Donnerstag, 3. Januar 2019

Mein CD Regal


Scar Symnetry

The Unseen Empire

 

 


Mit dem Album „PitchBlack Progress“ hatten Scar Symnetry mich damals kalt erwischt. Düster, brutal und sperrig auf der einen Seite. Melodiös, eingängig und mit einer Priese Radiotauglichkeit auf der anderen Seite. Ein nahezu makelloser Bastard aus Death Metal und poppigen Melodien. Der perfekte Türöffner in die etwas härtere Spielart des Metals. Übrigens auch die erste Band, bei denen ich, mit etwas Übung und Songtext Hilfe, die Growls auch verstanden habe. Verständliche, ganze Sätze anstatt grummel Geräusche, die mehr nach sterbendem Schwein als nach Sprache klingen.
Ich war jedenfalls begeistert. Und dennoch habe ich die Band aus den Augen verloren. Umso größer war meine Freude, als mir ein paar Jahre später beim Stöbern „The Unseen Empire“ in die Hände fiel. Mit den besten Erinnerungen an ihre frühere Großtat habe ich das Ding ungehört mitgenommen und daheim gleich in den CD Spieler gelegt. Nach dem ersten Durchlauf folgte die schnelle Ernüchterung. Enttäuscht stopfte ich die CD in eine dunkle Ecke des Regals.
Gut, dachte ich mir. Du warst zu euphorisch. Ein zweites Pitch Black war nicht zu erwarten. Und an die neuen Sänger muss man sich halt gewöhnen. Lass dem Zeit. So schlecht ist es sicher nicht.
Ich habe dem Album Zeit gelassen. Ich habe mich an die Sänger gewöhnt. Die machen übrigens einen ausgezeichneten Job. Trotzdem, es bleibt eine große Enttäuschung. Das Album klingt immer noch für mich so schlecht wie am Anfang. Dabei hat die Band im Grunde nichts geändert. Die Zutaten sind die Gleichen. Spielerisch auf dem selben hohen Niveau. Einzig: es will bei mir einfach nicht zünden. Es bleibt kaum ein Song hängen. So schnell sich die Lieder in den Gehörgang bohren, so schnell sind sie auf der anderen Seite wieder draußen. Nach dem durch hören habe ich alles schneller vergessen als den Inhalt einer Folge GZSZ. 

Vielleicht liegt es daran, dass zwischen den beiden Alben einfach mal um die 5 Jahre liegen und ich einfach inzwischen schon zu viel von dieser Art Musik gehört habe, um von dem Wechselspiel aus Melodie und Härte noch richtig begeistert zu werden. Dass der Aha Effekt einfach weg ist. Gut möglich auch, dass ich es für ein Top Album halten würde, wenn es meine erste Begegnung mit Scar Symnetry wäre.
Ist es aber nicht. Und so bleibt für mich ein schales Album, dass sich wenigstens im CD Regal einen guten Eindruck macht. Das Doppel Cover macht einiges her und ist der erste künstlerisch sinnvolle Einsatz eines Schubers, den ich bisher gesehen habe.

Warum also ein Album vorstellen, welches mich so gar nicht vom Hocker reißt? Nun zum ersten Mal, weil es vielleicht ja jemanden gibt, der soliden Melodic Death zu schätzen weiß. Der macht hier ganz sicher nichts falsch. Zum anderen, weil es ein gutes Beispiel dafür ist, wie subjektiv Musik nun einmal sein kann und warum ich eben keine klassischen Track by Track Reviews mache, sondern versuche, den persönlichen Eindruck und den Einfluss des Albums auf mich in den Mittelpunkt zu stellen. Eine Band kann Musik machen, die mir grundlegend super Gut gefällt. Spielerisch und Technisch alles richtig machen. Und mich trotzdem kalt lassen, wenn ich sie im falschen Moment kennen lerne. Genauso gut kann eine mäßig talentierte Rumpelkombo mit dem einfallslosesten Scheppersound bei mir Begeisterungstürme hervorrufen – die Gründe, wann mir etwas gefällt und wann nicht sind oft sehr subjektiv.
Diese Subjektivität ist auch der Grund, warum ich Reviews nicht als Kaufentscheidungshilfe sehe. Ein Album muss mir nicht automatisch gefallen, nur weil eine andere Person vor Freude aus dem Sabbern nicht mehr raus kommt. Genauso wenig muss ein Album zwingend schlecht sein, nur weil der Autor gar keine Freude daran hatte und die Zeilen nutzt, um sein Repertoire an Schimpfwörtern, Verunglimpfungen und niederschmetternden Vergleichen der Öffentlichkeit vorzustellen. Reviews sind einfach nur ein Mittel, um in der Flut an Musik ein bisschen den Überblick zu behalten und die ein oder andere Entdeckung dabei zu machen. Außerdem: nichts macht mir mehr Freude beim Lesen als ein richtig guter Verriss.

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