Donnerstag, 5. März 2020

Mein CD Regal


Amorphis
Under the Red Cloud




„Früher waren die besser“, „Voll der Kommerzmüll“, „Pop Scheiße für Poser“. Das waren so die gängigsten Kommentare der Metal Silberrücken zu Amorphis, als ich diese so um 2006 rum das erste Mal für mich entdeckte. „Eclipse“ war gerade erschienen, und auf einer jungen Videoplattform im Internet bin ich über das Video zu „The Smoke“ gestolpert. Ganz nett, aber wirklich vom Hocker hat es mich damals nicht gehauen.

Ein paar Jahre später dann waren Amorphis in der Stadt. Ich hatte bis zu diesem Zeitpunkt ein paar mehr Songs gehört, sowohl neueres als auch altes Material. Der Unterschied: gewaltig. Die Neugier war geweckt. Das musste ich mir einfach anschauen.
Kurz: das Konzert war der Knaller. Und nicht das Letzte. Nur auf Platte, da habe ich mich noch nicht an die Band getraut. Etwas aus der von Veteranen so gefeierten „Tales of the Thousand Lakes“ Ära vielleicht? Oder die komplett verschmähte, experimentelle „Am Universum“? Oder doch was Neues? Je länger der Katalog einer Band und je höher deren Experimentierfreude, desto schwerer fällt die Wahl. Fragt man sieben verschiedene Leute, welches Album man auf jeden Fall haben sollte, so bekommt man sieben verschiedene Antworten.

Ein Lieber Mensch hat mir aus der Misere geholfen und zum Geburtstag die Live CD\DVD „Forging the Land of Thousand Lakes“ geschenkt. Von den frühen Sachen bis zum damals aktuellsten findet sich dort Alles. Ein perfekter Querschnitt durch die Bandgeschichte, in guter Ton und Bildqualität. Da „Amorphis“ live zudem richtig gut liefern machte dann weitere CDs erst einmal überflüssig.
Nun sind wieder ein paar Jahre ins Land gezogen, und inzwischen hab ich mir endlich ein Studio Album zugelegt. Warum ausgerechnet „Under the Red Cloud“? Reiner Zufall. Es lag auf dem Wühltisch für einen schmalen Euro.
Und was soll ich sagen. Ich hab Spaß an der Scheibe. Die Death Metal Wurzeln sind bei jedem Song deutlich zu hören, ohne dass es jemals richtig brachial wird. Atmosphäre steht hier deutlich im Vordergrund. Die Songs sind alle recht eingängig und schnell im Ohr. Der Wechsel zwischen Growls und Klargesang sowie die musikalischen Farbtupfer durch Folkelemente sorgen dafür, dass sie auch drin bleiben.

Früher waren die besser? Möglich. Hätte ich „Amorphis“ damals zu „Tales“ Zeiten kennengelernt, würde ich auch jede Scheibe damit vergleichen. Und wäre enttäuscht. Mit Doom Death hat das inzwischen nur noch wenig zu tun. Andererseits ist eine musikalische Weiterentwicklung ja durchaus auch Spannend. Besser als das gleiche Album in leichten Variationen immer und immer wieder Manowar mäßig zu veröffentlichen.
Wie auch immer: ich bin nun einmal zu jung für Vergleiche mit der „Tales“. Somit kann ich mir das Album relativ Vorurteilsfrei anhören und meinen Spaß damit haben. Eine der wenigen CDs, die ich am Stück hören kann. Definitiv nicht meine Letzte „Amorphis“ Scheibe.

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