Donnerstag, 11. Oktober 2018

Mein CD Regal


Stratovarius

Infinite

 

 

CD Wühltische. Für mich ähnlich verlockend wie die Straßenlaterne für eine Motte. Brauchen tut man ja nichts. Meistens ist eh nichts für meinen Geschmack dabei. Aber was schadet schon ein kleiner Blick? So habe ich schon einige Stunden Lebenszeit mit dem wühlen durch den Ramsch der Musikgeschichte verbracht. Immer darauf hoffend, unter dem ganzen Schmutz eine Perle zu finden.

Man fühlt sich dabei ein bisschen wie Indiana Jones. Furchtlos kämpft man sich Schicht für Schicht durch die Helenes, Fosters und Amigos der Musikindustrie. Trägt Schicht für Schicht Unrat aus leblosem Plastik Pop und liebloser Stangenware ab. Um dann vorsichtig ein verborgenes Schmuckstück zu bergen.
So findet sich, begraben unter Tonnen von Andreas Gabalier Alben und Ballermann Samplern durchaus mal eine alte Scheibe von Death. Oder eine Slayer Scheibe kuschelt einträchtig mit der Berg und der Fischer.
Mein letzter Wühltisch Fund: Stratovarius 2000er Album „Infinite“. Für mich alleine schon deshalb spannend, weil die erste „Elements“ CD der Finnen zu den allerersten Metal Scheiben, die ich mir vom eigenen Geld gekauft habe, gehört. Später kam noch Teil zwei dazu. Damit war mein Bedarf erst einmal gedeckt. Gute Band, guter Sound. Powermetal der schnellen Gangart. Viele Gitarrenläufe, viele Keyboard Parts und jede Menge Soli Duelle. Das Ganze mit gut gesetzten Orchester Arrangements abgestimmt. Dazu noch ein Sänger, dessen Tonlage zwar etwas gewöhnungsbedürftig ist, aber von der Gesangstechnik her so ziemlich Alles, was ich bisher gehört habe, in den Schatten stellt. Definitiv eine Band, die in meine Sammlung gehört. Aber komplett alles? Nein, eigentlich nicht. Dazu ist es mir auf Dauer doch etwas zu Kitschig. Die altbekannte Kariesgefahr beim hören von Powermetal. 

Als die Infinite dann vor mir auf dem Wühltisch lag, konnte ich trotzdem nicht widerstehen. Und bin auch ganz froh darüber. Ein wirklich gutes Album. Mit „Hunting High and Low“ und „Infinity“ befinden sich zwei richtig starke Songs darauf. Auch der Rest ist – im besten Sinne – Grundsolide. Als Fan der Band oder Freund von Powermetal macht man hier nichts falsch. Aber: Kitschresistent muss man schon sein.
Absoluter Höhepunkt für mich ist übrigens das Booklet. Geht das Plattencover noch als einigermaßen stilsicheres Stück Kunst durch, erweist sich der Rest als – für meinen Geschmack – kompletter Totalausfall. Ein goldener Delphin springt über das Bandlogo vor einem quietsche buntem Weltall Hintergrund. Vor quietsche buntem Hintergrund sind auch die Bandfotos abgedruckt. Und ganz am Schluss schwimmfliegen bekifft lächelnde Delfine durch eine Lilie. Ist die Musik schon kitschig, so braucht es für das Booklet ein neues Adjektiv. Immerhin ist es konsequent an die Musik angepasst.
Warum nenne ich es dieses graphische Fiasko dann einen Höhepunkt, wenn ich es offensichtlich als unsäglich empfinde? Nun, ich habe immer wieder mal meine diebische Freude an schlechten Dingen. 

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