen, lustig gefunden und vergessen.
Kurze Zeit später drängten sie sich mir aber mit aller Macht wieder auf. Die gewaltige Marketingmaschine hinter Babymetal war ins Rollen gekommen. Kaum ein Star der Rock und Metal Szene, der sich nicht mit ihnen ablichten ließ. Unendliche Reviews, Interviews und Berichte in sämtlichen Musikmagazinen. Jede Menge neues Video Material auf Youtube. Und eben die vorher angesprochene Diskussion in der Szene. „Babymetal“ war überall, ein drumrum kommen so gut wie unmöglich.
Aber was ist denn mit den Mädels los? Wieso schafft es dieser doch recht simple Pop- Metal Misch, die Gemüter so zu erregen? Die einen Feiern es als die Neuerfindung der Musik überhaupt, das nächste große Ding, an denen sich alles andere kommende Messen muss. Die andere Seite sieht in Babymetal das Ende der Szene. Die erdrückende Macht und Kontrolle der Musikindustrie, die sich anschickt, das kleine gallische Dorf des Heavy Metal zu stürmen und endgültig in den Popmusik Bereich aufzuschlürfen.
Grund genug für mich, dem Debutalbum eine Chance zu geben. Der erste Eindruck wird bestätigt. Pop Musik und Metal werden scheinbar willkürlich zusammengesetzt. Gut gemacht, satt produziert und knackig auf den Punkt. Gute Musik, nicht mehr, nicht weniger. Warum also die ganze Aufregung? Das dürfte weniger an der Musik an sich liegen, sondern vielmehr der Tatsache geschuldet sein, dass „Babymetal“ nun einmal keine „natürlich“ gewachsene Band ist. Vielmehr handelt es sich hier um eine komplett gecastete J Pop Group. Eine Band, die anstatt sich von unten nach oben zu arbeiten von Anfang an die Macht und den Einfluss großer Musikonzerne hinter sich hat. Ein künstliches Produkt, perfekt durchdacht von vorne bis hinten. Hier wird nichts dem Zufall überlassen. Die Musik ist von absoluten Profis den Mädels auf den Leib geschrieben worden. Hier ist nichts zu viel, nichts zu wenig. Die scheinbare Mischung aus Metal und Pop erweist sich auf den zweiten Blick als nicht viel mehr als altbekanntes im neuen Gewand. Die Biedermeier Version einer Revolution. Für eine Szene wie den Heavy Metal, welche sich immer selbst als Gegenpol zu dem Einheitsbrei der großen Musikindustrie Maschiene betrachtet, ist dass natürlich ein Schlag ins Kontor. Und der Grund, warum Babymetal so ein Reizthema sind. Alles, wofür der Metal stehen will, wird hier mit den Füßen getreten. Frech werden Musik und Stilmittel genommen und in das bestehende J Pop Konzept eingefügt.
Eine Heavy Metal Band ist das nicht. Aber eine extrem gute Pop Band. Die eben mal andere Elemente verwendet. So wie damals„Nu Pagadi“. Nur in gut.
Und gerade deshalb für mich eines der spannenderen Debut Alben der letzten Jahren. Nicht wegen der Musik an sich. Diese klingt nur beim Ersten hören neu und frisch. Ist der Aha Effekt erst einmal verpufft, bleibt nicht mehr viel übrig. Als Farbtupfer in einer Rock\Metal Playlist taugt es jedoch allemal.
Vielmehr liegt es an der Diskussion, welche Babymetal losgetreten haben. Zumindest kurzzeitig wehte so ein frischer Wind durch die leicht Staub bedeckten Hallen des Heavy Metal. 


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